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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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knappen Worten berichtete die junge Frau vom Ge spräch in der Anwaltskanzlei, schilderte dann auch den Streit auf dem Bürgersteig. Detailliert beschrieb sie den Unfall und den gräßlichen Zustand der Leiche. Es war fast, als müsse sie alle Einzelheiten nennen, um sich von dem Schrekken zu befreien. Sie erwähnte auch ihren Abstecher zum Bestattungsunternehmen, und während sie sprach, ließ das Zittern ihrer Hände allmählich nach.
    Ben saß ganz dicht neben ihr, sah sie an und legte ihr die eine Hand auf die Schulter. Dann und wann massierte er ihren Nacken und strich über Rachaels kupferbraunes Haar.
    »Dreißig Millionen Dollar«, sagte er, als sie schließlich schwieg. Er lächelte schief und schüttelte den Kopf. Eine Ironie des Schicksals, dachte er. Rachael wollte sich mit wenig begnügen, und nun bekam sie alles.
    »Eigentlich möchte ich das Geld gar nicht«, erwiderte sie. »Ich habe bereits daran gedacht, es irgendeiner Stiftung zu überlassen. Zumindest den größten Teil.«
    »Es gehört dir -du kannst damit machen, was du willst. Doch ich gebe dir einen guten Rat: Laß dich jetzt zu keinen Entscheidungen hinreißen, die du später vielleicht bedauerst.«
    Rachael starrte in ihr Champagnerglas. »Er geriete natürlich ganz außer sich, wenn ich es verschenkte«, sagte sie leise.
    »Wer?«
    »Eric.«
    Es verwunderte Ben, daß sich Rachael Gedanken darüber machte, was Eric von ihrem Beschluß gehalten hätte. Offenbar stand sie noch immer unter der Wirkung des Schocks. »Du solltest dir genug Zeit nehmen, um dich an deine neue Lage zu gewöhnen.«
    Sie seufzte und nickte. »Wie spät ist es?«
    Ben sah auf seine Uhr. »Zehn vor sieben.«
    »Heute nachmittag habe ich einige Leute angerufen und ihnen von dem Unfall und der bevorstehenden Beerdigung erzählt. Aber bestimmt gibt es noch dreißig oder vierzig andere, die ich ebenfalls benachrichtigen sollte. Eric hatte keine nahen Verwandten, nur einige Vettern und Kusinen. Und eine Tante, die er verabscheute. Die Liste seiner Freunde ist ebenfalls nicht sonderlich lang. Er war kein Mann, dem viel an Freundschaften lag. Dafür sind seine Geschäftspartner um so zahlreicher.«
    »Ich könnte dir mit dem Autotelefon in meinem Wagen helfen«, bot Ben an. »Zusammen werden wir schneller fertig.«
    Rachael lächelte dünn. »Würde sicher einen prächtigen Eindruck machen: Der Geliebte der Ehefrau, der ihr dabei hilft, die Bestattung des Ehemanns vorzubereiten...«
    »Die anderen Leute brauchen nicht zu wissen, wer ich bin. Ich sage einfach, ich sei ein Freund der Familie.«
    »Und das wäre auch nicht gelogen«, erwiderte Rachael. »Immerhin besteht die Familie jetzt nur noch aus mir. Du bist mein bester Freund, Benny.«
    »Mehr als nur ein Freund.«
    »O ja.«
    »Viel mehr, hoffe ich.«
    »Ich ebenfalls«, sagte sie.
    Rachael gab ihm einen zärtlichen Kuß.
    Nacheinander riefen sie die vielen Geschäftspartner Erics an, und um halb neun stellte Ra chael plötzlich fest, daß sie Hunger hatte. »An einem solchen Tag, und nach allem, was ich heute erlebte... Mein Appetit scheint darauf hinzudeuten, daß ich ziemlich abgebrüht bin.«
    »Ganz und gar nicht«, widersprach Ben. »Das Leben geht weiter.«
    Rachael überlegte kurz. »Ich fürchte, ich kann dir kein großartiges Abendessen anbieten. Ich habe nur die Zutaten für einen Salat im Haus. Und vielleicht könnten wir uns einige Rigatoni kochen und ein Glas Ragü-Soße aufmachen.«
    »Ein königliches Mahl.« Rachael nahm die Pistole mit und legte sie neben den Mikrowellenherd.
    Auch in der Küche waren die Rolläden geschlossen. Ben trat an eins der rückwärtigen Fenster heran und streckte die Hand aus, um die Lamellen der Blende aufzuklappen.
    »Bitte nicht«, sagte Rachael rasch. »Ich möchte... ungestört bleiben.«
    »Vom Hinterhof aus kann uns niemand sehen. Die Mauern dort sind recht hoch.«
    »Bitte.«
    Ben zuckte mit den Schultern und ließ die Blende geschlossen.
    »Wovor hast du Angst, Rachael?«
    »Angst? Da täuschst du dic h.«
    »Und die Pistole?«
    »Ich sagte es doch schon: Ich wußte nicht, wer an der Tür war, und nach allem, was heute geschehen ist...«
    »Jetzt weißt du, daß ich geklingelt habe.«
    »Ja.«
    »Und du brauchst keine Waffe, um mich in Schach zu halten. Ich begnüge mich mit der Aussicht auf den einen oder anderen Kuß von dir.«
    Rachael lächelte. »Ich schätze, ich sollte sie ins Schlafzimmer zurückbringen. Macht sie dich nervös?«
    »Nein. Aber ich...«
    »Ich
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