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Schattennaechte

Schattennaechte

Titel: Schattennaechte
Autoren: Tami Hoag
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Kastenwagens zugeschlagen wurden, war es, als senkte sich ein Sargdeckel auf sie.

57
    »Ich habe kein gutes Gefühl«, sagte Mendez. Er hatte sein Jackett abgelegt und seine Krawatte gelockert. Seine Hemdsärmel waren hochgekrempelt und ließen muskulöse Unterarme sehen. Sein Körper verbrauchte so viel Energie wie ein Brennofen.
    Bei Lauren ging niemand ans Telefon. Ballencoa war nicht zu Hause. Die Fahndung nach Michael Craig Houston alias Gregory Hewitt und seinem blauen Chevy Caprice war bisher ergebnislos geblieben.
    Tanner saß neben ihm auf dem Beifahrersitz. Bill Hicks auf der Rückbank.
    »Wenn Lauren denkt, dass dieser Typ für sie arbeitet, und er tatsächlich derjenige ist, für den wir ihn halten«, sagte Tanner, »ist das so, als ob jemand denkt, er würde mit einer Strumpfbandnatter spielen, und in Wirklichkeit ist es eine Kobra.«
    »Was haben Sie bloß ständig mit Schlangen?«, fragte Hicks. »Hat das was mit Freud zu tun?«
    »Ich hab einfach nicht oft genug Sex.« Sie warf einen Blick nach hinten. »Hatte Freud dieses Problem auch?«
    »Da stimmt was nicht«, sagte Mendez, als sie sich dem Ende der Old Mission Road näherten.
    »Was Sie nicht sagen«, murmelte Tanner.
    »Das Tor«, erklärte Mendez. »Es steht offen. Da stimmt was nicht.«
    Weit und breit kein BMW von Lauren.
    Auf der anderen Seite der Garage, von der Straße aus nicht zu sehen, stand ein blauer Chevy Caprice.
    »Scheiße«, sagte er leise.
    Er griff nach dem Funkgerät und gab das Kennzeichen des Caprice durch. Dann saß er da und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er wartete. Tanner stieg aus und umrundete das verdächtige Auto.
    »Tony, hier ist Blut«, rief sie ihm zu und zeigte auf den Boden.
    Mendez fühlte sich beschissen. Vince hatte angerufen und ihm eine Liste mit offenen Fällen aus San Diego County, San Bernardino County und Orange County durchgegeben. Vermisste Frauen. Eine lange Liste. Manche davon waren vielleicht Ballencoas Opfer geworden, vielleicht auch nicht. Sie würden sich durch einen Berg von Berichten wühlen und mit Dutzenden von Detectives sprechen müssen. Es würde Wochen dauern, Monate.
    Michael Craig Houston war im Laufe der Jahre einige Male in der Nähe von Ballencoas jeweiligem Wohnort verhaftet worden.
    Mendez stellte sich vor, wie Ballencoa und Houston einander vor vielen Jahren im Gefängnis kennengelernt hatten. Er konnte Vince sagen hören, es wäre nicht das erste Mal, dass etwas richtig Übles dabei herauskam, wenn sich zwei Kriminelle zusammentaten.
    Er dachte an Lawrence Bittaker und Roy Norris, zwei Verbrecher, die sich in den späten Siebzigern in der Men’s Colony in San Luis Obispo angefreundet hatten. Jeder für sich ein Schläger. Gemeinsam hatten sie sich in zwei sadistische Serienmörder verwandelt, die innerhalb von fünf Monaten fünf junge Frauen in L.A. County umgebracht hatten.
    In einem Lieferwagen, den sie Mörder-Mack nannten, waren sie durch die Straßen gefahren und hatten die Stereoanlage so laut aufgedreht, dass die Musik die Schreie der gequälten Frauen übertönte.
    Mendez überlief es eiskalt. Wenn Lauren unwissentlich Michael Craig Houston angeheuert hatte und wenn Houston mit Roland Ballencoa unter einer Decke steckte …
    Mein Gott. Warum konnte sie es nicht abwarten? Instinktiv wusste er, dass sie in Ballencoas Haus eingebrochen war. Sie wollte, dass es endlich vorbei war.
    Zur Hölle mit einem Rechtssystem, das nicht in der Lage gewesen war, ihr zu helfen.
    Das Funkgerät begann zu knistern.
    Der Caprice gehörte Michael Craig Houston.
    Mendez forderte die Spurensicherung an und lief mit gezogener Pistole auf das Haus zu, für den Fall, dass Houston noch drin war, was er nicht erwartete. In diesem Haus war niemand. Dafür war es viel zu still. Als er in die Küche kam, stieg ihm der stechende Geruch von Schießpulver und Blut in die Nase.
    Er sah Blut auf dem Boden, Blutspritzer auf dem Sofa … Umgeworfene Stühle. Zwei Patronenhülsen, die aus einer .380er stammten.
    Er dachte an Lauren und ihre Walther PPK .
    Aber abgesehen von dem Blut gab es keine Spur von den beiden Menschen, die in diesem Haus wohnten.

58
    Zwischen der Fahrerkabine und der Ladefläche, wo Lauren und Leah an den Metallbügel gefesselt auf dem Boden lagen, hing ein Vorhang. Er versperrte jedem, der zufällig durch eines der Fenster schaute, den Blick in den hinteren Teil des Kastenwagens. Allerdings konnten auch die Insassen der Fahrerkabine nicht auf die Ladefläche
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