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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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Winterquartier der Fledermäuse finden.
    Oder auch nicht. Dann schauen wir uns die Kirche an.“ Der Mann schien auffällig desinteressiert. Benji war sich sicher: Der Fisch hatte angebissen!
    „Ziemlich morsch, das Ding. Bleib lieber unten.“ Der Mann war die Stiegen hinaufgeklettert und hatte sich auf die Brüstung gestellt. Das Holz knarrte. Jetzt starrte er in die Kuppel des Lusthauses. „Ja, da oben, hinter den Verschlägen, könnte so ein Winterquartier sein.“ Er sah auf Benji hinunter. „Besser, ihr steigt da nicht herauf, das kann ganz schön gefährlich sein. Außerdem sollte man die Fledermäuse nicht stören.“ Der Mann schwankte ein wenig, dann machte er einen Riesensatz und landete neben Benji.
    „Gut durchtrainiert“, dachte Benji. „Der will wohl angeben.“
    Der Mann putzte sich die Knie ab, setzte sich auf die Parkbank und zog ein gelbes Notizbuch heraus. „Warte, ich muss etwas notieren. Standort und so.“ Benji versuchte unauffällig auszuforschen, was der Mann in sein Büchlein schrieb. „Ah, kleiner Spion!“ Der Bärtige fletschte beim Lachen die Zähne und schlug das Notizbuch zu. „Die Kirche schau ich mir später an. Aber der Pavillon ist sehr interessant.“
    „Denke ich mir, dass der dich ganz besonders interessiert“, dachte Benji, „und mit der Kirche kannst du mich nicht ablenken.“
    Der Bärtige legte Benji kameradschaftlich die Hand auf die Schulter. „Ein netter Ort. Gefällt mir gut. Da bleiben wir … da bleib ich ein Weilchen. Weißt du, wo man ein günstiges Quartier finden kann?“
    Benji starrte den Mann verblüfft an. Aha. Jetzt hatte er sich versprochen! Wir! Da bleiben wir … Das war interessant! Er überlegte: „Wenn der oder die bei mir in der Nähe wohnen, kann ich sie genau beobachten. Dann komme ich der Bande leichter auf die Schliche.“
    Der Bärtige riss Benji aus seinen Gedanken: „Übrigens, wie heißt du, Kleiner?“
    Kleiner, wie Benji das hasste! Er schluckte seinen Ärger hinunter. Ein Agent musste cool bleiben. „Benjamin Illek. Benji“, brummte er. Seinen Namen Benjamin mochte er nicht. Nicht einmal seine Mutter rief ihn so, nur manchmal die Lehrer, wenn er etwas ausgefressen hatte.
    „Benji, für deine Hilfe möchte ich dich einladen! Wo ist das nächste Gasthaus, in dem man gut essen kann? Und erzähl mir ein bisschen, wie ihr im Ort Halloween feiert.“
    Benjis Misstrauen wuchs. Niemand hatte ihn jemals eingeladen. Und was interessierte den Fremden Halloween? Was wollte der von ihm? Benji spürte, wie es in seinem Bauch unangenehm warm wurde – vielleicht war er dem großen Abenteuer näher, als er gedacht hatte.

Ein interessantes Duo
    Sie saßen im Wintergarten des Gasthauses, die Speisekarte vor sich. „Ein kleines Bier vielleicht?“ Benji blickte überrascht auf. Der angebliche Fledermausforscher grinste ihn an.
    „Sicher. Das heißt, bitte gerne!“
    Der Bärtige sah plötzlich verwirrt aus. Wegen dem Bier? Selber schuld. Nein, das war es nicht. Hinter Benji stand jemand, das konnte er spüren. Er drehte sich langsam um. Eine Frau legte die Hand auf seine Sessellehne. „Hallo, Rupert!“
    Der Bärtige stand auf. „Hallo, Barbara. Das ist aber schnell gegangen.“ Er lächelte. Ziemlich verkrampft, so kam es Benji jedenfalls vor.
    „Und du hast schon einen Bekannten gefunden. Einen Ortskundigen, kann ich mir denken. Respekt.“ Barbara sah Benji aus schrägen, grünen Augen an.
    „Wie eine große Raubkatze“, dachte er.
    „Setz dich zu uns.“ Rupert zwinkerte ihm zu. „Nichts verraten, Benji.“
    Barbara nahm Benji die Speisekarte weg: „Du lädst mich ein, Rupert?“ Sie legte den Kopf schief, ihre Augen funkelten. „Und was soll der Junge mir nicht verraten?“
    Benji wurde rot. Rupert kam ihm zu Hilfe und klopfte ihm auf den Arm: „Na, die besonderen Standorte, die nur Einheimische wissen. War ein Scherz von Barbara. Wir arbeiten sehr gut zusammen, da gibt es keine Geheimnisse.“
    Barbara nickte und vergrub ihre langen Fingernägel gedankenverloren in eine Serviette. „Wie schaut es bei euch mit den Marienkäfern aus? Habt ihr etwas Ungewöhnliches bemerkt?“ Ein Ablenkungsmanöver. Jeder wusste, dass heuer im Spätherbst viele Marienkäfer unterwegs waren. Rupert und Barbara, ein interessantes Duo. Benji war auf der Hut. Barbara lächelte und zeigte dabei ihre kleinen, schneeweißen Eckzähne: „Habt ihr im Ort ein Geschäft, in dem man Halloween-Zeug bekommt, Masken oder so etwas? Wir möchten eine kleine
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