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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob
Autoren: Jacquelyn Frank
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Jahren erwachsen. Ich kann einfach nicht glauben, dass du dich von mir hast erwischen lassen wie ein Anfänger. Überleg nur mal, was ich für einen angenehmen Abend hätte verbringen können, wenn ich nicht hier stehen müsste, um dich vor dir selbst zu schützen.“
    Kanes grobes Gesicht wurde knallrot bei diesen gezielten Vorwürfen. Und der Vollstrecker war froh darüber, diese Reaktion zu sehen. Sie sagte ihm, dass Kanes Gewissen wieder funktionierte, dass sein normalerweise feiner Sinn für Moral offenbar wieder arbeitete.
    „Es tut mir leid, Jacob. Wirklich“, sagte der junge Dämon schließlich, und diesmal klang es aufrichtig und nicht nach einem weiteren Schachzug, um den Vollstrecker zu beschwichtigen. Jacob konnte erkennen, dass es Kane ernst war, denn er hörte endlich auf, die Rothaarige anzustarren, als werde sie ihm gleich auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert.
    Nachdem die kraftvolle Aura des Vollstreckers Kanes Prinzipien wieder gefestigt hatte, bemerkte der junge Dämon, dass er Jacob in eine unhaltbare Lage gebracht hatte. Vielleicht sogar in einer Weise, die ihr Verhältnis für immer trüben würde. Das schlechte Gewissen, das sich wie ein Messer in seinen Körper bohrte, schnürte Kane die Kehle zu.
    Das Gefühl war ebenso überwältigend wie die Furcht, die sich in ihm ausbreitete. Er hatte sich über die Unantastbarkeit ihrer Gesetze hinweggesetzt. Und das stand unter Strafe, einer Strafe, die eine ganze Spezies nach Atem ringen und zurückweichen ließ, sobald sich der Vollstrecker zeigte. Plötzlich spürte Kane die Last von Jacobs Lage, und sein Mitgefühl wurde zu einem körperlichen Schmerz in seiner Brust.
    „Du wirst diese Frau unbehelligt nach Hause schicken, indem du sie wieder mit ihrem Begleiter zusammenführst, und dafür sorgen, dass sie sich nicht an dein schlechtes Benehmen erinnert“, befahl Jacob sanft, während er die Gefühlswallungen beobachtete, die sich in Kanes Gesicht abzeichneten. „Dann wirst du nach Hause gehen. Deine Bestrafung erfolgt später.“
    „Aber ich habe doch gar nichts getan“, protestierte Kane, als die Angst vor dem Kommenden ihn ergriff.
    „Aber du hättest, Kane. Mach es nicht noch schlimmer, indem du dich selbst belügst. Du wirst nur dich selbst davon überzeugen können, dass ich der Schurke bin, für den andere mich gern halten. Und das würde für uns beide nur schmerzvoll enden.“
    Schuldbewusst erkannte Kane die Wahrheit. Er seufzte und schloss die Augen, um sich zu konzentrieren. Sekunden später kam der Begleiter der Rothaarigen in einem weiten Bogen über die Straße zurück. Er lächelte und rief nach ihr.
    „He! Wo warst du denn? Ich bin um die Ecke gegangen, und plötzlich warst du weg.“
    „Tut mir leid, Charlie. Irgendwas hat mich abgelenkt, und ich habe gar nicht gemerkt, dass du nicht mehr bei mir warst.“
    Charlie hakte sich bei ihr unter, und ohne von den beiden Dämonen, die nur wenige Zentimeter von ihm entfernt standen, überhaupt Notiz zu nehmen, zog er sie mit sich.
    „Gut“, lobte Jacob. Kane hatte es genau richtig gemacht. Der jüngere Dämon wurde immer klüger, je reifer er wurde.
    Kane seufzte und klang äußerst betrübt.
    „Sie ist so schön. Hast du ihr Lächeln gesehen? Ich konnte nur noch daran denken, wie sie lächeln würde, wenn ich …“ Kane wurde rot, als er den Vollstrecker anblickte. Es war Jacob vollkommen klar, dass ihr Lächeln nicht sein einziger Beweggrund gewesen war. „Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren würde, Jacob. Das musst du mir glauben.“
    „Das tue ich.“ Jacob zögerte einen Moment, und zum ersten Mal erkannte Kane, was für ein schrecklicher innerer Kampf es für den Vollstrecker gewesen sein musste, egal, wie er sich äußerlich gegeben hatte. „Mach dir keine Sorgen, Kane. Ich kenne dein wahres Ich. Ich weiß, wie schwer es für uns ist, diesen Fluch zu bekämpfen. Und jetzt“, fuhr er sachlich fort, „geh bitte nach Hause. Abraham wartet dort schon auf dich.“
    Dieses Mal wischte Kane die aufkommende Angst einfach beiseite. Er tat es für Jacob. Er wusste, wie schwer dem älteren Dämon das alles fiel, auch wenn dessen Gedanken zu gut geschützt waren, als dass Kane sie hätte lesen können. „Du tust nur deine Pflicht, wie du sie bei jedem anderen auch tun würdest. Das verstehe ich, Jacob.“
    Dann nickte Kane ihm brüderlich zu. Nachdem er sich kurz umgesehen hatte, ob auch niemand sie beobachtete, verschwand er in einer explodierenden
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