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Schattenprinz

Schattenprinz

Titel: Schattenprinz
Autoren: Clay und Susan Griffith
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mit breitflügeligen Kranichen bestickt war, kam näher. Sie wollte widersprechen, dass es ihr gut ging und Simon durchaus etwas für sie tun konnte, doch ihr versagten die Worte. Sie schüttelte nur den Kopf und presste ihren Bruder fester an sich, damit ihn ihr niemand wegnehmen würde. Simon wand sich und rutschte von ihrem Schoß, doch Adele weigerte sich, ihn loszulassen, und drückte seinen Arm so fest, dass er zusammenzuckte.
    Mamoru verbeugte sich mit gefalteten Händen. »Ich bin außerordentlich dankbar, Sie zu sehen, Eure Hoheit. Mehr, als Sie sich vorstellen können.«
    »Mamoru«, hauchte Adele und streckte die andere Hand nach ihm aus.
    Er zögerte, doch dann ergriff er ihre dargebotenen Finger. Mit einem schnellen Blick über die Schulter drängte er den Sanitätstrupp, sich in Bewegung zu setzen und sich um die Prinzessin zu kümmern. Adele ignorierte die Fragen und Bemerkungen der Ärzte und Krankenschwestern jedoch und zog Mamoru näher zu sich. Er beugte sich weit vor, bis sich sein Ohr dicht bei ihrem Mund befand, und runzelte die Stirn, ein sehr ungewohnter Ausdruck, der Überraschung über ihre ungewöhnliche Vertraulichkeit verriet.
    »Danke, Mamoru«, flüsterte Adele. »Dafür, dass Sie Mr. Selkirk geschickt haben. Und für alles, was Sie noch getan haben müssen.«
    Ihr Mentor nickte schnell und sagte mit gedämpfter Stimme: »Bitte, Eure Hoheit, wir können später über diese Angelegenheiten sprechen, wenn wir uns von Ihrer Sicherheit und Ihrem stabilen Gesundheitszustand überzeugt haben. Bitte erlauben Sie den Ärzten, Ihnen zu helfen. Später haben wir noch genug Zeit, uns zu unterhalten.« Mamoru sah ihr in die Augen und betrachtete sie eindringlich. Es war beinahe so, als mustere er eine Fremde. »Ich würde gerne alles erfahren, was Sie über den Greyfriar wissen.«
    Adele versteifte sich und platzte heraus: »Da gibt es wirklich nichts, was ich Ihnen sagen kann. Ich weiß nichts über ihn.« Die Lippen zusammengepresst, atmete sie durch die Nase aus und starrte Mamoru an, ohne mit der Wimper zu zucken. Alles, was sie über Greyfriar wusste, war die Wahrheit, und die konnte sie niemals mit irgendjemandem teilen.
    Über Mamorus Gesicht huschte ein Hauch von Zweifel, und er studierte ihre Miene aufmerksam. Interesse funkelte in seinen Augen bei ihrer überstürzten Aussage. Er fragte sich, was sie tatsächlich über Greyfriar wissen konnte, das sie zu einem solch plötzlichen und heftigen Leugnen bewog. Aber schlimmer noch, er konnte das nagende Gefühl der Furcht nicht ignorieren, dass sie etwas vor ihm verbergen wollte. Es war, wie er befürchtet hatte. Sie war nicht dasselbe Mädchen, das Alexandria vor Monaten verlassen hatte. Diese Frau hatte einzigartige Erfahrungen gemacht, an denen er keinen Anteil gehabt hatte. Das konnte in der Zukunft zu Schwierigkeiten führen.
    Der Samurai erhob sich langsam und sagte mit Bedacht: »Wir werden später über viele Dinge sprechen, Eure Hoheit. Ihre Gesundheit ist im Augenblick die einzige Sorge des Reiches.«
    Adele wandte sich ab, da sie seinen wachsenden Argwohn nicht sehen wollte. Simon hielt ihre Hand, während man sie von ihrem Stuhl auf eine gepolsterte Sänfte bettete, die auf kleinen gasgefüllten Ballons schwebte. Man deckte sie mit einer Decke zu und hielt ihr wohlriechende Salben vors Gesicht, um sie zu beruhigen. Beinahe hätte sie die Augen über die Bemühungen verdreht, als sie zum Landungssteg getragen wurde. Schließlich zog Mamoru Simon fort, damit die Ärzte sie einhüllen konnten. Protestierend setzte sie sich auf der Trage auf, doch Hände legten sich auf sie und beschworen sie, sich zu entspannen.
    »Hört auf damit!«, rief sie. »Simon! Komm mit mir! Wo ist mein Vater?«
    Mamorus ruhige Stimme wehte über sie hinweg. »Seine Majestät war hier, um das Schiff ankommen zu sehen, doch er hat dringende Staatsangelegenheiten, um die er sich kümmern muss. Er wird Sie schon bald genug am Krankenbett besuchen.«
    Adele umklammerte den Rand der dünnen Matratze und suchte die wilde Szenerie um sie herum ab. Ärzte. Matrosen. Hafenarbeiter. Soldaten. Doch ihr eigener Vater war nicht zu sehen.
    Dann entdeckte sie durch das gleißende chemische Licht, das das Flugfeld überflutete, eine Gruppe von Männern, die sich entfernten. Sie sah den blau gekleideten geraden Rücken von Senator Clark und den schwarz gewandeten Lord Kelvin sowie Lord Aden, der Abendgarderobe mit einem Operncape und Zylinder trug. Inmitten dieser großen
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