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Schatten über Ulldart

Schatten über Ulldart

Titel: Schatten über Ulldart
Autoren: Markus Heitz
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Armee, errang Dutzende von Siegen für das Reich und sonnte sich in seinem Ruhm, denn er hatte ein großes Ansehen bei dem einfachen Volk, das ihn als Held feierte.
    Innerlich sehnte sich Sinured aber nach mehr Macht und strebte insgeheim den Platz des Königs an, der ihm von Rechts wegen nicht zustand. Um sein Ziel zu erreichen, war er zu jedem Opfer bereit, und da Ulldrael der Gerechte auf seine innigen Gebete nicht antwortete, schaute er nach anderen Verbündeten.
    Und Sinured ging den Pakt mit dem Furchtbarsten ein.
    ›Wenn du mir hilfst, mächtiger Tzulan, werde ich dir ein Reich erobern und deinen Namen mit dem Blut meiner Gegner auf die Wände ihrer Festungen schreiben‹, schwor der Barkit. ›Keiner darf es länger wagen, sich mir in den Weg zu stellen. Ich werde meine Feinde dir zu Ehren opfern und mir einen Thron aus ihren Schädeln und Gebeinen errichten.‹
    Tzulans Geist erhörte mit Freude die Bitten des mächtigen Kriegsherrn. ›Du wirst die alten Götter verbieten lassen, die Tempel und Kultstätten zerstören und nur mich als alleinige Gottheit preisen. Dafür verleihe ich dir Macht, wie sie bisher keiner der Sterblichen erhalten hat.‹
    Und Tzulans Geist stattete seinen Diener mit den absonderlichsten und abscheulichsten Fähigkeiten aus, die ihn im Kampf unbesiegbar machten …«
    ULLDARTISCHER GESCHICHTSALMANACH, XXI. Band, Seite 1045 
    Ulsar, Hauptstadt des Königreichs Tarpol, Spätherbst 441 n.S.
    Wie immer ging der Trompeter bei Sonnenaufgang auf den Kasernenhof, setzte die Fanfare an die Lippen und schmetterte das morgendliche Wecksignal.
    Laut und deutlich drangen die Töne durch die Räume und ließen die Kaserne mit ihren fünfhundert Soldaten zum Leben erwachen.
    Die Sergeanten brüllten kurz darauf auch die letzten verschlafenen Mannschaftsdienstgrade aus den harten Betten.
    Die Schornsteine der Küche spien dicke Rauchwolken in den zartrosafarbenen Himmel, der unbeliebte Brei aus Hafer, getrockneten Früchten, Milch und viel Wasser köchelte bereits seit einer halben Stunde in den riesigen Kesseln.
    Das übliche geschäftige Treiben setzte ein. Überall rasselten Wehrgehänge, schwere Stiefel trampelten über den Hof, denn keiner der Soldaten wollte zu spät zum Antreten erscheinen.
    Einzig in einem Zimmer der Kaserne blieb alles still. Unter einem Berg aus Kissen, Decken und Federbetten drangen gleichmäßige Schnarcher hervor, ein Schmatzen ertönte hin und wieder, wenn der Lärm auf dem Hof vor dem Fenster zu laut wurde und der Schläfer sich gestört fühlte.
    Auch das sanfte Klopfen an der Tür bewirkte nichts, und selbst als das leise Pochen zu einem trommelwirbelgleichen Hämmern wurde, bewegte sich der Kissenberg kaum merklich.
    Stoiko stand vor der Tür seines Herrn, in der einen Hand das überladene Tablett mit Brot, Keksen, Käse, Wurst, Honig und vielem mehr, die andere schmerzte inzwischen vom unentwegten Anklopfen. Schließlich betrat er das Schlafzimmer, wobei er darauf achtete, dass die Tür sehr laut ins Schloss fiel.
    Sachte wehten die schweren, dunklen Gardinen hin und her, die jeden Sonnenstrahl mühelos schluckten, aber der Kissenberg schnarchte weiter.
    Der Diener, zugleich Vertrauter und Erzieher, stellte das Tablett vorsichtig auf den Nachttisch, riss die Vorhänge zur Seite, ließ Licht und kühle Morgenluft in den Raum.
    Der unsichtbare Schläfer grummelte etwas und kroch tiefer unter die Decken.
    »Guten Morgen, Herr«, sagte Stoiko honigsüß und lupfte einen Zipfel des Federbettes, »Ihr müsst aufstehen.«
    »Ich bin der Tadc, niemand befiehlt mir«, kam es undeutlich aus dem weichen Berg. »Ich kann schlafen so lange ich will und wie ich will.«
    »Sicher, Herr.« Der langjährige Diener und Vertraute des Thronfolgers seufzte leise, zu bekannt waren ihm die morgendlichen Rituale. »Aber Ihr habt um zehn Uhr ein Treffen mit den Obersteuerbeamten, dann müsst Ihr mit Eurer Leibgarde exerzieren. Nach dem Mittagessen stehen Fechtunterricht und Reitstunden an.«
    Die Decken zitterten, der Unsichtbare darunter rutschte noch ein Stück tiefer in Richtung Fußende. »Ich will nicht. Geh weg. Sag ihnen, ich sei krank oder sonst was.«
    »Das geht nicht, Herr.« Stoiko grinste und goss heiße Milch in den Silberbecher. »Außerdem will Euch Euer Vater sehen. Ihr wisst doch hoffentlich noch, dass er der Kabcar von Tarpol ist und sehr gereizt reagiert, wenn man seinen Aufforderungen nicht nachkommt?«
    Der Diener strich sich die schulterlangen, braunen Haare aus
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