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Schattenjagd

Schattenjagd

Titel: Schattenjagd
Autoren: Ernst Vlcek
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seiner Jacke trug. Er wandte halb den Kopf und sagte: »Wenn du nicht willst, dass man dir deine Waffen abnimmt, wirst du sie verstecken müssen.«
    »Sicher«, stimmte Sadagar zu. »Aber wenn ich an Ganif denke, wird mir klar, dass ich sie auch griffbereit halten muss. Was kann er nur gegen dich haben?«
    Mythor hob die Schultern. Er wollte sich einstweilen noch nicht den Kopf darüber zerbrechen.
    »Was wird aus uns?« schrie plötzlich einer der beiden jungen Männer auf der linken Seite. »Sag mir einer, was man mit uns vorhat!«
    »Die wissen es auch nicht, Bruder«, sagte der andere junge Mann, der mit ihm das Tragegestell teilte, während er sich verzweifelt an einer Schlaufe festhielt und den Kopf zum Körper des Diromos abwandte. »Aber ist es nicht egal, wo wir sterben? Du hast es gehört, wir sind für diese Sklavenhalter nichts anderes als Dämonenfutter.«
    »Ich habe einen Schwur geleistet«, sagte der andere. »Ich habe mich verpflichtet, in Logghard für die Lichtwelt zu kämpfen. Nur darum habe ich mich in Sarphand freiwillig den Wilden Fängern gestellt.«
    »Beruhige dich«, rief Sadagar zu ihm hinunter. »Wir haben schwerwiegendere Gründe, um nach Logghard zu gehen, und hadern auch nicht mit unserem Schicksal. Stehen wir dies hier einmal durch, dann werden wir schon einen Weg finden.«
    Sie kamen auf eine Brücke, die über einen Nebenarm des Stromes führte. Obwohl die Brücke von Kolonnen von Reitern, Karren und Fußvolk benutzt wurde, mäßigten die Vogelreiter ihre Geschwindigkeit nicht, sondern bahnten sich rücksichtslos ihren Weg.
    Plötzlich ertönte ein gellender Ruf. »Logghard!«
    Mythor sah, wie der junge Mann aus Sarphand, der geschworen hatte, sein Leben der Verteidigung der Ewigen Stadt zu widmen, sich erhob und von dem Tragegestell abstieß. Er wollte noch nach ihm greifen, um ihn von dem selbstmörderischen Sprung abzuhalten, aber seine Hand fuhr ins Leere. Der Körper des jungen Mannes wirbelte durch die Luft, prallte gegen einen Karren und wurde von diesem zurück und gegen das Geländer der Brücke geschleudert. Von dort fiel er in den Strom.
    »Dummkopf!« sagte Sadagar. »Jetzt wirst du Logghard nie sehen.«
    Ohne weiteren Zwischenfall erreichten sie das Zeltlager der Vogelreiter.
    *
    Das Heerlager bestand aus etwa fünfzig Zelten, von denen die meisten zehn Mann und mehr fassten. Etwas außerhalb davon waren die Gehege für die Laufvögel, von denen jeder eine eigene Koppel hatte.
    Mythor schätzte die Zahl der Orhaken auf etwa zweihundert, Diromen gab es an die dreißig, aber von den pfeilschnellen Diatren entdeckte er nur vier. Die meisten Orhaken standen bewegungslos da, als schliefen sie im Stehen; ihre Köpfe waren mit den Hauben bedeckt. Die viel stämmigeren Diromen, die so kräftig waren, dass sie ihre Schnäbel wie Rammböcke gebrauchen und damit Tore einrennen konnten, waren nur angepflockt, denn sie waren lange nicht so wild wie die Orhaken.
    Unter den Kriegern, die die Zeltstadt bevölkerten, entdeckte Mythor nur ausschließlich dunkelhäutige Moronen, von denen jedoch nur wenige echsenlederne Harnische trugen. Jejed, der Kapitän der Gasihara, mit der Mythor und Sadagar von Sarphand aufgebrochen waren, hatte auch einen Brustpanzer und einen Waffenrock aus einem solchen Echsenleder gehabt, und Mythor vermutete, dass nur höhergestellte Krieger und Schiffskapitäne sie tragen durften. Selbst Ganifs vier Begleiter trugen nur einfache, sandfarbene Burnusse, die sie jedoch mit den Federn ihrer Orhaken schmückten.
    Mythor wurde unwillkürlich an den Vogelreiter Hrobon erinnert, der ihm beim Orakel von Theran ewige Todfeindschaft geschworen hatte, weil er sich ihm gegenüber als Sohn des Kometen bezeichnet hatte – oder zumindest angedeutet hatte, dieser zu sein. Für Hrobon war das Frevel genug gewesen, weil er seinen Gottkönig, den Shallad Hadamur, für die Fleischwerdung des Lichtboten hielt.
    War es möglich, dass Ganif von Hrobon eine Beschreibung seiner Person bekommen hatte und ihn darum aufs Korn nahm? Oder stand Ganif mit den Großen im Bunde und hatte von ihnen den Auftrag bekommen, sich um ihn zu kümmern?
    Aber das erschien Mythor denn doch zu weit hergeholt, denn die Vogelreiter im Dienst des Shallads und die Großen passten nicht zusammen. Wahrscheinlicher war es da schon, dass Ganif von den drei Todesreitern Drudins auf ihn gehetzt worden war. Doch auch diese Möglichkeit verwarf Mythor wieder, denn Ganif war alles andere als dämonisiert, wie
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