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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab
Autoren: Nané Lénard
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machte. Die Stille dazwischen war unangenehm.
    „Eher nicht“, antwortete Wolf durch den Spalt, „wahrscheinlich fahre ich noch ein paar Tage zur Erholung an die See. Ich melde mich morgen. Schönen Abend noch!“ Mit diesen Worten machte er die Tür wieder zu und ließ Peter einfach stehen. Der schüttelte den Kopf und schob das komische Verhalten auf Wolfs momentane Gemütslage. Hoffentlich würde sich die bald ändern. So war er kaum auszuhalten, wie ein anderer Mensch kam er ihm vor. Für einen kurzen Moment schoss ihm noch die wahnwitzige Idee durch den Kopf, dass sein Kollege vielleicht im Haus bedrohtwurde und ihn deswegen nicht reinlassen konnte. Aber genauso schnell, wie ihm das eingefallen war, verwarf er den Gedanken wieder. Lady Gagas feuchte Nase im Türspalt und der leckere Pizzageruch sprachen eindeutig dagegen. Es musste einen anderen Grund geben, warum er sein Abendbrot nicht mit ihm teilen wollte, und er würde ihn herausfinden.

Antonia
    Während sich Verena in vielen Jahren abgemüht hatte ein Kind zu bekommen, war ihre Schwester Antonia mit Nachwuchs geradezu gesegnet worden. Schon in der ersten Schwangerschaft gelang ihr ein Doppelwurf mit zwei Mädchen. Grit und Liv, die Zwillinge, waren zweieiig und sehr unterschiedlich. Während Grit eher die dunklen Locken ihrer Mutter geerbt hatte, kam Liv genau auf ihren strohblonden Vater, der seine dänischen Vorfahren nicht verleugnen konnte. Antonia selbst verfügte über ein feuriges Temperament und war zeitlebens von einer vagen Unruhe geplagt, von der sie selbst nicht wusste, woher sie gekommen war. Aber möglicherweise gab es auch gar keinen Grund, sondern es war einfach nur ihr Naturell.
    Da Antonia das Nesthäkchen der Familie von Bodenstein war und ihre promovierten Eltern bestrebt gewesen waren, sich in ihren Berufen zu verwirklichen, blieb ihr wenig Zeit mit Vater und Mutter. Verena, die fast zehn Jahre älter war, wurde zu ihrer eigentlichen Bezugsperson. Toni, wie sie von der Schwester genannt wurde, hing an ihr wie der Teufelan der Seele. Das empfand die Ältere zunächst als angenehm und niedlich. Als sie jedoch in die Pubertät kam und auch mal ungestört in ihrem Zimmer knutschen wollte, nervte die Kleine von Zeit zu Zeit.
    Toni konnte nicht verstehen, wieso sie nicht wie immer willkommen war und dabei sein konnte, wenn Freunde kamen. Sie klopfte dann, schob Zettel unter der Tür hindurch oder fing sogar an zu weinen, wenn sie ihren Willen nicht bekam. Sonntagsmorgensmachte sie sich einen Spaß daraus, Verena auf Anweisung ihrer Eltern zu wecken. Dabei stürmte sie das Zimmer, riss das Außenrollo hoch und stellte den Kassettenrecorder auf volle Lautstärke. Das weckte selbst den genüsslichsten Schläfer und Verena stand mit einem Fluchen auf. Allerdings beruhigte sie sich schnell wieder, denn sie konnte nicht lange böse auf die Kleine sein.
    Trotz des großen Altersunterschieds gab es eine innige Verbindung zwischen den ungleichen Schwestern, die niemals abriss. Für Toni war es ein schwarzerTag, als die Ältere kurz nach dem Abitur in eine Wohngemeinschaft zog und mit dem Studium anfing. Sie weinte sich nächtelang in den Schlaf und konnte es einfach nicht verstehen. Zu Hause war doch genug Platz gewesen, da war sie gewesen. Sie brauchte sie doch. Toni fühlte sich von ihrer Schwester im Stich gelassen. Verena jedoch saß auf den Umzugskartons in ihrem neuen Zimmer und fühlte sich frei. Sie war endlich unabhängig und konnte tun und lassen, was ihr gefiel. Sie konnte ausschlafen, so lange sie wollte, essen, was ihr schmeckte. Herrlich!
    Dass das eigenständige Leben auch seine Schattenseiten haben konnte, erfuhr sie erst später.
    Antonia hielt unterdessen ihre Eltern auf Trab. Sie schleppte eine Katze an, die nur nach großem Theater leidlich geduldet wurde und hatte Freunde, die weder Vater noch Mutter für standesgemäß hielten. Alles beruhigte sich später, als sich Toni mit einem jungen Kollegen ihres Vaters einließ, der seinen Facharzt für Innere Medizin an der MHH in Hannover machte. Mit Eike Svenson wurde alles gut. Man verstand sich auch mit dessen Eltern, die mittlerweile in der Nähe von Eckernförde lebten. Als dann dieZwillinge unterwegs waren, schien Tonis Leben absolut perfekt zu sein. Und obwohl es die Mädchen ein bisschen zu eilig hatten, ins Leben zu treten, waren doch keine Schäden zurückgeblieben. Verena lebte diese Schwangerschaft mit, denn sie hatte noch keinen Mann gefunden, den sie zum Vater hatte
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