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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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direkt neben ihrem roten Mercedes, den sie nicht in der Garage abgestellt hatte.
    Dichte Bougainvillea wuchs an der einen Wand des Bungalows, mit Hunderten von roten Blüten, und einige Ranken reichten bis zum Dach empor. Mit Hilfe des Gitters formten die Pflanzen eine lebende, grüne und scharlachrote Markise über der Veranda.
    Ben stand im kühlen Schatten unter dem Blätterdach, klingelte mehrmals und überlegte mit wachsender Besorgnis, warum Rachael nicht die Tür öffnete.
    Im Innern des Hauses ertönte Musik - und verklang abrupt.
    Als Rachael schließlich aufmachte, hatte sie die Sicherheitskette vorgelegt und blickte argwöhnisch und auch ein wenig furchtsam durch den Spalt zwischen Tür und Rahmen. Sie lächelte erleichtert, als sie ihn sah. »Oh, Benny. Ich bin ja so froh, daß du es bist.«
    Sie löste die Kette und ließ ihn eintreten. Rachael war barfuß und trug einen blauen Bademantel. Und in der rechten Hand hielt sie eine Pistole.
    »Was willst du denn damit anfangen?« fragte Ben verwirrt.
    »Ich wußte nicht, daß du es warst«, erwiderte sie, betätigte die beiden Sicherungsbügel und legte die Waffe auf den kleinen Tisch im Flur. Dann sah sie, wie Ben die Stirn runzelte, und sie begriff, daß ihre Erklärung nicht ausreichte. »Ach, ich weiß nicht. Ich schätze, ich bin nur ein wenig... durcheinander.«
    »Ich habe im Radio von Eric gehört. Vor einigen Minuten.«
    Rachael schmiegte sich an ihn. Ihr Haar war feucht, und die Haut duftete nach Jasmin. Offenbar hatte sie gerade ein Bad genommen.
    Ben hielt sie fest und spürte ihr Zittern. »In der Meldung hieß es, du seiest am Unglücksort gewesen.«
    »Ja.« Rachael holte tief Luft. »Es war schrecklich, Benny.« Sie schlang die Arme um ihn. »Ich werde nie das Geräusch des Aufpralls vergessen. Oder wie Eric durch die Luft geschleudert wurde und über das Straßenpflaster rollte.« Sie schauderte.
    »Ganz ruhig«, sagte Ben und preßte seine Wange an ihr feuchtes Haar. »Du brauchst jetzt nicht darüber zu sprechen.«
    »Doch, ich muß«, entgegnete Rachael. »Die ganze Sache ist wie ein Alptraum, und ich werde ihn nur los, wenn ich darüber reden kann.«
    Ben hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen und stellte fest, daß sie nach Schokolade schmeckten.
    »In Ordnung«, sagte er. »Setzen wir uns. Und dann erzählst du mir, was geschehen ist.«
    »Verriegle die Tür.«
    »Mach dir keine Sorgen.« Ben führte Rachael durch den Flur.
    Die junge Frau blieb ruckartig stehen. »Schließ die Tür ab«, beharrte sie.
    Verwirrt kam er ihrer Aufforderung nach.
    Und er beobachtete erstaunt, wie Rachael die Pistole vom
    Tisch nahm. Irgend etwas stimmte nicht. Ben ahnte, daß es um mehr ging als nur Erics Tod...
    Im Wohnzimmer war es dunkel, denn Rachael hatte die Rolläden heruntergelassen. Seltsam. Für gewöhnlich liebte sie die Sonne, genoß ihren hellen und warmen Schein ebenso wie eine Katze, die sich auf der Fensterbank zusammenrollte, um ein Nickerchen zu machen.
    »Nein, bitte nicht«, sagte Rachael, als Ben Anstalten machte, die Fenster zu öffnen.
    Sie schaltete die Stehlampe neben dem pfirsichfarbenen Sofa ein. Der Raum war recht modern eingerichtet, und braune und blaue Tönungen überwogen.
    Rachael legte die Pistole auf die Ablage neben dem Sofa. Griffbereit.
    Ben holte den Champagner und die Schokolade aus dem Bad, und anschließend besorgte er sich ein Glas aus der Kü che.
    Als er neben Rachael Platz nahm, sagte sie: »Ich glaube, es ist nicht richtig. Der Champagner und die Schokolade, meine ich. Es sieht fast so aus, als feiere ich seinen Tod.«
    »Das wäre gar nicht so falsch. Immerhin war Eric ein ziemlicher Mistkerl.«
    Rachael schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn es um Tod geht, gibt es nichts zu feiern, Benny. Nie. Ganz gleich, wie die Umstände sind.«
    Doch unbewußt strich sie mit den Fingerspitzen über die blasse, bleistiftdicke und etwa sieben Zentimeter lange Narbe, die sich in Höhe ihres rechten Unterkiefers zeigte. Vor einem Jahr, während eines Wutanfalls, hatte Eric sein Glas Scotch nach ihr geworfen. Es zersplitterte an der Wand, doch ein größeres Bruchstück prallte ab und traf Rachael an der Wange. Nur dem Geschick eines Facharztes war es zu verdanken, daß keine deutlicher sichtbare Narbe zurückblieb. Nun, an jenem Tag hatte Rachael ihren Mann endgültig verlassen. Jetzt konnte Eric ihr nichts mehr anhaben, und vielleicht reagierte sie zumindest auf einer unterbewußten Ebene mit Erleichterung auf seinen Tod.
    Mit
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