Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme

Titel: Schattenlord 2 - Stadt der goldenen Türme
Autoren: Michael Marcus Thurner
Vom Netzwerk:
und zerrte an den Armen der Freundin, um sie zum Weitergehen zu bewegen. »Nimm ihn ja nicht ernst.«
    »Ich stinke ... Stinke ich denn wirklich?«, fragte Zoe einen einzeln dahinstolpernden Mann mit mürrischem Gesicht, der sie gerade überholte.
    »Schon.« Der Glatzkopf - einer der überlebenden Passagiere aus Reihe sechs, wie Laura wusste - ging weiter, achtete nicht mehr auf sie.
    »Ich habe das letzte Mal streng gerochen, als ich nahe einer Sandkiste spielte und in ein Hundehäufchen trat«, flüsterte Zoe mit tränenerstickter Stimme. »Damals war ich sechs Jahre alt. Seitdem dufte ich rund um die Uhr. Ich bade in mit ätherischen Ölen angereichertem Wasser, in dem Rosenblätter schwimmen. Danach schlüpfe ich in einen flauschigen Bademantel und massiere eine Lotion ein, während mein Körper noch ein wenig nass ist. Ich massiere den Körper mit einem feinen Striegel, um die Poren mit den Düften anzureichern. Dann das Eau de Toilette. Aqua Eternity. Der Duft nach Bambusblättern, weißem Moschus, Paradiesbeeren und Birne hat mich mein Leben lang begleitet. Und nun ...« Sie schluchzte. »Haben wir denn nicht einmal mehr Reinigungstücher vorrätig?«
    Laura wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Wollte Zoe sie aufheitern, meinte sie es denn ernst?
    Sie befürchtete Letzteres. So gern sie die Freundin auch hatte - mitunter zeigte sie Marotten und Eigenschaften, die es einem nicht leicht machten, zu ihr zu stehen.
    »Komm jetzt weiter!«, verlangte Laura. Damit brachte sie Zoe dazu, hinter ihr herzustolpern. »Möchtest du unbedingt den Anschluss verlieren? Wir müssen beisammenbleiben. Sonst ...«
    Ja. Sonst.
    Die Amethyst-Wüste barg ungeahnte und unbekannte Gefahren. Während der letzten Tage hatte es Tote und Verletzte gegeben, Sklavenhändler hatten sechs ihrer Schicksalsgenossen verschleppt. Und wenn sich die drei Männer, die die kleine Gruppe Menschen anführten, noch so selbstbewusst gaben - auch sie wussten nicht, was es mit diesem geheimnisvollen Land namens Innistìr auf sich hatte.
    An der Spitze des Zuges wurde es laut. Die junge Stimme des gefangenen Sklavenhändlers tönte durch die Nacht, die keine richtige Dunkelheit kannte.
    Laura seufzte. Wieder einmal protestierte Najid, wie er sich nannte, gegen die seiner Meinung nach »ungebührliche Behandlung« durch Jack, den Sky Marshal. Er schien vergessen zu haben, dass er noch vor wenigen Stunden an der Seite jener Beduinen gestanden hatte, die wenig Skrupel bei der Gefangennahme der Menschen gezeigt hatten.
    Die Gruppe kam zu einem Halt. Kinder, Frauen und Männer bildeten einen Halbkreis und beobachteten teils ungeduldig, teils froh über die Ruhepause die verbale Auseinandersetzung.
    »... ihr habt mir nichts zu befehlen!«, rief Najid und warf sich stolz in die Brust. »Ich bin ein freier Mann, und ich nehme keine Anweisungen von Wesen entgegen, die eigentlich das Signum der Sklaven tragen sollten!«
    »Ich dachte, dass wir darüber hinaus wären, Freund?« Jack stellte sich breitbeinig hin. Lässig, selbstsicher, fast provokant. »Ob es dir gefällt oder nicht, Najid: Wir haben das Sagen! Du wirst uns wohl oder übel folgen müssen. Sonst ...«
    Schon wieder dieses so bedeutungsvoll klingende »Sonst ...« Es deutete Dinge an, die irgendwo zwischen Drohung und Angst vor der Zukunft angesiedelt waren.
    Jack trat näher an den an den Armen gefesselten Gefangenen heran. Najid versuchte zurückzuweichen; er stolperte gegen Rimmzahn, einen der Meinungsmacher der Gruppe. Der etwas runde Schweizer schubste ihn mit leuchtenden Augen zurück in Richtung des Sky Marshals; so als erhoffte er sich einen Kampf.
    Und Blut.
    Jack fing den stolpernden Jungen auf, packte ihn und drehte ihn, so schnell, dass Laura die Handgriffe kaum nachvollziehen konnte, mit dem Rücken zu sich. Er umfasste seinen Hals und hielt ihn im Würgegriff. Drückte immer fester zu, gegen den Kehlkopf, schnürte ihm die Luft ab
    Najid röchelte. Er lief blau an, bei offenem Mund, streckte die Zunge weit heraus.
    »Jack ...«, hörte sich Laura sagen.
    Er warf ihr einen Blick zu, der sie wohl beruhigen sollte. Der sagen sollte, dass der Sky Marshal ganz genau wusste, was er tat, und dass er alles unter Kontrolle hatte.
    Najids Körper zitterte, und erst als er die Augen verdrehte und ihn seine Beine nicht mehr trugen, ließ Jack los. Der junge Mann stürzte zu Boden, fiel haltlos vornüber und drehte sich in die Seitenlage, laut nach Luft japsend.
    »Damit wir uns richtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher