Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Hause, aber sie würde sicher bald heimkehren, und dann konnte sie gewiß Zuspruch gebrauchen. Er machte sich auf den Weg zu ihrem Haus in Placentia.
    Helles Sonnenlicht fiel durch die Windschutzscheibe des Thunderbird und bildete komplexe Fleckenmuster, als Ben an einigen Bäumen mit überhängenden Zweigen vorbeikam. Nach einer Weile schaltete er das Radio aus und legte eine Glenn Miller-Kassette ein. Die Melodien von >String of Pearls< erklangen, und plötzlich fiel es Ben Shadway schwer sich vorzustellen, daß an einem so schönen Tag jemand sterben konnte.
    Nach seinem eigenen System der Persönlichkeitseinschätzung war Benjamin Lee Shadway ein Mann mit starkem Vergangenheitsfokus. Er zog alte Filme den neueren vor. De Niro, Streep, Gere, Field, Travolta und Penn faszinierten ihn nicht annähernd so wie Bogart, Bacall, Gable, Lombard, Tracy, Hepburn, Cary Grant, Willam Powell und Myrna Loy. Seine Lieblingsbücher stammten aus den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren: Hard-boiled-Krimis von Chandler, Hammett und James M. Cain, auch die frühen Nero Wölfe-Romane. Was Musik anging, bevorzugte er Swing: Tommy und Jimmy Dorsey, Harry James, Duke Ellington, Glenn Miller, den unvergleichlichen Benny Goodman.
    Zur Entspannung baute er funktionsfähige Lokomotivmo delle, und er sammelte Dinge, die mit der Eisenbahn in Zusammenhang standen -für eine vergangenheitsorientierte Person gab es kein nostalgischeres Hobby.
    Natürlich lebte Ben Shadway nicht nur im Gestern. Als Vierundzwanzigjähriger hatte er eine Maklerlizenz bekommen, und sieben Jahre später machte er sich selbständig.
    Jetzt, mit siebenunddreißig, besaß er sechs Büros, in denen dreißig Angestellte für ihn tätig waren.
    Abgesehen von seiner Arbeit gab es noch eine andere Sache, die Ben von Eisenbahnen, alten Filmen, Swing-Musik und seinem allgemeinen Vergangenheitsfokus ablenken konnte: Rachael Leben. Die tizianrote, grünäugige, langbeinige und überaus reizende Rachael Leben.
    Irgendwie war sie wie das Mädchen von nebenan -und gleichzeitig eine der eleganten Schönheiten aus einem Film der dreißiger Jahre, eine Mischung aus Grace Kelly und Carole Lombard. Ben erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Rachael hatte sich an seine Agentur gewandt, um ein Haus zu finden, doch ihre Beziehung beschränkte sich nicht nur auf seine Rolle als Makler. Seit inzwischen fünf Monaten trafen sie sich regelmäßig. Zuerst war Ben so von ihr fasziniert gewesen wie jeder Mann von einer besonders attraktiven Frau. Er fragte sich, wie ihre Lippen schmeckten, wie sich ihr Körper an seinem anfühlen mochte, wie es war, mit den Fingerkuppen über ihre Brüste und Schenkel zu streichen. Kurz darauf aber fand er Rachaels scharfen Verstand und ihr großzügiges Wesen mindestens ebenso reizvoll.
    Ben liebte Rachael, und eigentlich zweifelte er nicht daran, daß sie seine Gefühle erwiderte. Trotzdem hatten sie noch keine Nacht unter der gleichen Bettdecke verbracht. Zwar war Rachael eine gegenwartsorientierte Frau und wies die beneidenswerte Fähigkeit auf, alles Angenehme eines gegebenen Zeitpunkts voll auszukosten, doch das bedeutete nicht, daß sie die Bereitschaft mitbrachte, häufig den Partner zu wechseln. Sie sprach nicht offen von ihren Empfindungen, aber vermutlich wollte sie, daß sich ihr Verhältnis in kleinen Schritten entwickelte, langsam und stetig. Eine ruhige Romanze gab ihr Zeit genug, sich über ihre eigenen Ge fühle klarzuwerden und sie zu genießen, das stabiler werdende Band zwischen ihnen auf schwache Stellen zu untersuchen.
    Ben Shadway hatte nichts dagegen, daß sich Rachael soviel Zeit nahm. Er spürte Tag für Tag, wie ihr Bedürfnis nach einander zunahm, und er freute sich bereits auf ihre erste Nacht, auf die zu erwartende Intensität ihrer körperlichen Liebe. Das sexuelle Verlangen kumulierte allmählich, und wenn sich diese angestauten Energien entluden, mußte das letzt endlich zu einer ganz besonderen und einzigartigen Erfahrung führen.
    Außerdem war Ben aufgrund seiner Vorliebe für vergangene Werte in dieser Hinsicht ausgesprochen altmodisch. Er hielt nichts davon, mit einer Frau, die ihm gefiel, sofort ins Bett zu hüpfen und flüchtige Befriedigung zu suchen. Statt dessen zog er es vor zu warten, bis sich eine geeignete Gelegenheit ergab, bis in dem Gewebe der emotionalen Verbindung zwischen Rachael und ihm nur noch ein letzter Faktor fehlte: der Liebesakt.
    Ben parkte seinen Thunderbird auf der Zufahrt vor Rachaels Haus,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher