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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte
Autoren: Tami Hoag
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einen ungeduldigen Seufzer aus und kletterte aus dem Kastenwagen. Die beiden Männer begannen, darüber zu streiten, wer wann welche Grausamkeit begehen durfte.
    Lauren umklammerte den Griff ihrer Waffe.
    »Denk daran, was ich dir gesagt habe«, flüsterte sie Leah zu.
    Ihre Tochter nickte und presste den Schraubenzieher an ihre Brust.
    »Wo sind meine Notizbücher?«, fragte Ballencoa seinen Kumpan.
    »Da drin in der Tasche. Sie liegt darauf.«
    »Ich will nicht, dass Blut drankommt.«
    »Meine Fresse«, knurrte Hewitt und wandte sich von dem Kastenwagen ab, »ich hol dir deine verdammten Bücher. Du hättest sie einfach nicht aufheben dürfen.«
    Lauren hörte ihn keuchen wie nach einem Tausendmeterlauf. Bitte lass ihn ohnmächtig werden , betete sie. Wenn Hewitt außer Gefecht war, hatten sie eine Chance.
    »Denk, was du willst«, sagte Ballencoa. »Ich hol sie selbst.«
    Etwas Unverständliches vor sich hin murmelnd, kletterte er wieder auf die Ladefläche, ein langes Jagdmesser in der Hand.
    Als er sich nach unten beugte, um den Kabelbinder an ihrem Handgelenk aufzuschneiden, schnellte Lauren herum und schlug zu. Der Hammer streifte Ballencoa an der Stirn. Sie schlug noch einmal zu, aber weil sie nicht richtig ausholen konnte, traf sie ihn nur über dem Ohr.
    Ballencoa schrie vor Schreck und vor Schmerz auf. Er wich zurück, versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. Lauren holte erneut aus, dieses Mal verfehlte sie ihn.
    Blutend und fluchend rutschte Ballencoa von der Ladefläche, stolperte, fiel hin. Lauren richtete sich auf den Knien auf, packte Leah und schob sie auf die offenen Türen zu.
    »Lauf, Leah!«, schrie sie. »Lauf!!«
    Sie sprang aus dem Wagen und warf dabei Ballencoa um, der sich gerade wieder hochzurappeln versuchte. Er landete unter ihr und stöhnte laut auf, als sie ihm ihr Knie in den Bauch rammte.
    Leah sprang aus dem Kastenwagen und versuchte, zur Seite auszuweichen, als der blonde Mann nach ihr griff. Er bekam ihren Arm zu fassen und riss sie zu sich.
    Laut schreiend stieß Leah mit dem Schraubenzieher zu. Sie traf ihn im Gesicht, die Klinge drang in seine Wange, schrammte über Knochen und Zähne. Jaulend taumelte er zurück und tastete mit seiner unverletzten Hand nach dem Griff des Schraubenziehers.
    Den Bruchteil einer Sekunde lang starrte Leah entsetzt auf das, was sie getan hatte. Dann hörte sie die Stimme ihrer Mutter.
    »Leah, lauf!«
    Leah rannte los. Irgendwann hatte sie ihre Schuhe verloren. Durch die rosa Söckchen hindurch bohrten sich Steine und Zweige in ihre Fußsohlen.
    Sie befanden sich irgendwo in den Bergen westlich von Oak Knoll, eine Hügelkette aus rotem Felsgestein und Gestrüpp. Es gab keine Bäume, keinen Wald, in dem sie sich hätte verstecken können. Es gab nur Büsche und Schieferbruch, der unter ihren Füßen wegrutschte, während sie weiterrannte.
    Leah konnte nichts anderes tun, als hügelabwärts zu laufen, bis sie die Straße erreichte. Aber selbst wenn sie so weit kam, war sie damit nicht in Sicherheit. Sie waren mitten in der Einöde. Unter Umständen fuhr auf dieser Straße nur alle paar Tage mal ein Auto.
    Sie versuchte, schneller zu laufen, stolperte und landete auf Knien und Händen. Schluchzend und nach Luft ringend, stand sie wieder auf und warf einen Blick über die Schulter.
    Sie war vielleicht fünfzig Meter von dem Kastenwagen entfernt. Ballencoa war inzwischen wieder aufgestanden und trieb mit dem anderen Mann zusammen ihre Mutter an dem Wagen in die Enge.
    Lauf, ganz egal, was passiert , hatte ihre Mutter gesagt.
    Sie hatte außerdem gesagt, sie müsse tapfer sein.
    Das passte für Leah nicht zusammen.
    Sie hatte keine Waffe mehr, sie hatte den Schraubenzieher losgelassen, nachdem sie damit zugestochen hatte.
    Sie musste unablässig daran denken, dass Leslie das Gleiche widerfahren war. Diese Männer hatten sie entführt und umgebracht, und jetzt würden sie auch ihre Mutter umbringen.
    Leah hatte noch nie in ihrem Leben so viel Angst gehabt. Sie brauchte ihren Vater. Sie brauchte ihre Mutter. Aber niemand war da. Niemand würde sie retten.
    Ihre Hand streifte etwas, das an der Gürtelschlaufe ihrer Reithose hing.
    Der eiserne Hufkratzer, den ihr der Schmied der Gracidas geschenkt hatte.
    Sie löste ihn von der Schlaufe und umklammerte ihn wie eine Kralle. Es war nicht viel, aber es war alles, was sie hatte.
    Sei tapfer, Leah , hörte sie ihre Mutter sagen, als sie sich umdrehte und zurückrannte, um ihre Mutter zu retten.
    Die Hand mit dem
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