Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
wieder von ihr löste, hielt sie noch einen Augenblick die Augen geschlossen, sichtlich atemlos, dann öffnete sie langsam die Lider.
    »Ich brauche die Erinnerung nicht, um zu wissen, dass ich von diesen Küssen niemals genug bekommen werde.«
    Daraufhin erwiderte sie den Kuss mit einer Leidenschaft, die keinen Raum für Fragen oder gar Vorsicht ließ. In diesem Augenblick begriff ich, dass es ein Band zwischen uns gab, das in verschiedenen Welten Bestand hatte und weder in Bernstein festgehalten werden musste, noch durch jemand anderen zerstört werden konnte. Wie zwei zusammengehörige Hälften fanden wir uns stets aufs Neue, um uns zu verbinden und zugleich nebeneinander zu bestehen.

Epilog
    Mila
    Der Frühsommer war wunderschön in diesem Jahr. In Rezas Garten konkurrierten üppige Pfingstrosen mit verschiedenfarbigen Rhododendren, überall spross zartes Grün hervor und die Apfelblüte war ein einziger Rausch.
    Ich hielt mein Gesicht der Sonne entgegen, sobald sie sich zeigte, schloss die Lider, hinter denen helle Punkte auf schwarzem Grund tanzten. Ich saß auf der Bank, versteckt hinter den Eiben, und hatte meine Beine ausgestreckt. Ich fühlte mich wohl, von Kopf bis Fuß.
    Über ein halbes Jahr war vergangen, seit ich in meinem Elternhaus zu mir gekommen war, ohne zu wissen, wer meine Eltern eigentlich sind. Seitdem war es besser geworden, ein klein wenig zumindest. Einige Bilder, kurze Momente und Sätze aus der Vergangenheit tauchten auf und blieben, erzählten mir davon, wer meine Mutter eigentlich war, wie mein Vater tickte und mit welchen Tricks Rufus beizukommen war. Sam hatte mir angeboten, mir seine Erinnerung zu zeigen, aber ich hatte mich dagegen entschieden. Ich wollte diese Art von Schattenschwingen-Magie nicht zulassen, nicht nach dem, was ich mit Nikolai erlebt hatte, obwohl ich ahnte, dass Sams Berührung ganz und gar anders sein würde.
    Ein sanftes Klopfen auf meinen Scheitel riss mich aus meiner Selbstversunkenheit. Ich drehte den Kopf und blinzelte Sam an, der hinter mir stand. Er schnappte sich das Ende meines langen Zopfes und kitzelte mich damit unter der Nase.
    »Tagträumerin«, zog er mich auf.
    »Und das ausgerechnet von meinem wahr gewordenen Lieblingstraum. Herr Bristol, wissen Sie, dass Sonnenlicht auf der Haut Ihnen besonders gut steht?«
    Sam strich sich verlegen das Haar hinter die Ohren. »Ich bin mir nicht sicher, was ich von deiner Spezialtechnik halten soll, mich zu einem Kuss zu verleiten. Du könntest auch einfach sagen: Küss mich. Ich würde es tun.«
    »Das tust du doch ohnehin. Und so komme ich wenigstens zu dem Vergnügen, dich erröten zu sehen.«
    Endlich bekam ich, wonach ich mich sehnte, einen liebevollen innigen Kuss und noch ein wenig mehr. Jedes Mal, wenn sich unsere Lippen fanden, erkannte ich, wie viel mir dieser junge Mann bedeutete, obwohl ich bislang nur das helle Leuchten seiner Aura in meiner Erinnerung wiedergefunden hatte. All die anderen Dinge, die wir miteinander erlebt und geteilt hatten, waren mir noch verborgen. Ich kam allerdings nur selten dazu, unter dem Verlust zu leiden, denn Sam eroberte mich nicht nur jeden Tag aufs Neue, sondern war stets um mich herum, sodass ich die Vergangenheit nicht brauchte, um zu wissen, wie viel er mir bedeutete.
    Eigentlich warteten unzählige Aufgaben auf Sam, seit die Sphäre sich Stück für Stück der Menschenwelt öffnete und ein vorsichtiges Annähern von beiden Seiten stattfand. Das war auch notwendig, denn die meisten Menschen zeigten sich schlichtweg überfordert von der Vorstellung, dass es mehr als ihre Welt gab und dass diese andere Seite weder Himmel noch Hölle hieß. Bislang hatten die Schattenschwingen nur einige wenige offizielle Vertreter in die Menschenwelt geschickt, solche wie Sam, die den Menschen besonders nah waren, oder solche wie Ranuken, die sich sichtlich wohl auf dieser Seite fühlten. Seit Sam mit meiner Hilfe seine Pforte an der Küste von St. Martin geöffnet hatte, war es zu einem Ansturm von Neugierigen gekommen, aber auch einige Mädchen und Jungen mit ungewöhnlichen Augenfarben waren erschienen, die beim Anblick der Meerespforte zum ersten Mal das Kribbeln ihrer Schwingen am Rücken verspürten.
    Die seit dem Kampf bei der gläsernen Festung ungewöhnlich auf Harmonie gesinnten Schattenschwingen hatten sich gewünscht, dass Sam weiterhin eine führende Rolle bei der Zusammenführung übernehmen würde, aber er wehrte sich bislang erfolgreich dagegen. Über kurz oder lang
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher