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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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sie ihren schnelleren Herzschlag. Ohne zu wissen, weshalb, drückte sie sich an die Hauswand und wurde gleich verdeckt durch eine kleine Gruppe Asiaten samt Führer. Wie Anke aus einigen ihrer Englischbrocken mitbekam, wollten sie das Klinikum besichtigen. Fabio Koll kam mit ausladenden Schritten auf die Gruppe zu, ohne sie sehen zu können.  Warum verstecke ich mich ? Urplötzlich fand sie ihr Benehmen albern. Mit einem kräftigen Schritt, aus Sorge, er könnte vorbeieilen und sie müsste ihm gar noch folgen oder nachrufen, schnellte sie hinter einem chinesischen Rücken hervor und stieß mit Fabio Koll zusammen. Verdutzt blickte er sie an.
    „ Wo kommen Sie denn her?« Augenblicklich schien ihm seine Frage unangebracht vorzukommen. „Verfolgen Sie mich?«, schien er es scherzend wettmachen zu wollen. „Sorry, dass ich Sie angerempelt habe, aber so urplötzlich, wie Sie hier ...«
    „ Keine Ursache. Entspannen Sie sich. Ich musste mir mal eben an der Hauswand meine Schuhe bin...« Sie hielt inne und blickte unbeholfen auf ihre Stiefeletten mit den seitlichen Reißverschlüssen. Sogleich hob sie den Kopf und hoffte, dass er ihre Ausrede nicht bemerkt hatte. Doch seine Mundwinkel zuckten leicht, als er spontan nach ihrem Arm griff.
    „ Kommen Sie.«
    Anke entzog sich ihm energisch und wich einen Schritt zur Seite.
    „Was soll das denn?« fauchte sie schärfer als beabsichtigt, aber nur, weil sie sich einmal mehr über sich selbst ärgerte. Es hatte Zeiten gegeben, in denen ihr clevere Ausreden eingefallen waren. Meine Güte lasse ich nach.
    „ Abermals schenkte Fabio Koll ihr ein Lächeln, aber diesmal ohne Zucken um den Mund.
    „ Haben Sie Hunger?«
    Und wie.
    „Ich würde Sie zum Essen einladen.«
    Weil sie mit der Antwort zögerte, fügte er ein „sehr gerne« hinzu. Anke legte ihre Hand auf den Magen, der verhalten knurrte. Seinen Zustand konnte sie nicht mehr einfach nur mit Hunger bezeichnen, das wäre untertrieben. Sie überlegte rasch.
    „Kennen Sie das Aktuell i n Bonn?«
    Der attraktive Mann nickte.
    „ Dann warten Sie da auf mich. Ich möchte vorher noch mal kurz zu Ihrer Schwester.«
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Anke erkannte dezente Ansätze darin, ihr Vorhaben unterlaufen zu wollen, doch bevor er reagieren konnte, war sie Richtung Eingang davon geeilt.

5
    Laura Koll schlug die Augen auf. Endlich war sie allein. In ihren Schmerzen hatte sie sich nicht einmal zu verstellen brauchen, derart hatte die Anwesenheit ihres Bruders sie gequält. Und seine übertriebene Sorge um sie versetzte sie in eine beklemmende Wut. Und dann diese Frau ... Laura hatte verstohlen unter ihren Lidern hervorgelugt, um sie sich genauer anzuschauen. Diese Frau hatte sie angefahren. Auf einmal empfand Laura Mitleid mit ihr. Die Arme, sie konnte nichts dafür und belastete sich jetzt mit Gewissensbissen und Schuldkomplexen. Gegenüber dieser Rothaarigen herrschten in Laura zwiespältigen Gefühlen. Einerseits war sie begierig darauf, die Frau wiederzusehen, andererseits wünschte sie sich diese Rothaarige einschließlich aller anderen zum Teufel. Jedenfalls im Augenblick, aber Laura wusste von sich, dass sich bei ihr sämtliche Empfindungen in sekundenschnelle ins übertriebene Gegenteil kehren konnten. Als ihr bewusst wurde, wie mangelhaft ihr inneres Gleichgewicht und damit die Ausgeglichenheit in allen Dingen war, holte sie betrübt Luft.
    Der Schmerz unter der Schädeldecke erschwerte ihr das Denken, trotzdem spulte ihr Geist beinahe ununterbrochen die Szene des Unfalls ab. Laura erinnerte sich nicht mehr, warum sie vor den Wagen gelaufen war. Sie hatte doch in den Rhein springen wollen. Vermutlich hatte ihr Geist durch die Medikamente derart stumpf reagiert, dass sie einfach geradeaus gelaufen war und die Bundesstraße 9 überquert hatte, ohne sie als diese wahrzunehmen. Traurig lächelte sie, dachte, es abermals nicht geschafft zu haben und fand es widersinnig, gleichzeitig froh darüber zu sein. Paola würde sie sicher bald besuchen. Die Worte ihres Bruders „sie hat sich die Seele aus dem Leib gekotzt«, noch vor Kurzem an ihrem Bett gesprochen, pochten zusammen mit dem Schmerz in Lauras Schädel. Aber sie hätte Paola doch nicht allein zurücklassen können mit all diesen Verrückten. Laura fühlte den nahenden Angstanfall. Sie musste sich unbedingt in schwierigen Situationen unter Kontrolle behalten, denn sonst würde sie in diesen Momenten jedes Mal aufs Neue
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