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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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was ihr mehr zu schaffen machte, das Problem mit Wolf oder das mit der Suizidentin? Zeitgleich geisterten auch noch die Mädchen, halbe Kinder, in ihrem Kopf herum. Bisher war es ihr nicht gelungen, eine davon zu den Geschehnissen zu befragen. Auch bei der Letzten hatte sie Skrupel gehabt, etwas, das sie bisher nicht an sich kannte. Jetzt werd bloß nicht noch auf deine alten Tage sensibel. Verdrießlich schloss sie die Wohnungstür auf. Bereits beim ersten Blick in ihre Dachhöhle ärgerte sie sich, es nicht geschafft zu haben, eine adäquate Wohnung zu suchen, wie sie es nach dem Auszug vor vier Jahren aus der Poppelsdorfer Allee vorgehabt hatte. Sogleich zeterte in ihrem Inneren eine Stimme los, die sie nicht hören wollte. Du hast doch immer im Hinterkopf gehabt, eines Tages ins denkmalgeschützte Haus zurückzukehren. Wieso weigerst du dich denn jetzt so vehement? Noch die Hand auf dem Türknauf gab sie sich die Antwort stehenden Fußes. Es war die Angst vor der vollkommenen Zweisamkeit, die sie beide bereits einmal hatte scheitern lassen. Andererseits waren sie nicht mehr dieselben wie damals. Es kann doch durchaus klappen.
     
    Die Tür flog ins Schloss und ihre Augen glitten durch den Raum. Für einige Sekunden fühlte sie sich wider Erwarten glücklich bei der nostalgischen Aura, die ihre Höhle verströmte. Die Wände vollgepflastert mit eingerahmten Fotos aus allen Lebensphasen. Schräg in der Ecke ihr Eisenbett mit den zerwühlten Kissen. Davor auf dem schmalen Läufer die alten ausgetreten Latschen, etwas seitlich der antiquarische Wecker, der längst verstummt war. Auf dem Boden stapelten sich Bücher, vergilbte Zeitschriften neben noch reinweißen. Ihr alter Lederkoffer am Ende des Bettes, als wolle sie ihn sogleich packen. Ihre Augen streiften die überquellende Bücherwand neben dem Fenster, das samtblaue Zweisitzersofa, das unter abgelegten Klamotten ertrank, die im Schrank keinen Platz mehr fanden. Fuhren weiter zu dem altertümlichen Sekretär mit seinen ausgeklügelten Details, auf dem ihr Notebook einen Platz gefunden hatte, denn die aufwendige, Platz raubende Computeranlage hatte sie damals entsorgt. Die andere Ecke des Zimmers, größten Teils verdeckt durch eine verzierte Trennwand, beherbergte ihr eigenes kleines Fitnessstudio. Sie war stolze Besitzerin eines elektrischen Laufbandtrainers und eines Bandmassagegerätes, beides günstig gebraucht ersteigert beim größten Onlineauktionshaus. Anke trödelte durchs Zimmer, betrachtete alles genau, als sähe sie es zum ersten Mal, bis sie in der Pantryküche aus ihrem kurzzeitigen verträumten Zustand erwachte. Hier stapelte sich wie immer das Geschirr. Der Abwasch war ihr ein Gräuel. Vor allem, wo Wolf doch eine Spülmaschine besaß. Sie seufzte auf und fiel in den einzigen Sessel direkt auf die Schnalle ihres Lieblingsgürtels. Sofort zuckte sie hoch und zog die Folter unter ihrem Hinterteil hervor. Achtlos flog das Teil auf einen der Zeitschriftenstapel. Sie sackte zurück in den Sessel, verzog das Gesicht, rutsche vor, schob mit einer Bewegung auch noch die Jeans von der Lehne und ließ sich abermals zurückfallen, um endlich loszuheulen. Und der Katzenjammer dauerte eine längere Weile. Schließlich knuffte sie sich selbst und wiederholte wie ein Mantra: „ Komm, los, mach!« Aber sie blieb regungslos sitzen und wartete, bis sich etwas in ihr regte. Nachdem sie so eine Zeit lang ausgeharrt hatte, schien das Mantra zu wirken. Irgendetwas Positives musste sich doch noch in den nächsten Stunden für sie auftreiben lassen. Wolf hatte sich für heute erledigt. An die Mädchen kam sie nicht heran, aber ..., ein Lächeln spielte plötzlich um ihren Mund: Laura Koll, vielleicht ging es ihr mittlerweile so gut, dass sie wenigstens mit ihr sprechen konnte.
    Ehe sich Anke versah, hüpfte sie energiebeschwingt aus dem Sessel. Schnappte sich Jacke und Tasche, spurtete die Treppe runter, riss unten die Wagentür auf, startete, als wären sämtliche Geister der Welt hinter ihr her und reihte sich übereilt in den Verkehr ein.
    Als sie das zweite Mal an diesem Tag vor der Neurochirurgischen stand, hatte sie die scheinbar überirdische Energie längst wieder verlassen. Mittlerweile war es früher Abend, und sie hatte bisher nichts gegessen. „So kann das ja auch nichts werden«, knurrte sie, als sich ein forderndes Hungergefühl in ihr breitmachte.
     
    Anke erkannte ihn an der Silhouette, ohne dass sie genau hinschauen musste. Verwundert registrierte
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