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Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Schattenengel (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Autoren: Mona Misko
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Mann seine Stimme erhob.
    „ Ich bin Fabio Koll.«
    So weich, wie er seinen Vornamen aussprach, so hart betonte er seinen Nachnamen, der im völligen Kontrast zum wohlklingenden Namen Fabio stand. Anke sah weiter auf das Bett, auf das Gesicht der Frau darin und nickte kurz vor sich hin .
    Koll heißt sie also. Nichts mit von und zu, einfach nur kurz und knapp Koll.
    »Und der Vorname?«
    „ Fabio, sagte ich doch.«
    Ich Hirschkuh.
    Nun blickte sie ihn an.
    „ Entschuldigung, natürlich, ich meinte auch ...«, sie nickte zum Bett herüber, „... ihren Voramen.“
    Fabio Koll sah sie einen Augenblick an, dann zuckte er leicht mit den Schultern.
    „ Sie heißt Laura, meine Schwester heißt Laura.«
    Er hatte nicht zu ihr gewandt gesprochen, sondern seine Augen auf seine Schwester gehalten.
    „ Oh«, rutschte es Anke vor Überraschung recht dümmlich heraus, was sie so sogleich fuchste. Erneut blickte Fabio sie eigenartig an.
    „ Ist was mit dem Namen?«
    Wieso bin ich nicht selbst auf die Idee gekommen, er könnte auch ihr Bruder oder sonst ein Verwandter sein?
    Anke wollte die Situation nicht noch peinlicher werden lassen und sagte rasch:
    „ Würden Sie mich auf dem Laufenden halten? Hier ist meine Karte.«
    Es war die Letzte gewesen, die sie hinten aus ihrer Jeanstasche gezogen hatte.
    Vorrat auffüllen!
    Fabio Koll nahm ihre Karte entgegen und starrte eine Weile darauf, als müsse er jeden Buchstaben einzeln aneinanderreihen.
    „ Ich bin Journalistin«, unterstützte Anke ihn somit.
    Er blickte auf und lächelte sie fast mitleidig an. „Ja, es steht hier.«
    Anke drohte, rot zu werden, derart ärgerte sie sich über die süffisante Tonlage, die in seinen Worten mitschwang. Gerade wollte sie ihm Paroli bieten, als er fragte:
    „ Schreiben Sie auch über den Unfall?«
    Anke hob abwehrend ihre Hände. „Oh, nein, sicher nicht.«
    Ein leises Stöhnen ließ ihre Köpfe zum Bett fahren. Fabio eilte sofort zu seiner Schwester, setzte sich auf die Bettkante und ergriff ihre Hand. Anke hatte sich verabschieden wollen, blieb aber wie angewurzelt stehen, in der Fantasie, die Frau würde jetzt die Augen öffnen, sich erheben und ihr die Absolution erteilen. Doch Laura Kolls Lider blieben geschlossen. Das mitreißende Antlitz des Mannes verfiel abermals in Schmerz, während er die Hand seiner Schwester streichelte. Anke starrte mit einem wechselhaften Gefühl auf das Bild.
    Hier stimmt irgendetwas nicht.

4
    Seit Mittag tobte die zornige Seite des Aprils. Gleich wütenden Hieben peitschte der Wind durch die Straßen und gegen die Häuser. Nur in der Redaktion tröpfelte die Zeit geruhsam vor sich hin. Von der üblichen Hektik keine Spur. Die meisten Kollegen waren unterwegs und würden erst gegen Abend reinkommen. Anke war dankbar über die Ruhe, dankbar, von niemand Unerwünschtem angesprochen werden zu können, dankbar, nur mit ihrer schweigenden Redaktionsfreundin Birgit den Raum zu teilen. In dieser Gemütslage schaute sie unwillkürlich auf die Tür zu ihrer rechten. Auch dahinter war es still, denn Theo Trenck, der überkandidelte Redaktionsleiter, und das für Anke seit unerträglichen zwei Jahren, war auf Urlaub in der Karibik. Der Aprilwind rüttelte an den Fenstern und der Durchzug ließ einen Moment lang die Tür zu Trencks Büro klappern. Anke grinste bei dem Bild, wie sie Theo Trenck vor sich sah, verschluckt von einem Hurrican in der karibischen See.
    „ Was grinst du so verschmitzt?«, fragte Birgit über vier Tische hinweg.
    „ Ich sah gerade unseren Theo mit einer riesigen Sturmwehe über das Meer für immer davon fliegen.«
    „ Oh, meine Liebe, möge sich deine Vision erfüllen«, wünschte Birgit ernsthaft, ehe sie sich wieder ihrem Monitor zuwandte.
    Anke mühte sich mit dem Artikel über das völlig verstörte Mädchen von heute Morgen ab. Genervt nahm sie die Finger von der Tastatur und stützte ihren Kopf in beide Hände. Das Schreiben, etwas, das sonst aus ihr herausfloss, ein Leichtes für sie, die treffenden Worte zu finden, schien ihr plötzlich abhandengekommen zu sein wie ein Schirm. Sie stöhnte auf. Im Augenblick lief ihr Leben alles andere als rund. Einem Impuls folgend fuhr sie den PC auf stand by , raffte ihre Sachen zusammen, rief Birgit ein „Tschüss, bis Morgen!« zu und eilte aus der Redaktion. Den Artikel würde sie heute Abend im Bett diktieren.
     
    Wolf murrte sie an, als sie ihm den Schlüssel seines Wagens vor die Nase hielt.
    „ Das nächste Mal fragst du bitte
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