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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Ernst Vlcek
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können und war so lange geblieben, bis sich die jungen Wildtiere an ihre neuen Besitzer gewöhnt hatten. Nun war seine Arbeit getan, es hielt ihn nichts mehr in der Stadt, er wollte zu seinem Stamm zurück. Ihn gelüstete jedoch danach, noch ein letztes Mal die Freuden von Tambuk auszukosten.
    »Isga!« rief er, als er in der Menge endlich die Frau entdeckte, nach der er die ganze Zeit über Ausschau gehalten hatte. »Isga, dass ich dich endlich finde!«
    Sie blieb stehen und drehte sich lächelnd nach ihm um, winkte ihm zu und wollte mit wiegenden Hüften weitergehen. Aber Behlem holte sie ein und erklärte ihr, dass er aus Tambuk nicht fortgehen wolle, ohne ein Stündchen in ihrer Gesellschaft verbracht zu haben.
    Sie aber lachte ihn aus und rief: »Du stinkst mir heute zu sehr nach Vogelmist. Was soll ich mit einem, der unter den Schwanzfedern von Orhaken herumkriecht? Ich will einen ganzen Kerl, einen richtigen Mann!«
    »Wenn du Ganif suchst, dann kommst du zu spät«, sagte Behlem. »Ich war dabei, als er sich Legionäre von Bord einer Lichtfähre holte und daraufhin sagte, dass er nun keine Leute mehr benötige, um des Shallads Willen zu erfüllen. Er hat Tambuk inzwischen verlassen und wird bereits in seinem Lager sein. Willst du nicht doch mit mir vorliebnehmen?«
    »Was ist das für ein seltsamer Ausdruck in deinen Augen?« fragte Isga und betrachtete ihn misstrauisch .
    Der Deddeth zog sich schnell tiefer in Behlem zurück, um sich nicht zu verraten. Sofort schwand das Misstrauen aus dem Gesicht der Frau wieder; Isga gab seinem Drängen nach, ohne zu wissen, dass er sie schamlos belog.
    Es war wohl richtig, dass Ganif eine Lichtfähre angehalten hatte, um an die zwanzig Legionäre für seinen Feldzug gegen die Ungläubigen von Bord zu holen. Aber er war daraufhin nicht sogleich in sein Heerlager außerhalb der Stadt zurückgekehrt, sondern hatte eine Schenke drei Straßen weiter aufgesucht. Dort feierte er vermutlich immer noch mit einigen seiner Krieger. Das verschwieg Behlem wohlweislich, um sich seinen Wunsch erfüllen zu können.
    Doch was für den Orhako-Händler ein Vergnügen gewesen wäre, war für den Deddeth nur Zeitverschwendung. Er wartete, bis die beiden in eine stille, menschenleere Seitengasse einbogen, dann zehrte er seinen Wirt auf.
    Das ging so schnell, dass Isga nicht mehr die Zeit hatte, auch nur einen Laut von sich zu geben, als sie sah, wie sich Behlem vor ihren Augen von einem lebenden Wesen in ein runzeliges, vertrocknetes Etwas verwandelte.
    Isga war vor Entsetzen so gelähmt, dass sie dem Deddeth keinerlei Widerstand bot, als er in sie einschlug und ihr seinen Willen aufzwang. Sie wirkte nur ein wenig benommen, als sie in die belebte Hafenstraße zurückkehrte. Doch das merkte niemand, und noch vor Erreichen der Schenke, in der Ganif Labsal und Entspannung suchte, war ihr Schritt wieder locker und der Schwung ihrer Hüften so verführerisch und herausfordernd wie ehedem. Auf Ganif jedenfalls verfehlte sie ihre Wirkung nicht.
    Er war ein großer, kräftiger Morone mit beinahe blauschwarzer Haut. Seine Rüstung aus schön gezeichnetem, edlem Echsenleder gab seiner stattlichen Erscheinung zusätzlich etwas Würdevolles, auch wenn er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen war.
    Bei Isgas Anblick stieß er die anderen Weiber, die seinen Tisch belagerten, fort und zog sich unter dem Gegröle seiner vier Tischgenossen, alles Krieger des Shallads wie er, mit Isga in einen Nebenraum zurück.
    Der Deddeth ließ Isga schnell die Tür schließen und sich von Ganif in die Arme nehmen. Schon bei der ersten Berührung wechselte der Deddeth von der Frau in den Krieger über.
    Isga brauchte dabei nicht zu sterben, denn sosehr der Schatten auch nach der Lebenskraft ihres Körpers gierte, so unterdrückte er diesmal seine Begierde. Er hatte gelernt, dass es manchmal besser war, zu verzichten und keine verräterischen Spuren zu hinterlassen.
    So erwachte die Frau nur wie aus einem bösen Traum, an den sie sich kaum erinnern konnte. Ihr Gesicht drückte Verwirrung und eine heimliche Angst aus, die sich allmählich in Entsetzen verwandelte, als sie Ganifs Blick kreuzte. Wahrscheinlich fand sie in seinen Augen das Unheimliche wieder, das gerade sie selbst beherrscht hatte, ohne es jedoch benennen zu können.
    Mit einem Aufschrei stieß sie den dunkelhäutigen Hünen von sich und floh. Der Deddeth ließ sie gewähren und kehrte in den Schankraum zurück, wo sich Ganif einige anzügliche Bemerkungen
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