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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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versuchen, ihr Leben wegzuwerfen. Nein, dachte sie, besser wäre, sie würde überhaupt nicht mehr in diese nebulöse Bewusstseinsphase kommen. Da musste sie ansetzen. Nur wie? Bisher war es stets einfach geschehen, und ehe sie sich versah, steckte sie mitten drin.
    Die Wirkung des Schmerzmittels ließ nach, was zur Folge hatte, dass ihre Kopfbeschwerden unerträglich wurden und ihre Glieder sich anfühlten wie nach einer Folter. Aber noch wollte sie keine weiteren Mittel einnehmen. Einen Atemzug lang glaubte Laura, schlappzumachen, doch sie sabotierte den herannahenden Kollaps, indem sie mehrmals ruhig und bewusst tief ein- und ausatmete. Erst kurz vor dem Schlafengehen war sie bereit, sich wieder mit den verabreichten Mitteln betäuben lassen.
    Eine Weile versuchte sie, nicht nachzusinnen, aber ihre Gedanken galoppierten selbständig. Sie könnte mit Paola ja auch einfach weggehen. Noch während sie dieser Fantasie nachhing, wusste Laura, dass Paola nicht mit ihr gehen würde. Sie hing zu sehr an Fabio und liebte den Luxus, den er ihr bot. Und wovon sollte ich auch mit ihr existieren?, grübelte Laura weiter. Die Aussicht, irgendetwas zu arbeiten, und das von morgens bis abends, um ihren Unterhalt zu verdienen, versetzte Laura einen tiefen Schrecken. Noch niemals bisher hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes arbeiten müssen. Das, wofür Fabio sie einsetzte, war für Laura von der Definition des Wortes „arbeiten« weit entfernt.
    Ein kurzes, energisches Klopfen riss sie aus ihrem Arbeitsalbtraum. Sofort pochte es heftiger in ihrer Brust und das Hämmern im Kopf verstärkte sich. Wieder Fabio? Etwas an diesem Klopfen kam ihr bekannt vor. Und als die Klinge heruntergedrückt wurde, rutschte ihr das Herz in den Magen. Sofort schloss Laura die Augen und stellte sich schlafend, während sie glaubte, ihr Schädel würde gleich in tausend Stücke auseinander bersten. Sie zwang sich, zu blinzeln, um sich zu überzeugen, dass es auch der war, den sie vermutete. Hinter dem sich langsam senkenden Blumenstrauß kam seine Gestalt zum Vorschein. Klein, knapp ein Meter sechzig, kompakt, den Kopf direkt auf der Schulter. Ein Muskelpaket. Seine rechte Wange war mit einem fast zwei Euro großen Feuermal verunstaltet. Ein missraten aussehender Mann mit hellen aufgeweckten Augen. Die blonden Haare wie Fabio stoppelkurz geschoren.
    Laura presste ihre Lider zusammen. Bitte, ich möchte augenblicklich in Ohnmacht fallen, nichts hören, sehen und fühlen, betete sie stumm. Aber ihr Geist blieb wach. Sie hörte, wie er sich den Stuhl heranzog, ein paar Schritte zurückging und die Blumen irgendwo abzulegen schien,  wieder vorkam, seinen Mantel auszog und sich setzte. Sie schämte sich dermaßen und wünschte, das Bett würde sie einfach verschlucken.
    „ Hallo, Laura, schläfst du oder hörst du mich?«
    Sie rührte sich nicht. Doch als er seine Hand auf ihre legte, zuckte sie zusammen und öffnete reflexartig die Augen. Ihr Besucher lächelte sie so sicher und selbstgefällig an, als hätte er gewusst, dass sie nur schauspielerte.
    „ Fabio rief mich an, und ich dachte, ich mache dir die Freude und schau vorbei.«
    Sie zog die Hand zurück und sah weg. „Das adelt dich.«
    Er lachte. „Laura, nun sei doch nicht immer so abweisend. Es ist doch alles in Ordnung. Du solltest dir keine Sorgen machen.«
    Das Timbre in seiner Stimme jagte ihr die Hitze durch den Körper. Erneut senkte sie die Lider und verhielt sich steif wie eine Mumie. Ich muss unbedingt bald hier raus, nach Hause, nach Hause, durchfuhr es sie. Eine Weile ließ sich Laura einfach in die drückende Schwere der Situation hineinfallen. Es war totenstill, trotzdem reagierten weder sie noch ihr Besucher auf das erste Klopfzeichen an der Tür. Es folgte ein weiteres, nachdem sich auch sogleich die Tür aufschob. Laura blinzelte, versuchte, ein wenig den Oberkörper zu heben, um etwas zu sehen. Auch das noch! Einmal mehr verstimmt ließ sie den Kopf zurück in die Kissen fallen.
    „ Oh, Damenbesuch«, kommentierte ihr Besucher die eintretende Frau.
    Anke trat ins Zimmer, während der Besucher in seinen Mantel schlüpfte. Sie nickte ihm zur Begrüßung zu.
    „ Anke Contoli, ich ...«
    Der kurz gewachsene Mann ließ sie nicht ausreden.
    „ Klaus Nett, ein Freund der Familie und gerade im Begriff, zu gehen.«
    Anke senkte den Blick, um Augenkontakt zu dem kleineren Mann zu suchen. Dieser reckte sich darauf hin. Breit lachte er Anke an, wandte in der nächsten Sekunde seinen
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