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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab
Autoren: Nané Lénard
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machen wollen. Dafür nahm sie regen Anteil am Werden und Gedeihen ihrer Nichten. Eike war zu der Zeit sehr angespannt und zu häufigen Zusatzdiensten eingeteilt worden. Sie sprang ein und unterstützte Toni, die mit den beiden „Frühchen“ rund um die Uhr beschäftigt war.
    Wann immer es Eike möglich war, kümmerte er sich rührend um die Kleinen und unterstützte seine Toni. Als sich im Sophienstift in Jever eine interessante Stelle bot, zog die kleine Familie in den Norden.
    Nach und nach schlich sich die Unzufriedenheit in Tonis Leben. Sie saß mit den Mädchen in Wiefels nahe Jever fest, weil sie dort ihr Pferd auf einem Hof hatte unterstellen können, dessen Besitzer schräg gegenüber ebenfalls ein Haus zur Miete angeboten hatten. Das schien zunächst eine gute Lösung zu sein. Im Weidenweg war es ruhig, aber auf Dauer etwas zu ruhig für eine junge Frau. Die einzigen Außenkontakte, die ihr blieben, waren die Besitzer oder Reiter anderer Pferde auf dem Hof, auf dem auch ihre Stute stand. Wenn Eike nach Hause kam, ging sie reiten oder misten und saß manchmal mit den anderen bis spätabends im Bauwagen. Das Fachsimpeln über die Reiterei machte ihr Spaß. Eike ahnte, wie wichtig es war, dass Toni auch Zeit für sich hatte. Pferde waren seit der Jugend ihre große Leidenschaft gewesen. Er hatte allerdings wenig für diese Gäule übrig, die einfach zu riesig waren, überdies stanken und viel Geld kosteten. Lieberverbrachte er seine freie Zeit in der Natur auf dem Rad oder beim Schwimmen.
    Die unterschiedlichen Neigungen mögen auf Dauer dazu geführt haben, dass sich die Eheleute entfremdeten, wobei Eike trotzdem zufrieden war. Toni jedoch litt darunter, dass ihm eine Ehe wie Bruder und Schwester mit gelegentlich schnell vollzogenem Beischlaf zu genügen schien. Sie wollte mehr. Sie wünschte sich Geborgenheit, die sie auch körperlich fühlen konnte. Einen Mann, der nicht nur alles im Haushalt und mit den Kindern machte, sondern auch in der übrigen Zeit ganz intensiv für sie da war und sie mit seiner Zuwendung glücklich machte.
    Da dieser Zustand nicht eintrat, fühlte sie eine innere Leere, die immer größer wurde und sie zu verschlingen drohte. Der Zufall wollte es, dass sie Horst Schmidt über einen Reiterkumpel kennenlernte. Seine lustige, unbeschwerte Art gefiel ihr. Er war so ganz anders als der eher nachdenkliche, sparsame und kühl wirkende Eike.
    Horst ritt auch, aber nicht auf Pferden. Er fuhr Motorrad. Und er trank gern Bier in der Laube mit Gleichgesinnten. Frank, der seinen Wallach ebenfalls auf dem Hof in ihrer Straße stehen hatte, hatte sie irgendwann auf eine Feier dorthin mitgenommen. Seitdem fuhr sie auch ab und zu allein in die Laube, um Horst nahe zu sein.
    Es dauerte nicht lange, da lag sie in Horsts Arm und kam ihm so nahe, dass sich ein Ei in ihrer Gebärmutter einnisten konnte, bevor Eike überhaupt vermutete, dass etwas mit ihrer Ehe nicht mehr in Ordnung war.
    Die Trennung war unerfreulich und ein Schlag in Eikes Gesicht, weil sie aufgrund der Schwangerschaftso abrupt und endgültig war. Einen kurzen Moment hatte er überlegt, das Kuckuckskind als sein eigenes zu akzeptieren und sich mit Toni darauf zu einigen, lieber zusammenzubleiben, doch sie wollte nicht. Es gab kein Zurück. Sie zog mit den Zwillingen nach Wittmund. Er nahm sich ein Zimmer in Jever und beschloss, sich alsbald eine andere Stelle in einem anderen Ort zu suchen.

Wolf
    Den Anflug eines schlechten Gewissens hatte Wolf, als er dem verdutzten Peter die Haustür vor der Nase zugeschlagen hatte, aber er nahm sich vor, das wieder gutzumachen. Nach einem kurzen Blick in den Herd griff er erneut zum Telefon und rief Moni an, die versprach, schnell rüberzukommen.
    Die Abende waren jetzt nach der Zeitumstellung schon länger hell. Rötlich umspielte die untergehende Sonne alles, was noch unbelaubt war, aber schon grüne Spitzen zeigte, die sich ans Licht drängten. Der Frühling war glücklicherweise nicht mehr aufzuhalten, dachte Hetzer und freute sich, dass er mit diesem Aufbruch in eine neue Jahreszeit auch die nahe Vergangenheit hinter sich lassen konnte. In seinem Kopf hatte die Idee einer Reise an die Nordsee zu wachsen begonnen, nachdem Thorsten Büthe vom LKA diesen Keim in ihn gepflanzt hatte. Warum eigentlich nicht? So ein paar Tage Luftveränderung und Ortswechsel konnten nicht schaden, bevor er in den Alltag zurückkehrte. Nachher oder besser morgen früh würde er sich die Bilder ansehen, die Thorsten
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