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Schattenpferd

Titel: Schattenpferd
Autoren: Tami Hoag
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wären.«
    »Stell dir vor«, wiederholte ich, aber ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich war zwölf Jahre Polizistin gewesen. Dieser Beruf und die Menschen und Dinge, denen ich dadurch ausgesetzt war, hatten mir jeglichen Idealismus genommen. Die Geschichte, die mir Dean Soren über Don Jade erzählte, bestätigte nur meine schlechte Meinung von der menschlichen Rasse.
    Während der letzten beiden Jahrzehnte war Jades Name zweimal im Zusammenhang mit Versicherungsbetrug aufgetaucht. Die Masche bestand darin, ein teures Springpferd zu töten, das die Erwartungen nicht erfüllt hatte, den Besitzer dann gegenüber der Versicherung behaupten zu lassen, das Tier sei eines natürlichen Todes gestorben, und eine sechsstellige Versicherungssumme zu kassieren.
    Das war eine alte Gaunerei, die von den nationalen Medien in den Achtzigerjahren aufgegriffen wurde, als eine Reihe Prominenter aus der Springreiterei dabei erwischt worden war. Einige waren für Jahre ins Gefängnis gewandert, darunter ein international anerkannter Trainer und ein Besitzer, der Erbe eines enormen Mobiltelefonvermögens war. Reichtum hat noch niemanden davon abgehalten, habgierig zu sein.
    Jade hatte damals im Schatten des Skandals gestanden, da er Trainerassistent in einem der Ställe war, die auf mysteriöse Weise Pferde verloren hatten. Er war nie angeklagt oder direkt mit den Todesfällen in Verbindung gebracht worden. Nachdem der Skandal aufgedeckt wurde, hatte Jade seinen Arbeitgeber verlassen und war für ein paar Jahre nach Frankreich gegangen, wo er Pferde trainiert und an europäischen Turnieren teilgenommen hatte.
    Schließlich hatte sich das Aufsehen wegen der toten Pferde gelegt, und Don Jade kam in die Staaten zurück und fand ein paar wohlhabende Kunden, die ihm als Grundsteine für den Aufbau seines eigenen Geschäfts dienten.
    Es mag schwer vorstellbar sein, dass ein Mann mit Jades Ruf in seinem Beruf weitermachen konnte, aber es gibt immer neue Besitzer, die nichts von der Vergangenheit des Trainers wissen, und es gibt immer Menschen, die nicht glauben, was sie nicht glauben wollen. Und es gibt immer welche, denen es einfach egal ist. Es gibt immer Menschen, die bereit sind, ein Auge zuzudrücken, wenn sie meinen, dass es ihnen Geld oder Berühmtheit bringt. Daher zog Don Jades Stall Kunden an, die ihn teilweise sehr gut bezahlten, damit er ihre Pferde in Florida bei den Winterturnieren vorführte.
    In den späten Neunzigern war eines dieser Pferde ein Springpferd namens Titan.
    Titan war ein talentiertes Pferd mit einem leider sehr lebhaften Temperament. Ein Pferd, das seinen Besitzer viel Geld kostete und ständig seine Bemühungen zu sabotieren schien, die Kosten wieder hereinzuholen. Der Hengst erwarb sich den Ruf, bockig und eigenwillig zu sein. Trotz seiner Fähigkeiten sank sein Marktwert. Gleichzeitig hatte Warren Calvin, ein Börsenmakler von der Wall Street und Besitzer von Titan, ein Vermögen an der Börse verloren. Und plötzlich war Titan tot und Calvin verlangte 250000 Dollar von seiner Versicherung.
    Die offizielle, von Jade und seinem Stallmeister zusammengestellte Geschichte lautete, dass Titan irgendwann während der Nacht Panik bekam, in seiner Box durchdrehte, sich die Vorderhand brach und an Schock und Blutverlust gestorben war. Doch ein früherer Angestellter von Jade hatte eine andere Geschichte erzählt, hatte behauptet, Titans Tod sei kein Unfall gewesen, Jade hätte das Tier erstickt und das Pferd hätte sich in seiner Panik das Bein gebrochen.
    Eine hässliche Geschichte. Die Versicherung hatte sofort eine Nekropsie angeordnet und Warren Calvin war von einem New Yorker Staatsanwalt überprüft worden. Calvin zog seine Forderung zurück, und die Ermittlung wurde fallen gelassen. Kein Betrug, kein Verbrechen. Die Nekropsie wurde nie durchgeführt. Warren Calvin zog sich aus dem Pferdegeschäft zurück.
    Don Jade überstand die Gerüchte und Spekulationen und betrieb weiter seinen Reitstall. Er hatte ein passendes Alibi für die fragliche Nacht: ein Mädchen namens Allison, die für ihn arbeitete und behauptete, zum Zeitpunkt von Titans Tod mit Jade im Bett gewesen zu sein. Jade gestand die Affäre, verlor seine Ehefrau, trainierte aber weiterhin Pferde. Alte Kunden glaubten ihm entweder oder verließen ihn, und neue, die keine Ahnung hatten, kamen hinzu.
    Einiges davon hatte ich bereits bei meinen Recherchen im Internet und aus Irinas Klatschgeschichten erfahren. Ich wusste, dass Irinas Meinung über Jade
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