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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart
Autoren: Markus Heitz
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Kehle.
    Plötzlich änderte der Speichel seine Farbe in hellrosa, Caradc bekam einen Hustenkrampf, und seine Augen weiteten sich.
    »Der Tadc … Vorsicht … töten«, stammelte er undeutlich, jeder Buchstabe wurde herausgepresst.
    »Ruhig, Caradc.« Matuc tupfte ihm die Stirn ab. »Was will Ulldrael von uns?«
    »Tadc … töten … Dunkle Zeit«, stieß der Visionär hervor, der Griff um Matucs Hand verstärkte sich und wurde mit einem Mal schmerzhaft. Dünne Blutfäden sickerten aus den Ohren und Nasenlöchern, Caradc schrie auf und begann zu zittern. Sein ganzer Körper zuckte hin und her, wie eine gefangene Schlange wand er sich auf dem Boden.
    Matuc hatte Mühe, den Liegenden zu halten, hilflos und verwirrt musste er die Leiden seines Mitbruders ansehen. Welche Botschaft mochte Ulldrael wohl schikken, dass sie seinen treuen Diener dermaßen quälte?
    Caradc erbrach Blut, tiefrot lief die Flüssigkeit über die Kleidung auf die Fliesen, füllte dort kleine Rillen und Unebenheiten der Oberfläche aus.
    »Tadc … Gefahr … jemand … töten«, heulte der Visionär und sackte zusammen. Er packte Matuc im Genick und zog dessen Ohr an seinen Mund. »Die Dunkle Zeit … kehrt zurück«, flüsterte er.
    Inzwischen lag der Kopf des Mannes in einer riesigen Lache aus Blut, zu der immer neues aus Mund, Ohren, Nase und Augen hinzufloss.
    »Vorsteher, zu Hilfe!«, rief Matuc aufgeregt. Seine Kleidung sah aus, als ob er ein frischgeschlachtetes Schwein umarmt hätte. »Caradc stirbt!«
    Die Zeit schlich dahin, noch immer war niemand zu sehen.
    Der Visionär gab ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich, das sich zu einem grausamen Schrei steigerte.
    Matuc dachte, seine Ohren würden taub, irgendwo hörte er das Splittern von Glas, dann erstarb Caradcs Stimme.
    Das Echo hallte für einige Momente durch das Haupthaus, dann trat eine unheilige Stille ein.
    Der Visionär war tot.
    Jetzt erst näherten sich schnelle Schritte, die Türen zu den Studierzimmern flogen auf. Der Vorsteher kam mit wehender Robe die Treppe herabgelaufen, hinter ihm folgten mit entsetzten Gesichtern die Mönche und Aspiranten.
    Matuc starrte auf seine blutigen Hände. »Ulldrael hat ihn getötet«, wiederholte er flüsternd. »Die Macht des Gottes war zu groß für seinen Verstand und Körper.«
    »Was ist passiert?« Vorsteher Tradja, ein erhabener Mann im Herbst seines Lebens, holte tief Luft und stellte seine Ledertasche mit Verbandszeug zu Boden. »Was hat er gesagt?«
    Matuc erhob sich; kleine, rote Tropfen lösten sich von seiner Robe, fielen zu Boden und klatschten hörbar in die Blutlache.
    »Ulldrael wollte uns vor der Rückkehr der Dunklen Zeit warnen.«
    »Wie sollte die Bedrohung neu erstehen? Das Böse ist von Ulldart vertrieben.« Der Vorsteher strich sich über den Bart und blickte nachdenklich auf den Toten. »Was hat er noch gesagt?«
    »Wenn der Tadc stirbt, droht uns allen Gefahr, sagte Caradc.« Matuc ließ die Hände sinken, das warme Blut an seinen Fingern begann klebrig zu werden. »Ich glaube, dass jemand versuchen wird, den Thronfolger umzubringen.«
    Tradja nickte kaum merklich. »Das darf nie geschehen. Wir müssen sofort zum Kabcar und ihn warnen.« Er deutete auf die Gruppe der Aspiranten. »Spannt die Kutsche an, es muss so schnell wie möglich geschehen.«
    »Aber es ist in ein paar Stunden finster, und der Weg zum Palast …«, warf einer der jungen Männer ein, doch der Vorsteher winkte ab.
    »Selbst wenn es Steinbrocken regnen würde, müssten wir hinaus. Der ganze Kontinent steht auf dem Spiel, sollte dem Tadc etwas zustoßen.« Eilig lief eine Gruppe hinaus und bereitete die Abfahrt vor. »Die anderen bringen Caradc in den Betsaal und bahren ihn dort auf.
    Er wurde nach dem Willen des Gottes zum Märtyrer, der sich zum Wohle aller Menschen auf Ulldart geopfert hat. Ulldrael ist weise, gerecht und mächtig.« Der Vorsteher verließ die Halle und ging zu den Stallungen.
    Matuc, immer noch verwirrt wegen der Ereignisse der letzten Minuten, gab wie gelähmt Anweisung, den Toten zu waschen und zu balsamieren.
    »Die Blutlache bleibt«, ordnete er an, als sich ein Novize mit Eimer und Lappen näherte. »Sie wird uns immer an Caradc und sein Opfer erinnern.«
    Nachdenklich und traurig blickte er auf den roten, feucht schimmernden Fleck. Niemals wieder durfte Ulldart unter die Knute eines Kriegsfürsten fallen. Der Freund hatte sie durch seine Warnung alle gerettet.

»Sinured war der Befehlshaber der glorreichen barkidischen
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