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Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate

Titel: Die Götter - Die Macht der Dunkelheit - Grimbert, P: Götter - Die Macht der Dunkelheit - Les Gardiens de Ji, Tome 3: Le deuil écarlate
Autoren: Pierre Grimbert
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I ch bin Maara’b’ree lu Wallos, König Ke’b’rees älteste Tochter. Am Tage des Zygon in der letzten Dekade des Jägers brach mein vierundzwanzigstes Lebensjahr an. Deshalb betrachte ich mich als jungen Menschen, der sein Leben noch vor sich hat. Doch womöglich bin ich schon jetzt die Herrscherin des wallattischen Reichs. Genauer gesagt: die achtundfünfzigste Thronerbin der B’ree-Dynastie.
    Ich wurde auf diese Aufgabe vorbereitet – zumindest ein wenig. Einst die Krone Guran’b’rees zu tragen, des Vorfahren und Begründers unserer Dynastie, stand mir ebenso bevor, wie unter den verdienstvollsten wallattischen Kriegern einen Gemahl zu wählen und unser Geschlecht durch die Geburt einiger strammer Söhne und hübscher Töchter fortzuführen. Als ich ein Kind war, lag all das noch in weiter Ferne. » An dem Tag, an dem ich zu alt sein werde, um zu regieren«, sagte mein Vater, » wirst du meinen Platz einnehmen, und dein Ehemann wird dir zur Seite stehen, so wie deine Mutter mir zur Seite stand.« Wie einfach mir das Leben damals erschien … Ich habe schon immer die einfachen Dinge bevorzugt.
    Doch jetzt sind die Geister der Vergangenheit zurückgekehrt und haben mein Leben auf den Kopf gestellt. Und alles, was mir bisher klar und sicher erschien, muss ich nun in Zweifel ziehen.
    Ich kann nicht glauben, dass mein Vater tot ist. Doch solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, ist es meine Pflicht, als Königin der Wallatten aufzutreten. Ich hätte nie gedacht, wie schwierig das sein würde. Schon sehe ich mich außerstande, meine erste wichtige Entscheidung zu treffen. Soll ich in mein Land zurückkehren und den Thron besteigen, oder soll ich die Suche nach meinem Vater – oder seiner Leiche – fortsetzen? Soll ich den Fortbestand der wallattischen Dynastie über alles andere stellen und mich in Sicherheit bringen, oder soll ich mich der Gefahr mutig entgegenstellen, um Ke’b’ree zu finden, der zugleich mein König und geliebter Vater ist?
    Ich wurde darauf vorbereitet, ihm auf den Thron zu folgen, das ist wahr. Ich weiß alles über die Wirtschaft unseres Reichs, über den Verlauf seiner Grenzen und die Spannungen, die sich daraus ergeben. Ich habe mir Achtung bei unserem Volk und unseren Soldaten verschafft, indem ich eigenhändig eine Handvoll Thalitten vertrieb, die glaubten, ungestraft unsere Bauernhöfe plündern zu können. Einige Male habe ich mich sogar auf Wunsch meines Vaters, der mich ans Regieren heranführen wollte, mit wichtigen Angelegenheiten befasst. Aber niemand hat mir beigebracht, gegen Dämonen und Hexer zu kämpfen. Jede Faser meines Körpers schreit nach Rache, aber wenn selbst König Ke’b’ree unseren Feinden nicht entkommen konnte, wie soll es dann mir gelingen?
    Oft muss ich an meine Großmutter Che’b’ree denken. Auch sie war noch sehr jung, als sie den Thron bestieg. Ich kann mich kaum an sie erinnern. Alles, was mir von ihr geblieben ist, sind ein paar Erinnerungen an kostbare gemeinsame Augenblicke. Sie war immer sehr ernst, aber jedes Mal, wenn ihr Blick auf mich fiel, lächelte sie. Sie beeindruckte und faszinierte mich sehr. Aus Sicht der vierjährigen Maara war sie uralt, dabei hatte sie gerade einmal ihr fünfzigstes Lebensjahr vollendet. Aber sie war eine würdige Vertreterin des Geschlechts der B’ree: Stolz und unbeugsam, eine Kriegerin mit Leib und Seele, vor allem, wenn es darum ging, die Ihren zu beschützen. Ein paar Monde vor meiner Geburt dankte sie zugunsten meines Vaters ab, nachdem sie ungünstige Bündnisse mit unseren Feinden geschlossen und dadurch den Unwillen der Bevölkerung erregt hatte. Ganz genau habe ich die Zusammenhänge nie begriffen. Jedenfalls gestattete Ke’b’ree ihr, im Palast von Wallos wohnen zu bleiben und an unserem Leben teilzuhaben. So war sie es, die mir meinen ersten Reitunterricht gab.
    Umso tragischer war es, dass ihre Leidenschaft für Pferde sie das Leben kostete, als sie gerade einmal fünfundfünfzig Jahre alt war. Die Frau, die Heere mit Zehntausenden von Soldaten befehligt und das wallattische Königreich in den Wohlstand geführt hatte, brach sich bei einem Sturz vom Pferd das Genick. Ich weiß noch, wie sehr mich bei der Totenwache ihr heiterer Gesichtsausdruck verwunderte. Und selbst mein Vater flüsterte meiner Mutter zu: » Jetzt ruht sie endlich in Frieden.«
    Damals verstand ich die tiefe Bedeutung dieser Worte nicht. Und immer wenn ich danach an einer Totenwache teilnahm und jemand diese Worte aussprach,
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