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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
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verstehen, Najid«, sagte Jack eindrücklich, »ich und meine Begleiter sind ganz und gar nicht in der Stimmung, uns von dir foppen oder gar beleidigen zu lassen. Wir erwarten deine Kooperation. Andernfalls beweise ich dir gern, dass ich nicht immer so gut gelaunt wie eben bin. Haben wir uns verstanden?«
    »Ver...standen«, krächzte Najid. Die Menschen ringsum sahen in einer Mischung aus Mitleid und Sensationsgier zu, wie er ähnlich einer auf dem Rücken liegenden Schildkröte versuchte, wieder auf die Beine zu kommen.
    Sandra, die fünfzehnjährige Tochter der vierköpfigen Müller-Familie, erbarmte sich schließlich seiner und half ihm hoch. In einer Geste, die seltsam unpassend wirkte, schob sie ihm den verrutschten Wüstenturban zurecht und reinigte sein Gesicht von Spuren violett glitzernden Sandes. Die rechte Gesichtshälfte war mit verschlungenen blauen Symbolen überzogen.
    »Danke«, sagte Najid und deutete eine Verneigung an. Dann begab er sich auf Jacks Geheiß an die Spitze des Zuges, orientierte sich für einige Sekunden und ging dann wieder weiter voraus.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Laura zu Zoe.
    »Mir auch nicht.« Die Freundin verzog das Gesicht. »Er sollte sich unbedingt diese Gesichtstattoos weglasern lassen. Ich könnte ihm einen ausgezeichneten Fachmann in Beverly Hills empfehlen. Lucien ist gar nicht so teuer, der Guteste ...«
    Laura unterdrückte einen Seufzer und setzte den Weg fort, so wie alle anderen Überlebenden des Flugs UP 512 der Bahamasair.

    Die Sonne hob sich über den Horizont. Das Rot der Wüstenei gewann an Glanz. Wind kam auf und wehte ihnen feinsten Kristallsand entgegen.
    Eine endlos wirkende Dünenlandschaft breitete sich vor ihnen aus. Die höchsten Kämme waren gewiss dreihundert Meter hoch. Sturmböen pfiffen über sie hinweg und verschliffen sie immer wieder aufs Neue. Die Kämme hingen teilweise über und brachen irgendwann in sich zusammen, um von nachrückenden Dünen verschlungen zu werden. Sie wanderten; wie unendlich langsame Geschöpfe, die kein besonderes Ziel vor Augen hatten ...
    »Du träumst wieder einmal, Laura!«, beschwerte sich Zoe. »Ich kenne diesen Ausdruck in deinen Augen nur zu gut!«
    »Nenn mich verrückt - aber mir gefällt diese Landschaft.«
    »Ja, du bist verrückt.« Zoe schüttelte den Kopf. »Man könnte diese Sandhügel - wie heißen sie noch mal ...«
    »Dünen.«
    »... man könnte diese Dünen, danke, ganz gut als Hintergrund für ein Shooting verwenden. Aber das Licht - es ist grässlich. Was meinst du, wie sehr diese Rottöne deine Hautfarbe, deinen Teint verfälschen? Der beste Maskenbildner der Welt würde sich auf einem derartigen Set die Haare büschelweise vom Kopf reißen. Die Grafiker müssten stundenlang an ihren Laptops sitzen und mit den Bildbearbeitungsprogrammen die Farben neu mischen ...«
    Laura ließ Zoe reden. Sie meinte, die Mechanismen zu durchschauen, die hinter dem seltsamen Verhalten ihrer Freundin standen. Zoe betrieb Realitätsverweigerung. Sie wollte unter keinen Umständen wissen, wo sie sich derzeit befand und was rings um sie vorging. Sie spielte sich selbst so etwas wie Normalität vor. Um zu leben. Um zu überleben in einer Umgebung, wie sie fremdartiger nicht sein konnte.
    Laura zog die Jacke enger um die Schultern. Ihr fröstelte. Welche Abwehrmechanismen würde sie erfinden müssen, um mit den Schrecken Innistìrs fertig zu werden?
    »Pause!«, rief Andreas, der Kopilot. Er hob einen Arm und deutete in den Schatten einer mehrere Dutzend Meter hohen Düne, die den Beginn dieses erstarrten Sandmeers aus Bergen und Tälern kennzeichnete. »Ruht euch aus. In einer Stunde gehen wir weiter.«
    »Endlich!«, seufzte Zoe. Sie zauberte ein Tüchlein aus ihrer Handtasche, das sie fein säuberlich ausbreitete, bevor sie sich zögerlich hinsetzte und die Sonnenbrille von der Stirn klappte. »Lass mich ein wenig allein, Schätzchen.« Sie winkte mit ihren unverschämt langen und unverschämt zarten Fingern. »Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Und ich ahne ohnehin, dass du dich mit deinen Freunden über unser Reiseziel unterhalten möchtest. Also lauf ruhig zu ihnen.«
    »Bist du denn gar nicht neugierig, wo es hingeht und was uns erwartet?«
    »Schlimmer kann's ja kaum noch werden. Ohne Schönheitsköfferchen durch die Wüste stolpern. Ts ...«
    Zoe zog für einen Augenblick die Brille hoch und blickte sie an, bevor sie sich zur Seite drehte, Laura den Po zuwandte und sich auf dem Tüchlein
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