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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Violettschimmer durchzogene Haar. »Verlass dich auf mich.«
    »Womit noch immer nicht die Frage geklärt ist, was wir eigentlich vorhaben.« Laura wandte sich Jack zu.
    »Ich habe im Laufe meiner ... Karriere einige Dinge gelernt«, brummte der groß gewachsene Amerikaner. »Die erste Regel lautet: keine Panik. Die zweite: keine Panik. Die dritte: keine Panik.« Er hob abwehrend die Hände, bevor Laura dazwischenreden konnte. »Diese Liste ließe sich endlos lange fortsetzen; doch irgendwann stößt man auf die zweitwichtigste Erkenntnis: Menschen benötigen unbedingt ein Ziel vor Augen.« Er blickte in Richtung der aufsteigenden Sonne. »Es beginnt mit dem Lebensnotwendigen. Verschaffe ihnen Wasser. Nahrung. Unterschlupf. Sicherheit. Und all dies findet sich logischerweise in der nächstbesten Ansiedlung.«
    »Und die Gefangenen?«
    »Sind ein erster Schritt auf dem Weg in die Sicherheit. Finden wir sie und können wir die Sklavenjäger überrumpeln, machen wir uns mit ihrer Hilfe über die hiesigen Verhältnisse schlau.« Jack zögerte. »Ich denke, wir haben eine echte Chance gegen diese Kerle. Sie rechnen gewiss nicht damit, dass wir ihnen folgen. Wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite.«
    »Kann und wird uns Najid helfen?«
    »Wie du weißt, kenne ich einige Methoden, um ihn zum Sprechen zu bringen. Leider sind einige von uns« - er warf Andreas einen kritischen Seitenblick zu - »allzu zartbesaitet.«
    »Ich zähle ebenso zu diesen zartbesaiteten Mitgliedern unserer Gruppe, was wiederum du wissen solltest«, sagte Laura mit Nachdruck. »Ich unterstütze dich, in jeglicher Hinsicht, und ich sorge, so gut es geht, dafür, dass die Emotionen in der Gruppe nicht allzu hochkochen. Aber für Folter bin ich nicht zu haben.«
    »Man muss es nicht unbedingt Folter nennen ... Wir Amerikaner sind sehr geschickt, wenn es um die Erfindung neuer Begriffe geht.«
    »Nein!«, stellte Laura unmissverständlich fest. »Wir finden andere Wege, um an jene Informationen heranzukommen, die wir benötigen.«
    »J... ja.« Jack versuchte sich an einem schiefen Grinsen. Er wirkte unsicher.
    Hatte sie denn tatsächlich den richtigen Ton für den so hart wirkenden Mann gefunden, hatte sie ihn kraft ihrer Autorität überzeugt?
    Sie und autoritär? Lächerlich! Jedermann in ihrem üblichen Umfeld würde prustend draufloslachen, wenn sie etwas Derartiges von sich behauptete. Sie besaß zweifellos Durchsetzungsvermögen, doch sie scheiterte zumeist an ihrer seltsamen »Gabe«, von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten.
    »Die Leute haben Durst«, sagte sie zu den beiden Männern.
    »Najid führt uns auf direktem Weg zur nächsten Wasserstelle«, versicherte Andreas im Brustton der Überzeugung. »Er hat ebenso wenig Interesse daran, zu verdursten, wie wir alle.«
    »Hoffen wir's. Er könnte uns genauso gut eine Falle stellen und uns in die Arme seiner Kameraden treiben.«
    »Kaum«, meldete sich Jack zu Wort. »Wenn ich ehrlich bin, halte ich ihn für einen eher schlecht ausgebildeten Sklavenjäger und Wüstenbewohner. Er hat einen unsicheren Tritt, rutscht immer wieder weg. Sein Orientierungssinn ist nicht sonderlich gut ausgeprägt, und wenn es nach ihm ginge, wären wir bereits einige Kilometer Umweg gelaufen.«
    »Lasst euch bloß nicht von ihm einlullen«, warnte Laura.
    »Sehe ich so aus?« Jack zeigte seine blendend weißen Zähne
    Laura verabschiedete sich von den beiden Männern und rutschte über den Dünensand zu den anderen Mitgliedern ihrer Schicksalsgemeinschaft zurück. Milt ließ Najid nicht aus den Augen; Sandra Müller scharwenzelte erneut um den Gefangenen herum und kritisierte, dass die Fesseln viel zu eng angelegt wären.
    Laura zwinkerte dem sonnigen Australier zu und ging weiter. Vorbei an Norbert Rimmzahn, der lamentierend im Sand saß und bei drei Mitpassagieren Ansprache fand. Vorbei an Maurice Karys, der bemängelte, dass man mehr auf ihn hören sollte. Vorbei an Mutter, Vater und Sohn Müller, die in irgendwelchen Familienstreitigkeiten verhangen waren - und vorbei an jener Stewardess, in deren Augen sich nichts spiegelte. Sie saß im Sand, die Hände aufgestützt, und starrte blicklos ins Leere. Sie hieß Gloria.
    Zwei Männer beobachteten sie. Die beiden Kerle aus Reihe sechs. Glatzkopf und Bohnenstange. Sie unterhielten sich leise, führten wohl Männergespräche. Unappetitliche Männergespräche, die Gloria zum Thema hatten.
    Laura trat zu Zoe. Die Freundin atmete ruhig und regelmäßig,
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