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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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Problemlösungen zu finden, weil sie sich nicht darum kümmerten, was war und was sein wird. Darüber hinaus waren es Personen mit einem besonders ausgeprägten Sinn für die Realitäten des Lebens, und bestimmt hatten sie weitaus mehr Spaß als die meisten Leute mit Vergangenheits- oder Zukunftsorientierungen.
    »Du bist die beste Frau mit Gegenwartsfokus, die ich bis her kennengelernt habe«, hatte ihr Benny einmal gesagt. »Du bereitest dich auf die Zukunft vor, verlierst dabei aber nicht den Blick für das Jetzt. Und du weist die erstaunliche Fähigkeit auf, Vergangenes ruhen zu lassen.«
    Eigentlich lag Benny damit gar nicht so falsch. Nach der Trennung von Eric hatte Rachael fünf Wirtschafts- und Verwaltungskurse belegt, weil sie beabsichtigte, ein kleines Ge schäft zu eröffnen. Vielleicht eine Boutique -einen Laden, in dem man nicht nur gut einkaufen, sondern auch Spaß haben konnte, der zu einer Art Begegnungs-und Erfahrungsstätte werden sollte. In diesem Zusammenhang kam ihr das Studium der Theaterwissenschaften zugute, daß sie kurz vor der ersten Begegnung mit Eric abgeschlossen hatte. Zwar war sie nicht am Schauspielern interessiert, wohl aber an Kostümen und Design, was sie eigentlich in die Lage versetzen sollte, ein ansprechendes Dekor zu schaffen und die richtigen Waren einzukaufen.
    Rachael lag in der dampfenden Wanne, seufzte und atmete den Jasminduft tief ein.
    Sie summte leise, als Johnny Mathis >I'll Be Seeing You< sang.
    Sie knabberte erneut an der Schokolade und trank einen Schluck Champagner.
    Sie versuchte weiterhin, sich zu entspannen, einfach nur zu sein, sich in der besten kalifornischen Tradition treiben zu lassen.
    Eine Zeitlang gab sie vor, vollkommen in sich zu ruhen, und sie begriff erst, daß sie sich selbst etwas vormachte, als es an der Tür klingelte. Das Läuten übertönte die Musik, und Rachael richtete sich ruckartig und mit klopfendem Herzen auf, griff so jäh nach der Pistole, daß sie dabei das Champagnerglas umstieß.
    Rasch stieg sie aus der Wanne, zog ihren blauen Bademantel an und hielt die Pistole fest in der rechten Hand, den Lauf nach unten gerichtet. Die Vorstellung, die Tür zu öffnen, erfüllte sie mit Entsetzen. Gleichzeitig aber fühlte sie sich auf seltsame Weise davon angezogen, so als ginge von dem Läuten eine hypnotische Wirkung aus.
    Rachael blieb an der Stereoanlage stehen und schaltete sie aus. Unheimliche Stille schloß sich an.
    Dicht vor dem Eingang verharrte sie wieder, streckte ganz langsam die Hand aus und berührte den Knauf. Die Tür wies weder ein Fenster noch einen Spion auf. Rachael starrte stumm auf das dunkle Eichenholz und begann zu zittern.
    Sie wußte nicht, warum sie mit solchem Schrecken auf die Ankunft eines Besuchers reagierte.
    Nun, das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Tief in sich begriff sie, warum sie sich so sehr fürchtete. Doch es widerstrebte ihr, sich den Grund für ihre Angst einzugestehen.
    Es klingelte erneut.

3. Kapitel -  Gerade verschwunden
    Als Ben Shadway auf dem Rückweg von seinem Büro in Tustin die Nachrichten im Radio hörte, erfuhr er von dem plötzlichen Tod Dr. Eric Lebens. Er wußte nicht so recht, was er davon halten sollte. Einerseits fühlte er sich schokkiert, doch andererseits empfand er kein Bedauern. Leben mochte brillant gewesen sein, und an seinem Genie konnte kein Zweifel bestehen. Aber Ben wußte auch um Erics Arroganz, um seine Überheblichkeit. Und vielleicht hatte er sogar eine Gefahr dargestellt.
    Eigentlich war Ben erleichtert. Er hatte befürchtet, daß Eric seiner Frau irgend etwas antun könnte, wenn ihm schließlich klar würde, daß sie nicht die geringste Absicht hatte, zu ihm zurückzukehren. Jener Mann haßte nichts mehr, als auf der Verliererseite zu stehen. In seinem Innern lauerte ein finsterer Zorn, der für gewöhnlich in der Arbeit ein Ventil fand. Doch wenn er sich durch Rachaels Ablehnung gedemütigt gefühlt hätte, wäre Eric durchaus fähig gewesen, ihr gegenüber gewalttätig zu werden.
    Ben verfügte über ein Autotelefon in seinem Wagen - einem sorgfältig restaurierten Thunderbird aus dem Jahre 1956 -, und versuchte sofort, sich mit Rachael in Verbindung zu setzen. Sie hatte den Anrufbeantworter eingeschaltet und meldete sich nicht, als er seinen Namen nannte.
    Vor der Ampel an der Kreuzung siebzehnte Straße und Newport Avenue hielt er kurz an und bog dann nach links ab, anstatt nach Orange Park Acres weiterzufahren. Vielleicht war Rachael derzeit nicht zu
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