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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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dumpfe Furcht in ihr, und sie spürte jetzt, wie sie sich erneut in Panik zu verwandeln drohte.
    »Die sterblichen Überreste Ihres Gatten wurden heute mittag um 12.14 Uhr hierher ins Leichenschauhaus gebracht«, fuhr Kordell fort. »Da wir bereits hinter dem normalen Zeitplan zurücklagen und ich am Nachmittag noch einen Termin wahrnehmen mußte, beauftragte ich meine Assistenten, die Autopsien in der Reihenfolge der Eintragungen durchzuführen. Ich nahm mir vor, Ihren Mann um sechs Uhr dreißig heute abend zu untersuchen. Als ich hierher zurückkehrte und mit den Vorbereitungen begann, wies ich einen meiner Mitarbeiter an, Dr. Lebens Leiche zu holen. Doch sie konnte nirgends gefunden werden.«
    »Vielleicht hat man sie im falschen Kühlfach untergebracht«, vermutete Benny.
    »So etwas ist während meiner Amtszeit nur sehr selten passiert«, sagte Kordell in einem Anflug von Stolz. »Und bei jenen wenigen Gelegenheiten gelang es uns immer innerhalb von fünf Minuten, den verschwundenen Leichnam zu ent
    decken.«
    »Im Gegensatz zu heute abend«, stellte Benny fest.
    »Wir haben fast eine Stunde lang gesucht«, sagte Kordell kummervoll. »Überall. Die Sache ist mir ein Rätsel. Gibt überhaupt keinen Sinn. Eine Leiche kann sich schließlich nicht einfach in Luft auflösen.«
    Rachael merkte, daß sie die Handtasche auf ihrem Schoß so fest umklammerte, daß ihre Knöchel weiß hervortraten.
    »Dr. Kordell«, hörte sie Bennys Stimme wie aus weiter Ferne, »wäre es denkbar, daß Dr. Lebens Leichnam durch ein Versehen in eine private Leichenhalle transportiert wurde?«
    »Man informierte uns vor einigen Stunden, daß die Attison Brothers mit der Beerdigung beauftragt seien, und deshalb setzten wir uns mit ihnen in Verbindung, als unsere Suche erfolglos blieb. Wir vermuteten, sie hätten den Leichnam ohne Genehmigung abholen lassen, vor der nach dem Gesetz notwendigen Autopsie. Aber das Bestattungsunternehmen teilte uns mit, man habe auf unsere Freigabe gewartet. Mit anderen Worten: Die Attison Brothers wissen ebenfalls nicht, was aus Dr. Lebens Körper geworden ist.«
    »Meine Frage zielte in eine andere Richtung«, sagte Benny. »Wäre es möglich, daß Dr. Lebens Leiche mit einer anderen verwechselt wurde, die zur Abholung bereitlag?«
    »Das haben wir ebenfalls überprüft. Nach 12.14 Uhr, dem Einlieferungszeitpunkt Dr. Lebens, gelangten vier Leichen zur Auslieferung. Wir schickten Angestellte zu den Bestattungsunternehmen, um die entsprechenden Identitäten zu überprüfen und festzustellen, ob eine Verwe chslung mit den sterblichen Überresten Dr. Lebens vorlag. Das war nicht der Fall.«
    »Was kann dann mit seiner Leiche geschehen sein?« fragte Benny verwundert.
    Rachael schloß die Augen und lauschte dem makabren Gespräch. Nach einer Weile schien es ihr, als kämen die Stimmen aus den Tiefen ihres eigenen Ichs, als lösten sie sich von den Bildern des Alptraums, die nach wie vor an ihren inneren Pupillen vorbeizogen.
    Kordell räusperte sich verlegen. »So verrückt das auch klingen mag: Wir müssen davon ausgehen, daß der Leichnam gestohlen wurde.«
    »Was ist mit der Polizei?« erkundigte sich Benny.
    »Wir haben sie sofort verständigt, als wir zu dem Schluß gelangten, daß Diebstahl die einzige Erklärung ist«, erwiderte der Gerichtsmediziner. »Die Beamten sind unten, in der Leichenhalle, und natürlich würden sie gern mit Ihnen sprechen, Mrs. Leben.«
    »Sind Ihre Sicherheitsmaßnahmen so unzureichend, daß einfach jemand von der Straße hereinschlendern und eine Leiche fortbringen kann?« fragte Benny scharf.
    »Natürlich nicht«, sagte Kordell. »So etwas ist noch nie geschehen. Nun, eine fest entschlossene Person wäre vielleicht in der Lage, eine Lücke in unserem Sicherheitsnetz zu finden. Doch das erforderte minuziöse Vorbereitungen und eine Menge Zeit. Und der Dieb könnte keineswegs sicher sein, Erfolg zu haben.«
    »Aber diese Möglichkeit läßt sich nicht ganz ausschlie ßen«, brummte Benny.
    Rachael hatte noch immer die Augen geschlossen und versuchte, die Entsetzensbilder aus sich zu verdrängen, ihre Farben mit der Graue des Vergessens verblassen zu lassen.
    »Ich möchte Ihnen vorschlagen, mich in die Leichenhalle zu begleiten«, sagte Everett Kordell. »Dann sehen Sie selbst, wie ernst wir es mit der Sicherheit nehmen und wie schwierig es wäre, eine Leiche zu stehlen. Mrs. Leben? Fühlen Sie sich stark genug, um mit mir zu kommen?«
    Rachael schlug die Augen auf und begegnete
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