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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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Tagen.«
    »Und auch das Unternehmen.«
    »Ich glaube, für einige Tage läuft alles seinen gewohnten Gang, nicht wahr?«
    »Natürlich. Heute ist Montag. Was halten Sie davon, wenn Sie Freitagmorgen zu mir kommen? Dann haben Sie vier Tage Zeit, um sich... an Ihre neue Situation zu gewöhnen.«
    »Einverstanden.«
    »Zehn Uhr?«
    »In Ordnung.«
    »Und es geht Ihnen wirklich gut?«
    »Ja«, sagte Rachael. Auf dem Heimweg kam es zu keinem Zwischenfall, obwohl sie wie im Traum fuhr.
    Sie wohnte in einem malerischen Bungalow in Placentia, einem Haus mit drei Schlafzimmern, einer breiten Veranda, einem aus alten Ziegeln bestehenden Kamin und vielen anderen Dingen, die eine Atmosphäre der Gemütlichkeit entstehen ließen. Die Nachbarschaft bestand aus freundlichen Leuten der Mittelschicht. Rachael war vor einem Jahr eingezogen, kurz nach der Trennung von Eric, sah darin ein Symbol der Unabhängigkeit.
    Sie zog die blutbefleckte Bluse aus, wusch sich Gesicht und Hände, kämmte sich das Haar und trug neues Make-up auf. Nach und nach beruhigte sie sich. Ihre Hände hörten auf zu zittern, und sie schauderte nicht mehr -obgleich tief in ihrem Innern eine sonderbare Kühle verblieb.
    Nachdem sie sich umgezogen hatte - sie wählte ein pechschwarzes Kostüm mit weißer Bluse, eine Aufmachung, die sich nicht besonders gut für einen warmen Sommertag eignete -, rief sie Attison Brothers an, ein bekanntes Bestattungsunternehmen. Sie vergewisserte sich, daß man sie dort sofort empfangen konnte, verließ ihr Haus und machte sich auf den Weg.
    Es waren nicht die ersten Beerdigungsformalitäten, um die sie sich kümmerte, aber es überraschte sie festzustellen, daß sie diesmal eine Art makabre Belustigung empfand. Paul Attison gab sich betont ernst und meinte, er »fühle mit ihr« was vermutlich sogar den Tatsachen entsprach, denn Rachael spürte nichts weiter als eine seltsame Art von tauber Gelassenheit. Zwar hatte Rachael einen besonderen Sinn für schwarzen Humor, aber sie konnte nicht lachen, als sie zweieinhalb Stunden später die Niederlassung des Bestattungsunternehmens verließ und wieder in ihren roten Mercedes stieg. Ihre emotionale Apathie gründete sich nicht etwa auf Kummer oder Trauer, auch nicht auf einen Schock. Während sie nach Hause zurückkehrte, versuchte sie, die Ursache für ihre sonderbar gedrückte Stimmung zu ergründen.
    Später dann, am Nachmittag, nachdem sie Erics Freunde und Geschäftspartner angerufen und ihnen die Nachricht von seinem Tod übermittelt hatte, konnte sie sich nichts mehr vormachen. Sie begriff plötzlich, daß sie Angst hatte. Sie gab sich alle Mühe, nicht an das zu denken, was nun bald geschehen mußte, aber tief in ihrem Herzen war kein Platz für Zweifel. Sie wußte Bescheid, war völlig sicher.
    Rachael schritt durchs Haus und vergewisserte sich, daß alle Türen und Fenster verschlossen waren. Dann ließ sie die Rolläden herab.
    Um halb sechs schaltete Rachael den automatischen Anrufbeantworter ein. Es hatten sich bereits mehrere Journalisten bei ihr gemeldet, um mit der Witwe des berühmten Eric Leben zu sprechen, und derzeit sah sie sich außerstande, die Fragen der Reporter zu beantworten.
    Es war ein wenig zu kühl im Haus, und deshalb stellte sie die Klimaanlage neu ein. Abgesehen vom leisen Flüstern hinter den Belüftungsgittern und dem gelegentlichen Klingeln des Telefons, bevor der Anrufbeantworter reagierte, herrschte in den Zimmern die gleiche bedrückende Stille wie im düsteren Büro Paul Attisons.
    An diesem besonderen Tag konnte Rachael keine völlige Stille ertragen -sie verstärkte das Unbehagen in ihr. Deshalb schaltete sie die Stereoanlage ein und wählte einen Sender, der leichte Musik brachte. Einige Sekunden lang blieb sie mit geschlossenen Augen vor den großen Lautsprechern stehen und lauschte. Dann drehte sie den Regler so weit auf, daß die Musik im ganzen Haus zu hören war.
    In der Küche holte sie eine Tafel Schokolade aus dem Schrank, brach einen Riegel ab, öffnete eine kleine Flasche Champagner und brachte sie zusammen mit einem Glas ins Bad.
    Im Radio sang Sinatra gerade >Days of Wine and Roses.<
    Rachael ließ heißes Wasser ins lange Becken, fügte einige Spritzer eines Badeöls hinzu, das nach Jasmin duftete, und entkleidete sich. Gerade als sie in die Wanne steigen wollte, beschleunigte sich jäh der Pulsschlag der Furcht, der bisher leise und dumpf in ihr gepocht hatte. Sie versuchte, sich zu beruhigen, in dem sie die Augen schloß und
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