Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse

Titel: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse - Heitmann, T: Schattenschwingen - Zeit der Geheimnisse
Autoren: Tanja Heitmann
Vom Netzwerk:
aus Schwarz und Weiß nicht mehr gab, stand auf einem anderen Blatt, aber das schien mir ohnehin nicht sonderlich wichtig.
    Seit ich der Traumpforte durch den von Mila erträumten Himmel entkommen war, fragte ich mich unentwegt, was eigentlich wirklich wichtig war. Ich hatte einen Weg in die Freiheit gefunden, indem ich mich auf Milas Traumflug eingelassen hatte. Ausgebrannt und wund am ganzen Leib war ich dem Inferno entkommen, was angesichts der Gefahr, der ich ausgesetzt gewesen war, ein Klacks war. Dann hatte ich am Strand Mila und Asami gefunden. Mila war vollkommen weggetreten, die Augen leer, sodass ich mich gezwungen sah, in ihr Inneres einzudringen, um festzustellen, ob mehr als ihre Hülle übrig geblieben war. Erst als ich im Dunkel das rötliche Schimmern ihres Wesenskerns erblickte, erlaubte ich mir auszuatmen. Sie würde sich erholen, eines Tages.
    Seitdem wartete ich. Es machte mir nichts aus, dass die Stunden verstrichen, ohne dass ich eine Nachricht von ihr erhielt. Niemand konnte sich umgehend von einer solchen Erfahrung erholen, vor allem wenn die einzigen Erinnerungen in denen an Nikolai bestanden. Ich akzeptierte, dass sie nicht mehr wusste, wer ich war, sich möglicherweise niemals wieder daran erinnern würde, was zwischen uns beiden gewesen war. Sie lebte, das reichte mir. Ich erschrak selbst darüber, wie leicht es mir fiel, sie gehen zu lassen, obwohl sich nichts an meinen Gefühlen zu ihr geändert hatte. Aber wie sollte ich ihr gegenübertreten, wenn das Einzige, was sie mit mir verband, Nikolais Tod war? Solange sich daran nichts änderte, würde ich warten.
    ∞∞
    »Man sollte eigentlich meinen, dass Krieger nicht mit solch einem guten Schlaf gesegnet sind.«
    Ich fuhr aus dem Schwarz und Weiß meiner Träume auf und drehte mich auf die Seite. Prompt durchfuhr mich ein stechender Schmerz, als sich die Tsuba des zerstörten Katanas in meine Seite bohrte. Mehr als der Griff war mir von dem Schwert nicht geblieben, doch das störte mich nicht. Das Katana hatte seine Aufgabe erfüllt, genau wie ich. Dennoch behielt ich es immer bei mir. Langsam richtete ich mich auf dem Ellbogen auf und blickte in das Lagerfeuer, das zwei Armlängen entfernt von mir brannte. Als ich eingeschlafen war, hatte da noch nichts gebrannt. Als ich eingeschlafen war, war ich darüber hinaus allein gewesen.
    »Ich bin kein Krieger«, erklärte ich.
    »Wer oder was bist du dann?«
    Mila beugte sich ein Stück vor, sodass der Feuerschein auf ihrem Gesicht zu tanzen begann. Ich versuchte in ihr zu lesen, doch sie sperrte mich aus, als wäre diese Kunst eine leichte Übung für sie. Es hatte ganz den Anschein, als hätte Nikolais absolute Macht über sie bereits nach kurzer Zeit zu bröckeln begonnen. Wider Willen musste ich lächeln.
    »Wer ich bin, willst du wissen? Derjenige, der auf dich gewartet hat.«
    »Ausgerechnet am Ende der Welt.« Mila schnaufte abfällig durch die Nase. »Es ist nicht gerade ein Kinderspiel, einen Weg über die Klippen zu finden. Vor allem nicht, wenn einen die Dunkelheit auf halbem Weg überrascht.«
    Sie deutete auf ihre Jeans, die am Knie zerrissen war. Dann sah sie mich herausfordernd an, aber ich hielt wohlweislich den Mund. Ich war offensichtlich im Vorteil, denn ich wusste, wie sich eine wütende Mila aufführte, während sie sich erst an ihre eigenen Reaktionen herantasten musste. Wenn in diesem Moment nicht alles auf dem Spiel gestanden hätte, wäre ich glatt in Versuchung gekommen, sie noch ein wenig mehr zu ärgern.
    »Ich bin bei dem heruntergekommenen Wohnwagen bei der Surfschule gewesen, in dem du für gewöhnlich haust, wie Rufus – der Junge, der nach eigener Aussage mein Bruder ist – mir erzählt hat«, trat sie nach. »Als du dort nicht warst, hat er mich zu einer Sternwarte gebracht, in der eine sommersprossige Schattenschwinge mich mit ihren Küssen und Umarmungen fast umgebracht hätte. Ich kann es nach wie vor nicht glauben, dass mein – O-Ton – ›herzallerliebster und absolut superbester Busenfreund‹ den Namen Ranuken trägt und das lebenslange Recht besitzt, jederzeit meinen Süßigkeitenvorrat zu plündern und sämtliche meiner Mangas zu lesen. Vor allem da ich keine Ahnung habe, wo die besonders interessanten Exemplare versteckt sind, obwohl er mich ungefähr tausend Mal danach gefragt hat.«
    Nun musste ich doch grinsen und sofort verengte sie die Augen zu Schlitzen.
    »Das findest du komisch, ja? Aber ich sag dir mal was: Das ist nicht komisch, sondern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher