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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz
Autoren: Clay und Susan Griffith
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Männer bemerkte Adele einen Uniformmantel, der die gebeugten Schultern von Kaiser Constantine bedeckte. Sein blasses Gesicht leuchtete kurz auf, als er sich umwandte. Die Entfernung war zu groß, als dass sich ihre Blicke hätten treffen können, doch Adele stellte sich vor, dass sie es taten. Ihr Vater hielt inne, und ihr Herz hüpfte. Er kam zurück. Er würde diese drei Schmarotzer abschütteln und zu ihr kommen.
    Eine Bewegung von Lord Kelvin lenkte Constantine ab, und er wandte sich wieder von ihr fort. Die vier Männer verschwanden in einer Horde von Soldaten und Politikern.
    Adele lehnte sich auf der Sänfte zurück, während sie in ihr altes Leben getragen wurde.
    Der Sonnenaufgang über dem Mittelmeer warf einen goldenen Schimmer in Adeles Zimmer. Viele Tage waren vergangen, und ihre Wunden verheilten. Ihre Schulter schmerzte kaum noch, zumindest im Vergleich zu dem Schmerz tief in ihrer Brust.
    Unter ihrem Fenster erstrahlten die Straßen von Alexandria im Licht der Feierlichkeiten, die seit ihrer sicheren Rückkehr in die Arme des großen Senators Clark stattfanden. Der Lärm von Leuten, die ihren Namen und die Verbindung mit ihrem neuen Helden bejubelten, hallte in ihrem Zimmer wider, bis es sie in den Ohren schmerzte.
    Grauen wallte bei dem Gedanken an die bevorstehende Hochzeit in ihr auf. Die Zeremonie war glücklicherweise verschoben worden, um Adele Zeit zu geben, sich von ihren Strapazen zu erholen. Senator Clark war wütend auf den Kaiser gewesen, weil dieser sich weigerte, einen neuen Termin anzusetzen, doch nicht einmal er würde es wagen, die Angelegenheit weiter voranzutreiben, solange die arme Prinzessin um körperliche und geistige Gesundheit rang und gegen die grausigen Erinnerungen an den blutigen Norden kämpfte. Alles, woran sie dachte, waren Gareths Arme, die sie hielten.
    Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, hatte er auf dem zerstörten Deck von Cesares Schiff gestanden, während es der Erde entgegentrieb. Er hatte so allein auf dem sterbenden Schiff ausgesehen. Sie vermisste Gareth mehr, als sie es jemals für möglich gehalten hätte.
    Ein Klopfen an der Tür erklang. Mit einem langgezogenen Seufzen starrte Adele an die Decke. Sie wollte sich nicht mit irgendwelchen Bediensteten auseinandersetzen. Aber sie war die Prinzessin. Der kaiserliche Umhang, den sie ihrem Volk zuliebe wieder umgelegt hatte, scheuerte mehr, als sie ertragen konnte.
    »Herein«, brummte sie mit genug Unzufriedenheit in der Stimme, um hoffentlich jeden spüren zu lassen, dass er nicht willkommen war.
    Die Tür schwang auf, und Colonel Anhalt trat vorsichtig ins Zimmer. Sein Gesicht war von tiefen Gefühlsregungen gezeichnet, was dem sonst so stoischen Gurkha nicht ähnlich sah. Er stand auf der Schwelle, die Arme eng am Körper, und beugte leicht den Kopf.
    Adele lächelte breit und verließ ihren Platz am Fenster. »Colonel Anhalt! Wie wunderbar, Sie endlich wiederzusehen!«
    Anhalt schien verblüfft über ihre herzliche Begrüßung. »Eure Hoheit.«
    Sie zog an seiner behandschuhten Hand. »Kommen Sie doch herein. Was ist los mit Ihnen? Ich werde Tee kommen lassen. Ich hatte schon mehrmals nach Ihnen verlangt, aber man sagte mir jedes Mal, Sie seien fort. Ich hatte schon Angst, dass Sie böse auf mich sind.«
    Ungläubig starrte er sie mit offenem Mund an.
    Adele lachte. »Ich scherze nur. Natürlich wusste ich, dass Sie damit beschäftigt sind, den Krieg zu planen. Kommen Sie, ich will alles darüber hören.« Sie zog an einer Kordel, um nach einem Dienstboten zu läuten.
    Der stämmige Offizier schien völlig verwirrt zu sein. Nur mühsam gelang es ihm, seine Fassung wiederzuerlangen. Bevor er jedoch sprechen konnte, trat ein Dienstmädchen ein, und Adele bestellte ein Tablett mit Tee und Gebäck. Sie zog den Colonel zu einem niedrigen Messingtisch, der von großen Kissen umgeben war, rückte das Khukri zurecht, das immer in ihrem Gürtel steckte, und ließ sich auf ein Kissen fallen. Während sie darauf wartete, dass er sich zu ihr gesellte, blickte sie zu ihm hoch.
    »Eure Hoheit, ich fürchte, ich kann nicht«, stammelte Anhalt.
    »Mein lieber Colonel, ich habe viel zu viel durchge standen, um mir Gedanken übers Protokoll zu machen. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu mir zu setzen. Genau genommen befehle ich es Ihnen.«
    Der Mann tat einen tiefen, beklommenen Atemzug.
    Besorgt beugte sich Adele vor. »Was ist los? Ist etwas mit Simon? Meinem Vater?«
    »O nein! Nein, Hoheit. Es ist alles in
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