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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte
Autoren: Tami Hoag
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gewesen, um Roland Ballencoa zu erledigen.
    Jetzt erledigte er sie, dachte sie.
    Die Hecktüren des Kastenwagens wurden geöffnet.
    Lauren drehte den Kopf und sah hinaus, sah Himmel und Büsche und Felsen. Sie waren wirklich mitten in der Einöde.
    Hewitt hatte den BMW nur ein paar Meter entfernt abgestellt. Seine Haut sah grau aus, als er auf sie zukam. Die Wunde an seiner Schulter blutete kaum, aber er hatte seinen mehr oder weniger nutzlosen rechten Arm angewinkelt und presste ihn an den Körper. Die Hand war nur mehr ein grässlich zerfetztes, blutiges Stück Fleisch, aus dem Knochensplitter ragten.
    Zumindest blieb ihr die Befriedigung, dass sie ihn ernsthaft verletzt hatte.
    »Mir geht’s nicht gut«, sagte er zu Ballencoa.
    Ballencoa schenkte ihm keine Beachtung. Sein Blick war auf Leah gerichtet.
    »Ich fang mit der Tochter an«, sagte er und kam auf den Knien in den Laderaum gekrochen. Er blickte auf Lauren, sein Gesicht die nackte Maske des Bösen. »Hast du das gehört, Mommy? Ich werde deine Tochter ficken, und du darfst dabei zusehen.«
    Lauren starrte ihn an.
    »Ich bin gespannt, wie sie ist, verglichen mit ihrer Schwester«, fuhr er fort. »Die war richtig süß. Es hat ihr gefallen. Sie wollte es.«
    Lauren wollte ihn anschreien. Ihn schlagen. Ihm die Zunge herausreißen und sie ihm in den Hals stopfen.
    »O ja«, sagte er, und die Erinnerung ließ seine Stimme heiser klingen. »Sie war heiß und feucht und eng. Und sie hat gar nicht mehr aufgehört zu schreien.«
    »Wo ist sie?«, fragte Lauren, als hätte sie noch die Macht, irgendetwas zu fordern. »Was hast du mit ihr gemacht?«
    Ballencoa blickte mit einem widerlichen Grinsen auf sie herunter. »Es würde mir den Spaß verderben, wenn ich es dir sage. Glaubst du, sie ist noch am Leben? Glaubst du, ich habe sie behalten?«
    »Hey, Rol«, unterbrach ihn Hewitt, »ich meine das ernst.«
    »Dann setz dich hin«, blaffte Ballencoa ihn über die Schulter an. »Was soll ich denn machen? Ich bin kein Arzt. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Er wird sterben«, sagte Lauren.
    Ballencoa lächelte auf sie herunter. »Du auch.«

59
    »Der Hubschrauber soll sofort starten, noch ist es hell«, sagte Mendez. Er stand mit Tanner und Dixon in Lauren Lawtons Einfahrt.
    Das Team der Spurensicherung war eingetroffen und hatte den schicken neuen Kleinbus direkt vor dem Tor geparkt. Die Kriminaltechniker durchkämmten das Haus und die Einfahrt, machten Fotos, Videoaufnahmen, nahmen Blut- und Gewebeproben.
    Mendez wollte lieber nicht darüber nachdenken, wessen Blut oder wessen Gewebe. Laurens Walther hatte auf dem Tisch im Wohnzimmer gelegen. Auf dem Boden hatten sie zwei leere Patronenhülsen Kaliber .380 gefunden. Er hoffte, dass Lauren sie abgefeuert hatte. Er hoffte, dass sie getroffen hatte. Er hoffe, dass wenigstens ein paar der Blutflecken von Houston oder Ballencoa stammten.
    Aber selbst wenn sie einen oder beide der Männer getroffen hatte, änderte das nichts an der Tatsache, dass Lauren und ihre Tochter verschwunden waren.
    »Sie könnten über alle Berge sein«, sagte Dixon.
    »Davon sollten wir nicht ausgehen«, erwiderte Mendez, aber er wusste, dass es durchaus möglich war. Wenn Ballencoa Lauren und ihre Tochter entführt hatte, dann musste er bloß zum Freeway 101 und konnte nach Norden oder nach Süden weiterfahren. Sie konnten längst auf dem Weg nach Mexiko oder nach Kanada sein oder sonst wohin.
    Er hatte die Highway Patrol alarmiert. Jeder Polizist im Umkreis von hundert Kilometern hielt Ausschau nach Ballencoas Kastenwagen und Laurens BMW . Die Hubschrauber der Highway Patrol waren bereits in der Luft und suchten die große Verkehrsader ab, die der Länge nach durch Kalifornien führte.
    »Ballencoa ist zu schlau, um auf den Freeway zu fahren«, sagte Tanner.
    Damit blieben die Bergstraßen. Hunderte von Kilometern. Landstraßen und Forststraßen und Schotterwege, die in die Wildnis führten. Auf beiden Seiten zerklüftete Hügel und tiefe Canyons. Es konnte Tage dauern, eine Leiche zu finden. Es konnte Jahre dauern. Vielleicht würde man sie auch gar nicht finden.
    Von Leslie Lawton war nie die geringste Spur gefunden worden. Mendez betete zu Gott, dass ihrer Mutter und ihrer Schwester nicht dasselbe Schicksal bestimmt war. Die Chance, dass er oder irgendjemand noch rechtzeitig kam, um sie zu retten, war verschwindend gering.

60
    »Ich bring sie um«, sagte Greg Hewitt. »Jetzt, auf der Stelle. Bevor ich ohnmächtig werde.«
    Ballencoa stieß
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