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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart
Autoren: Markus Heitz
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richtig halte, nicht mehr und nicht weniger.«
    »Ich hatte auch nichts dergleichen vor«, entgegnete Matuc beleidigt.
    »Das ist auch gut so für dich.« Der Ordensritter machte aus seiner Abneigung nicht den geringsten Hehl.
    »Ich weiß, was Ihr denkt«, begann der Mönch nach einer Weile. »Ihr denkt, ich sei ein dummer Geistlicher, der nicht nur den falschen Gott hat, sondern auch noch die Hilfe Angors bekommt, obwohl er eigentlich in den Kerker gehört.«
    »Treffend beobachtet.« Nerestro prostete ihm zu. »Du bist mir sogar ein bisschen zuwider, was mich aber nicht davon abhält, dich mit allem zu verteidigen, was ich besitze.«
    »Wie beruhigend. Könnten wir nicht so etwas wie Burgfrieden schließen?«
    »Ich habe bereits Burgfrieden mit dir geschlossen.« Der Ordensritter wischte sich das Fett, das aus dem Fleisch troff, aus dem Bart. »Ansonsten würde ich mit dir zusammen keine Reise unternehmen, bevor du nicht deine rechtmäßige Strafe abgesessen hättest.«
    Die Tür öffnete sich, und eine sichtlich angeschlagene Belkala trat ein. Ihre beige Haut erschien stumpf und glanzlos, die grünen Haare hingen zerzaust auf die Schultern. »Guten Morgen.«
    »Es ist bereits weit über Mittag«, sagte Matuc freundlich. »Hattet Ihr eine unruhige Nacht?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, murmelte der Krieger. »Ich war nicht bei ihr.«
    »Ich konnte in der Tat nicht schlafen.« Die Frau setzte sich vorsichtig, als bestünde ihr Körper aus dünnstem Porzellan, auf den Stuhl an der Mitte der Tafel und lud sich fünf dicke Scheiben Fleisch auf ihren Teller. Das Gemüse bedachte sie mit keinem Blick.
    »Brauchen Kensustrianer so viel Fleisch?«, erkundigte sich der Mönch. Nerestro schaute etwas befremdet auf den Haufen. Zielsicher hatte sich die Priesterin das Fleisch herausgeholt, das im Inneren fast noch roh und blutig war.
    »Ja, wenn sie Hunger haben«, antwortete Belkala knapp und schob sich ein großes Stück in den Mund. Für Sekundenbruchteile hatte Matuc die Vision einer Kensustrianerin, die sich geifernd über rohes Fleisch hermachte und es mit ihren spitzen Eckzähnen in Fetzen zerriss.
    Nach dem dritten Stück wurden ihre Essbewegungen langsamer, trotzdem legte sie noch mal drei Scheiben nach, für die sie sich allerdings mehr Zeit ließ.
    »Ich habe gesehen, dass im Hof Vorbereitungen für eine Reise getroffen werden«, sagte sie. »Verlegt Ihr Euren Gefangenen, oder weshalb darf Bruder Rotwein hier sitzen?«
    »Den Namen werde ich mir merken«, lachte Nerestro und strich den langen, blond gefärbten Bart spitz, was wegen des Fetts keine großen Schwierigkeiten bereitete. »Bruder Rotwein und ich sind nach dem Willen der Götter Weggefährten. Ich werde ihn auf seiner Reise nach Granburg begleiten.«
    »Ich höre wohl nicht recht«, empörte sich Belkala. »Er versucht, mich umzubringen, und Ihr helft ihm auch noch, damit ihm nichts passiert?« Sie hustete passenderweise und griff sich an den Hals, wo noch immer der Striemen des Seils zu sehen war, während sie Matuc verschwörerisch zublinzelte. Es dauerte ein bisschen, bis er verstand, dass sie dem Ordensritter gerade eine kleine Komödie vorspielte.
    Der Krieger reagierte, die Augen des Mannes wurden schmal. »Ich habe den Auftrag von Angor persönlich. Wenn er mit seiner Mission fertig ist, wird er ein Jahr lang in meinem Gefängnis sitzen, egal, welche Heldentaten er vollbringt.«
    »Dann komme ich mit«, entschied die Kensustrianerin. »Ich muss, wie ich schon gesagt habe, ohnehin in diese Richtung, und so kann ich sicher sein, dass Ihr ihn nicht zu gut behandelt.«
    »Ich gestehe, ich bin ein wenig überrascht von Eurer harten Haltung, weil Ihr es wart, die es zuerst bei einer Entschuldigung belassen wollte.« Nerestro schaute sie durchdringend an. »Was hat Eure Ansicht verändert?«
    »Ich hatte mich an den Gedanken gewöhnt, dass er eine harte, aber angemessene Strafe erhält«, verteidigte sich die Frau, deren Haut auf seltsam schnelle Weise ihre wunderschöne Färbung zurückerhielt. »Verzeiht meinen Ausbruch.«
    Der Ordensritter winkte ab. »Es ist nicht weiter schlimm. Ich habe mich eben nur gewundert.« Er sah auf ihren leeren Teller. »Ihr seid satt, oder soll ich neues Fleisch holen lassen? Die Kuh scheint Euch geschmeckt zu haben.«
    »Eine Eigenart unseres Volkes«, lächelte Belkala entschuldigend. »Wenn wir uns nicht gut fühlen, essen wir viel Fleisch, das gibt die Kraft zurück.«
    »Da unterscheidet Ihr euch nicht besonders von
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