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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Hoheit.«
    Adele atmete schwer durch die Nase in dem Versuch, ihren Ärger zu verscheuchen. Ihr regloser Körper bebte vor Energie. Sie räusperte sich und brachte ein Lächeln zustande. »Gut. Würden Sie jetzt gerne etwas essen? Ich glaube, ich habe noch die zweite Hälfte eines Granatapfels.«
    »Ich danke Ihnen.« Anhalts Stimme klang tief bewegt, und seine Augen leuchteten, als er den Kopf neigte. »Aber ich muss Sie um die Erlaubnis bitten, mich jetzt zurückzuziehen, Eure Hoheit.«
    Mit einem weiteren Seufzen der Erleichterung verschränkte Adele die Hände hinter dem Rücken. »Also gut. Aber ich erwarte Sie morgen.«
    Der Soldat ließ sich vor ihr auf ein Knie sinken und beugte sich vor. Dann streckte er die behandschuhte Hand aus, nahm den Saum ihres Gewandes und führte ihn an die Lippen. »Ich werde Ihnen dienen bis in den Tod.«
    Sie berührte ihn an der Schulter und ließ ihn aufstehen, während Wärme ihr Herz erfüllte. Er sagte nichts weiter, doch sie fuhren beide jäh herum, als sie Lärm im Korridor hörten. Beunruhigt wollten sie zur Tür eilen, doch da platzte Simon herein. Adele lachte. Die Vitalität des Jungen zauberte stets ein Lächeln auf ihr Gesicht, wenn sie ihn sah.
    »Adele!« Simon drängte sich an ihrer versuchten Umarmung vorbei, doch sie brachte es nicht übers Herz, ihn für sein ungestümes Verhalten zu tadeln.
    Er sprang auf das große Polstersofa in der Mitte des Raumes. In den Armen hielt er eine seltsame Kiste.
    »Was hast du da?«, fragte sie, als sie sich neben ihn setzte.
    »Ein Geschenk! Für dich!«
    Simons Freude war dieselbe, als wenn das Geschenk für ihn bestimmt wäre. Er hatte ein großes Herz, was eine würdige Eigenschaft für einen zukünftigen Kai ser gewesen wäre. Könnte er doch nur der Thronerbe sein!
    »Von wem?«
    »Vom Greyfriar!« Seine Stimme klang dramatisch und geheimnisvoll, das Ergebnis der Lektüre zu vieler fantastischer Geschichten.
    »Was?« Adeles Herz tat einen Satz. Sie starrte die seltsame Kiste an. Sie war abgenutzt und schmutzig, als wäre sie über eine große Entfernung gereist und durch viele Hände gegangen. Doch es war offensichtlich, dass die, die sie getragen hatten, sehr vorsichtig mit ihrer Fracht umgegangen waren. Die Kiste bestand aus Holz und Kupferplatten, die unterteilt waren, als befänden sich dazwischen Schlitze, und sie hörte, dass sich im Innern etwas leise bewegte.
    »Wie ist sie hierhergekommen?«, fragte Adele aufgeregt. »Wer hat sie gebracht? Wo ist er? Es kann doch nicht der Greyfriar gewesen sein! Ist er hier?« Der Gedanke, dass Gareth gekommen war, um sie zu holen, keimte jäh in Adeles Kopf auf. Ihr Griff um ein Kissen, das sie mit beiden Händen festhielt, verstärkte sich, wäh rend sie ihren Bruder flehend ansah.
    »Nein!«, antwortete Simon laut. »Er war es nicht! Das wäre fantastisch gewesen! Es war nur ein Bote. Ich glaube, Mamoru sagte, er wäre aus Greyfriars geheimer Armee im Norden. Aber er ist schon wieder fort.«
    Niedergeschlagen sank Adele wieder in die Kissen. Seit sie nach Alexandria zurückgekehrt war, waren ununterbrochen Geschenke von allen Lords, Ladys, Geschäftspartnern, kleineren Würdenträgern und potenziellen Granden aus dem ganzen Reich und den umliegenden Staaten angekommen. Doch es bereitete ihr keine große Freude, diese Geschenke auszupacken. Schließlich erinnerten sie sie nur an ihre trostlose Zukunft.
    Doch diesmal strichen ihre Finger mit zarter, schmerzlicher Wonne über die Kiste. Nachdem sie den Deckel angehoben hatte, zuckten sie beide erschrocken zusammen, als die graue Katze aus Edinburgh ihren Kopf herausstreckte, die Pfoten auf den Rand der Kiste gestützt. Adeles Bruder jauchzte vor Freude.
    »Eine Katze!«
    Es konnte nicht dieselbe Katze sein, dachte Adele. Sanft hob sie das Tier aus der Kiste. Doch sie war es. Es versetzte Adele einen bittersüßen Schock, das vertraute Fell zu spüren. Edinburgh. Die Burg. Diese schreckliche erste Nacht, in der sie nur das warme Tier zur Gesellschaft gehabt hatte.
    Und nun war es hier. In Alexandria. Gareth hatte das arrangiert. Für sie.
    Liebling schnurrte und rieb sich an ihr. Erinnerungen brachen wieder über sie herein, als wäre es erst gestern gewesen, und erfüllten sie mit Wärme und Glück, wie sie sie seit dem Tag, an dem sie Gareths Burg verlassen hatte, nicht mehr gespürt hatte.
    »Das nenne ich ein Hochzeitsgeschenk!«, rief Simon aus und griff nach der Katze. »Ist diese Katze vom Greyfriar?«
    »Erstaunlich.«
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