Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
nicht zu sehen. Die Türen zum Laderaum standen weit offen.
    »Hier kommen jede halbe Stunde die Bullen vorbei«, sagte Hewitt. »Wir müssen so schnell wie möglich verschwinden.«
    Ein Zittern durchfuhr seinen Körper. Lauren spürte, dass seine Hand wie unter einem elektrischen Schlag zuckte. Er schien unsicher auf den Beinen zu sein. Mit seinem Klammergriff schien er sich eher an ihr festzuhalten, als sie einschüchtern zu wollen.
    Er führte sie zu ihrem Auto und gab ihr einen Stoß.
    »Wo sind die Notizbücher?«
    »In der Tasche im Fußraum«, sagte Lauren.
    »Dann hol sie, verdammt noch mal!«, fuhr er sie an und hielt sich am Auto fest. Sein Blick war auf die Straße gerichtet.
    Lauren öffnete die Beifahrertür und griff nach der schweren Tasche mit den Notizbüchern und dem Werkzeug, das sie zu Ballencoas Haus mitgenommen hatte – Schraubenzieher, Teppichmesser, Hammer. Wenn sie irgendeines davon in die Hand bekommen könnte …
    Ballencoa wirkte nervös. Er hatte Leah nicht losgelassen, als er ihnen nach draußen gefolgt war, aber er hatte seinen Blick von ihr abgewandt und schaute immer wieder zur Straße.
    »Ich nehme sie in meinem Auto mit«, sagte er. »Du kannst ihres fahren.«
    »Wohin bringen Sie uns?«, fragte Lauren.
    »Ihr werdet einen kleinen Unfall haben«, sagte Ballencoa. Bedeutungsvoll blickte er von Lauren zu Leah, einen begehrlichen Ausdruck in den dunklen Augen. »Irgendwann später.«
    Eine eiskalte Hand griff nach Laurens Herzen. Sie hatte es wissen wollen. In den vergangenen vier Jahren war kein Tag vergangen, an dem sie nicht hatte wissen wollen, was er Leslie angetan hatte. In Kürze würde sie es erfahren.
    Und Leah ebenfalls.
    Diese Erkenntnis war so entsetzlich, dass sie es kaum ertrug.
    »Mir ist schwindlig«, sagte Hewitt. Erneut wurde sein Körper von einem Zittern erfasst.
    »Das ist der Schock«, sagte Lauren leise. Sie sprach zu ihm so sanft wie zu einem Geliebten. »Wahrscheinlich wirst du sterben.«
    Hewitt sah sie wütend an. »Halt’s Maul!«
    »Du bist totenbleich, Greg«, flüsterte sie in zärtlichem Ton und empfand ein perverses Vergnügen, ihm Angst zu machen. »Fühlst du dich schwach? Ist dir kalt?«
    Wie aufs Stichwort zitterte er wieder.
    »Schaff sie ins Auto«, sagte Ballencoa. »Beeil dich.«
    Hewitt packte sie am Genick und zerrte sie zum Kastenwagen. Er versetzte ihr einen Stoß, sodass sie bäuchlings auf der Ladefläche landete, kletterte hinterher und drückte ihr ein Knie in den Rücken.
    Von irgendwoher holte er einen Kabelbinder und band damit ihr linkes Handgelenk an einem mit der Ladefläche verschraubten Metallbügel fest. Die Tasche lag unter ihr. Sie spürte den Hammer an ihrem Bauch.
    Hewitt beugte sich ganz nahe zu ihr, seine Lippen berührten ihr Ohr und weckten in ihr den Drang, so weit wie möglich von ihm wegzurücken. Aus der Wunde in seiner Schulter tropfte sein Blut auf sie. »Ich habe mir das mit dem Mutter-Tochter-Dreier noch mal überlegt«, sagte er. »Ich bin gespannt, ob sie sich genauso gut ficken lässt wie du.«
    Lauren befürchtete, sich übergeben zu müssen. Aber sie riss sich zusammen.
    »Du wirst nicht mehr genug Blut in dir haben, um ihn hochzukriegen, Greg«, sagte sie. »Ich habe dich umgebracht. Du weißt es nur noch nicht.«
    Sie hatte keine Ahnung, ob das stimmte, aber wenn es ihr gelang, ihn zu nervös zu machen, ihn abzulenken, ihm Angst einzujagen, konnte sie vielleicht wertvolle Zeit für sich und Leah herausschinden. Er war bereits unvorsichtig gewesen. Sie lag auf einer Tasche voller Waffen, und er hatte sie lediglich mit einer Hand an den Bügel gefesselt.
    In diesem Moment tauchte Ballencoa hinter ihm auf. »Beeilung!«, fuhr er ihn an. »Rein mit dem Mädchen!«
    Gleich darauf wurde Leah neben ihr in den Wagen gestoßen und mit der rechten Hand an den Metallbügel gefesselt. Die Angst in ihrem Gesicht war mehr, als Lauren ertragen konnte. Das war alles ihre Schuld. Trotzdem sah sie ihrer Tochter fest in die Augen.
    »Bleib ganz ruhig, Schätzchen«, flüsterte sie. Sie lagen nebeneinander, ihre Gesichter nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. »Bleib ruhig. Hörst du?«
    »Mommy, ich habe solche Angst!«
    »Schsch … wir schaffen das«, versprach Lauren, obwohl sie albtraumhafte Bilder vor sich sah, was ihnen in den nächsten Stunden vor ihrem Tod vermutlich bevorstand. Sie würde genau erfahren, was mit Leslie geschehen war. Sie würden das gleiche Schicksal erleiden.
    Als die Türen des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher