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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte
Autoren: Tami Hoag
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Hammer halb erhoben, wich Lauren zurück.
    Hewitt näherte sich ihr von rechts. Er hatte den Schraubenzieher aus seiner Wange gezogen und hielt ihn jetzt wie einen Dolch in der Hand. Mit seinem verunstalteten Gesicht, einstmals so attraktiv und jetzt aufgeschlitzt und blutüberströmt, sah er aus wie ein Ungeheuer. Er versuchte zu schreien und zu fluchen, aber aus seinem Mund kamen nur verzerrte, unverständliche Laute. Seine blutende Zunge schwoll mit jeder Sekunde mehr an.
    Mit der unverletzten Hand den Schraubenzieher umklammernd, kam er schwankend auf sie zu. Sein Blick war glasig und leer.
    Ballencoa näherte sich von links, sein Gesicht war vor Wut verzerrt. Bei seinem Sturz war ihm das Jagdmesser aus der Hand gefallen, aber er hatte es wieder aufgehoben.
    Sie waren beide viel zu nah. Wenn sie noch weiter zurückwich, saß sie zwischen ihnen und dem Kastenwagen in der Falle.
    Wie ein in die Enge getriebenes Tier machte sie einen Satz nach vorn und warf sich auf Hewitt. Er taumelte zur Seite, verlor das Gleichgewicht, und sie stürzten beide zu Boden. Er hatte den Schraubenzieher losgelassen und griff nach Lauren, die verzweifelt wegzukriechen versuchte.
    Er erwischte ihren Fußknöchel und riss sie zurück. Lauren trat um sich wie eine ertrinkende Schwimmerin, befreite sich aus seinem Griff und richtete sich auf.
    Sie war noch keine zwei Schritte weit gekommen, als Ballencoa bei ihr war. Er versetzte ihr einen so heftigen Stoß zwischen die Schulterblätter, dass ihr die Luft wegblieb. Sie stürzte erneut zu Boden und spürte, wie sich die Steine in ihre Haut bohrten.
    Der Hammer entglitt ihrer Hand. Sie tastete danach, bekam jedoch nichts außer harter Erde und Steine zu fassen.
    So hatte sie sich das nicht vorgestellt, dachte sie noch, bevor vor ihren Augen alles schwarz wurde. Wie oft hatte sie sich vorgestellt, dass Roland Ballencoa vor ihr auf den Knien lag und um sein Leben bettelte? Tausendmal? Eine Million Mal?
    In ihren Fantasien hatte er ihr gesagt, wo Leslie war, bevor sie ihn erschoss.
    Brust. Brust. Kopf. Atmen …
    Leah sah, wie ihre Mutter zu fliehen versuchte, sah sie fallen. Sie hörte nichts mehr außer ihrem eigenen Herzschlag, der in ihrem Kopf dröhnte, und dem Stampfen ihrer Füße auf dem harten Boden. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie so schnell gerannt, und trotzdem schnürte ihr die Angst, sie könnte es nicht rechtzeitig bis zu ihrer Mutter schaffen, die Kehle zu.
    Ballencoa hatte ein Messer. Die Klinge blitzte in der Sonne, als er sie hob, und gleich darauf noch einmal, als er sie ihrer Mutter in den Rücken stieß.
    »Nein!!!«, schrie Leah.
    Sie stürzte sich von hinten auf ihn, prallte mit einer solchen Wucht gegen ihn, dass ihr beinahe die Luft wegblieb. Wieder und wieder hieb sie mit dem Hufkratzer auf ihn ein. Wie eine riesige Kralle riss er Haare und Haut aus seinem Hinterkopf, aus seinem Hals.
    Er wand sich unter ihr, um sie abzuwerfen. Leah klammerte sich an ihn und hieb schluchzend weiter auf ihn ein, bis es ihm schließlich gelang, sie abzuschütteln und zur Seite zu schleudern.
    Dann war er auch schon wieder auf den Beinen, presste ihre Arme an ihren Körper und hob sie hoch. Er warf sie in den Kastenwagen, als wäre sie ein Sack Müll.
    Leah stieß einen Schrei aus, als sie auf der Ladefläche aufschlug. Im nächsten Moment war Ballencoa über ihr und legte ihr die Hände um den Hals. Er brüllte etwas, aber sie konnte es nicht verstehen. Sein Gesicht war verzerrt wie das eines Dämons in einem Albtraum.
    Das war das Letzte, was Leslie gesehen hat , dachte Leah, während sie vergeblich versuchte, sich zu wehren, und ihr schwarz vor Augen wurde.
    Mit letzter Anstrengung gelang es Lauren, sich umzudrehen. Sie spürte nicht mehr Ballencoas Gewicht auf sich, aber ihr Körper fühlte sich bleischwer an. Es kostete sie ihre ganze Kraft, einen Fuß zu heben, eine Hand. Die Welt um sie herum bewegte sich in Zeitlupe, schwarz-weiß und lautlos.
    Sie sah, wie Ballencoa Leah hochhob und auf die Ladefläche warf. In ihrem Kopf schrie es NEIN!!! , aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    Sie bewegte eine Hand … einen Fuß … sie zog ein Knie an.
    Hewitt lag immer noch dort, wo sie ihn umgeworfen hatte. Vielleicht war er tot. Sie hoffte es.
    Sie versuchte, Luft zu holen, sich auf einem Knie aufzurichten.
    Sie hatte freie Sicht auf den Laderaum. Ballencoa umklammerte mit einer Hand Leahs Kehle. Mit der anderen zerrte er an ihrer Reithose.
    Genau das hatte er auch Leslie angetan.
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