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Schattenbrut (German Edition)

Schattenbrut (German Edition)

Titel: Schattenbrut (German Edition)
Autoren: Susanne Seider
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sie, und Billy wollte sich gerade zwischen die beiden schieben, als ein erstickter Schrei aus Tamys Kehle drang. Sie schlug ihre Hände über ihren Mund und biss sich dabei in den Daumen. Verwirrt las Billy die Inschrift auf dem Band. In weißen, schwungvollen Lettern stand da geschrieben: >Schlampe Nummer 4<
    Billy ballte ihre Fäuste und stieß geräuschvoll die Luft zwischen ihren Kiefern hervor.
    Paula.
    Sie schlug mit der rechten Faust dreimal gegen ihre linke Handfläche.
    »Lass das. Wir gehen.« Clarissa packe sie an ihrer Hand, und Billy sah, dass sie Tamy auf dieselbe Weise hielt. Tamy hatte noch immer ihren Finger im Mund.
    »Du hast dich wirklich nicht verändert«, grinste Clarissa. Sie ließ die beiden Frauen los und marschierte voran zu den Parkplätzen. Die Worte hallten in Billys Kopf. Es war nicht wahr. Sie hatte sich verändert.
    Clarissa blieb stehen. »Jetzt suchen wir uns etwas Nettes zum Sitzen und stoßen auf Julia an. Was meint ihr?«
    Tamy nickte, und nun, da sich ihre Mundwinkel hoben, sah sie recht hübsch aus. Und verdammt jung.
    »Was ist mit dir, Billy?«
    Billy zögerte. Es war zu spät, um noch in die Kanzlei zu fahren, und sie hätte gerne über den Kranz geredet.
    »Okay. Wo sollen wir hin?«
    »Fahrt mir einfach nach«, schlug Clarissa vor.
    »Nimmst du mich mit? Ich habe kein Auto dabei«, bat Tamy leise und Billy bedeutete mit der Hand, ihr zu ihrem Wagen zu folgen.

3.
     
    Überall lagen Kürbisse. Riesige, orangenfarbene, die von Kindern mit Fratzen verziert und an Halloween vor die Haustür gestellt wurden; kleine, bunte Kürbisse für die herbstliche Dekoration; weiße, birnenförmige Kürbisse zum Braten; rote für die klassische Herbstsuppe. Zwischen den Kürbisstapeln reihten sich Biertische aneinander, die jetzt noch recht verloren auf ihrem Platz standen, doch Billy wusste, dass sich hier später Familien und Sportvereine dicht an dicht drängen würden. Hier in der südlichen Pfalz wimmelte es von kleinen Landgütern wie diesem. Von Bauern, die ihre Kartoffeln, Äpfel und Trauben in Höfen verkauften, die beinahe jede Straße säumten, die ein wenig Durchgangsverkehr hatte.
    »Warum sind wir nicht in eine Kneipe gefahren?«, maulte Billy.
    »Es ist Hoffest, und ich habe ewig keinen Schoppen mehr getrunken«, zuckte Clarissa mit den Schultern und steuerte auf einen Tisch zu, der versteckt hinter einem Kürbishügel stand.
    »Ich besorge uns was zum Trinken«, sagte sie, während Billy sich auf die harte Bank zwängte und Tamy neben sie rutschte.
    »Schoppen weiß?«, fragte Clarissa.
    Tamy nickte geistesabwesend, und Clarissa rauschte davon, ohne Billys Antwort abzuwarten.
    Billy stützte ihre Ellenbogen auf die Tischplatte, legte ihr Kinn auf ihre Handflächen und starrte der Freundin nach. Sie konnte deren Gesicht nicht sehen, als sie an dem runden Tresen ihre Bestellung abgab, aber so wie die Frau am Ausschank lachte, war es ersichtlich, dass Clarissa ihren Charme versprühte.
    Alles beim Alten. Seit Tamys Anruf am Morgen hatte sie sich fast schmerzlich danach gesehnt, Clarissa wiederzusehen, aber nun hatte es ihr die Freude gründlich verhagelt. Ein Dackel trippelte zu einem der Gemüsestapel, beschnüffelte einen Kürbis, der ganz unten lag, und wedelte dabei aufgeregt mit dem Schwanz. Dann hob er sein hinteres Bein und pinkelte. Billy kicherte.
    »Du kannst ja wieder lachen«, bemerkte Clarissa und knallte drei große Gläser Pfälzer Weinschorle auf den Tisch. Clarissa setzte sich den beiden Frauen gegenüber und nahm ihren Wein in die Hand.
    »Wie kannst du so tun, als wäre nichts geschehen?« Das waren Tamys erste Worte, seit sie den Friedhof verlassen hatten, und ihre Stimme hatte jenen weinerlichem Ton, der Billy schon in der Schule zur Weißglut gebracht hatte.
    Clarissa stellte ihr Glas ab. Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Warum regt ihr euch über diesen Kranz auf? Jemand hat sich einen geschmacklosen Scherz erlaubt.«
    Tamy riss ihre Augen auf und beugte ihren Kopf über den Tisch. »Willst du es nicht begreifen? Das war eine Botschaft an uns!«
    Clarissa verzog spöttisch den Mund.
    Tamy wandte sich zu Billy. »Sag du es ihr.«
    Billy schnaubte wütend. »Sicher war das eine Botschaft. Von diesem Drecksstück mit den kugelrunden Augen.«
    »Von wem sprichst du?«, wollte Clarissa wissen.
    »Paula?«, fragte Tamy und nagte an ihrem Fingernagel. »Blödsinn!«
    Billy kochte innerlich. »Wer soll es sonst gewesen sein?«
    Clarissa runzelte die
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