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Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Wer ist der Schattenlord?
    Ich sehe euch
     
     
    Ich weiß, wer ihr seid.
    Ich weiß, wo ihr seid.
    Ihr glaubt, es gibt mich nicht. Doch ich bin hier.
    Ihr könnt mich nicht sehen, denn ich halte mich im Hintergrund: Ich bin das, was vorüberzieht wie der Schatten einer Wolke, die vom Sonnenlicht verbrannt wird. Ich bin flüchtig und undeutlich, etwas, das ihr nicht bemerkt, weil ihr nicht darauf achtet. Ich lebe schon seit langer Zeit unter euch, doch ihr wisst es nicht.
    Ich nehme Einfluss auf eure Träume, im Wachen wie im Schlafen. Ich ernähre mich von euren Emotionen, ich kitzle sie aus euch heraus. Ihr wisst nicht, wenn ich bei euch bin, an euren Lippen hänge und Worte aus euch sauge, die ihr nicht sagen wollt.
    Fürchtet ihr das Unbekannte? Ihr tut gut daran. Denn das Unbekannte bin ich.
    So lange schon, ihr ahnt es nicht. Ihr wolltet es nie wissen, habt verdrängt und von euch gewiesen. Ihr haltet mich für eine Mär, einen düsteren Alp, der auf euren Brustkorb drückt und euch den Atem abschnürt und euer Herz bedrängt.
    Ich bin nicht eure Angst, o nein, so einfach ist es nicht. Ich bin es, der euch die Angst erschafft, doch ich lasse sie sich frei entfalten, ich kontrolliere sie nicht.
    Spürt ihr die Kälte zur dunkelsten Stunde, kurz vor der Dämmerung, wenn die Nacht stirbt und der Morgen noch nicht geboren ist? Eine Stunde des Zitterns und Bebens, des Dazwischen, hoffnungslos und leer, wenn nur noch Kälte bleibt.
    Das bin ich. Ich verhindere, dass Nacht und Morgen sich jemals nahe kommen, sich jemals auch nur für einen Hauch streifen dürfen, obwohl sie sich seit Anbeginn der Zeit nacheinander sehnen. In einer Welt, wo alles eins ist, sind diese beiden auf ewig getrennt, sie waren es und werden es bis ans Ende sein. Selbst wenn alles dereinst vergangen ist, gibt es keine Hoffnung für sie, selbst wenn die Nacht grau vor Müdigkeit wird, so wird dieses Grau getrennt sein vom Grau des niemals mehr erwachenden Morgens.
    Das gefällt mir. Spürt ihr die Kälte? Oh, wie ich sie genieße. Ich liebe diese Stunde am meisten, es ist die einzige, zu der ich mir eine Ruhepause gestatte und mich ganz und gar hingebe. Es ist wie der Rausch, den ihr bei der Paarung empfindet, wenn ihr dem Höhepunkt entgegenschwingt.
    Das ist mein Glück. Aber nicht mein Streben. Das ist viel höher, größer, weiter … und ihr werdet es erleben, schon bald. Die Zeit wird kommen, da ich aus der Verborgenheit heraustrete, da ihr mich alle schauen werdet, und erkennen, wer euer wahrer Herrscher ist, euer König, euer Gott.
    Ihr werdet mich sehen und erzittern, und ihr werdet euch unterwerfen.
    Der Tag ist nahe.
    Bald wisst ihr, dass ich wahrhaftig bin, bald seid ihr alle mein.
    Glaubt an mich!
    Ich bin der Schattenlord.

 
     
     
     
     
     
    Was
    bisher geschah

Schattenlord 1:
    Gestrandet in der Anderswelt
    Laura (das Covergirl) und Zoe befinden sich auf dem Rückflug von den Bahamas, als das Flugzeug von einem mysteriösen Phänomen erfasst wird und an einem unbekannten Ort mit amethystfarbenem Strand bruchlandet. Moderne Technologie versagt, und es gibt keine Aussicht auf Rettung. War es ein Unfall, oder haben geheimnisvolle Mächte ihre Hand im Spiel? Wohin hat es die Überlebenden verschlagen – und warum steht Laura im Zentrum der Ereignisse?

Prolog
    Der alte Mann
    im Turm
     
    E r humpelte zum Weißen Turmfenster und betätigte die Ruf-Ratsche. Nachdem das Gescheppere und Geklirre den Holzboden gut spürbar zum Vibrieren gebracht hatte, trippelte er weiter, um das morgendliche Zeremoniell am Blauen, Grünen, Roten und Gelben Fenster zu wiederholen.
    Es war ein Tag wie jeder andere. Unter ihm stolzierten die Stadtschreier in ihren kunterbunten Kleidern durch die Straßen, um ihren Pflichten nachzukommen. Sie schrien so laut, magisch verstärkt, dass das Echo von den hohen Mauern widerhallte. Sie erzählten, was sich getan hatte in der Nachbarschaft, wessen Zauber während der Nacht entkommen waren und für Unruhe gesorgt hatten, worauf man heute achten sollte, wie das Befinden dieser oder jener Honoratioren war.
    So sollte es zumindest sein. Molehibbon musste sich auf Vermutungen verlassen, denn er war stocktaub, und der Halbelf war zu weit weg, um die Worte von den Lippen ablesen zu können. Die Jahrzehnte hier oben, in diesem riesigen Resonanzkörper, hatten Opfer gefordert.
    Er griff aus dem Gelben Fenster und tastete nach einer Wurzel des Turmbaums. Dieser hatte sich während der letzten Jahrtausende
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