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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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„Das wäre gut möglich. Ein Mann ist im Pavillon ermordet worden. Einfach so! Wie bei den Piraten. Die haben den Spinner dazu gezwungen, ihnen beim Vergraben des Schatzes unter dem Pavillon zu helfen, dann haben sie ihm die Gurgel durchgeschnitten und ihn auf den Schatz geworfen. Zugemauert oder auch nur ein paar Bretter darüber und aus! Jetzt wollen sie den Schatz wieder ausbuddeln und den Toten woanders vergraben, bevor die Geschichte durch irgendeinen blöden Zufall herauskommt.“
    Moritz schenkte Benji noch ein Cola ein. „Piraten?“
    „Ja, warum nicht? Heute gibt es immer noch Piraten. Steht in den Zeitungen. Eine Fernsehdoku darüber hab ich auch gesehen.“
    Moritz zog die Stirn in Falten. „Piraten? Bei uns?“
    Benji wurde ungeduldig: „Oder so etwas Ähnliches wie Piraten. Verbrecher. Bankräuber. Und jetzt holen sie sich die Beute, noch bevor der Boden zufriert. Bin nur gespannt, wie sie das machen. Die fühlen sich ganz sicher, sie wissen nicht, dass ich ihnen auf der Spur bin. Das werden sie noch bereuen.“
    Moritz nickte höflich, war aber in Gedanken schon beim Halloween-Abend.
    Benji sprang auf. „Danke für das Cola. Ich muss auf meinen Posten. Aber kein Wort zu den anderen! Wer weiß, ob die dicht halten!“ Bei der Tür hob er den Daumen und nickte anerkennend: „Wahnsinnskostüm!“ Und schon war er weg.

Das Fleischattentat
    Issi stand in ihrer Verkleidung vor dem großen Schlafzimmerspiegel und fürchtete sich vor sich selbst. Maaru grinste ihr entgegen, Maaru, der Knochenbrecher, der Gedärmeverschlinger. Es war spät am Nachmittag, und sie wartete auf Micha. Gut, dass ihre Eltern nicht da waren, sie mussten ja nicht alles wissen. „Bin gespannt, wer sonst noch geht“, dachte sie. Ihr war gar nicht nach „Süßes oder Saures“ zumute. Wenn die anderen um Geld und Süßigkeiten betteln wollten … Sie fand es außerdem idiotisch, wenn sie die Gärten mit Klopapier und faulem Obst verschandelten, Autos anschmierten und sonst was Blödes anstellten. Sie wollte nur anklopfen, die Leute erschrecken und wieder abhauen. Oder war doch Micha der Grund, dass sie gehen wollte?
    Draußen wurde es dunkel. Sie drehte das Licht an und sah ungeduldig auf die Straße. Nichts los, alles wie ausgestorben. Keine Menschenseele da unten. Komisch, blieben die alle wegen Halloween zu Hause? Sie wollte sich wieder vor den Spiegel stellen und ein paar unheimliche Bewegungen üben, da klatschte etwas ans Fenster. Nicht mehr allein! Micha, endlich! Sie lief hin und sah, wie etwas Dunkelrotes, Glitschiges die Scheibe hinunterrutschte. He, das konnte nicht Micha sein. Der warf nur mit Steinchen … Was war das Grausiges? Es sah aus wie etwas aus der Fleischabteilung im Supermarkt – wie Innereien, ein Stück Leber oder Ähnliches. Sie konnte Haut, Adern und eine glänzende rote Masse erkennen. Issi wich entsetzt vom Fenster zurück und starrte auf das dunkelrote Etwas, das eine schleimige Spur zurückließ, bevor es aufs Fensterbrett plumpste. Es zitterte und bewegte sich langsam, wie wenn es noch lebte. Dann bekam es Übergewicht und rutschte ab, hinunter in den Garten.
    Issi bebte. Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie ganz allein im Haus war. Unter ihrem Fenster stand irgendjemand, der sich einen bösen Scherz erlaubt hatte. Der darauf wartete, was sie jetzt tun würde. Das Fenster aufmachen und hinuntersehen? Die Tür aufsperren und hinausgehen? Nie und nimmer. Issi schlich aus dem Zimmer. Gott sei Dank, die Haustür war verschlossen.
    In der Diele tickte die Uhr, sonst war nichts zu hören.
    Sie ging vorsichtig in ihr Zimmer zurück. Zum Fenster wollte sie nicht hinsehen. Das Handy! Sobald Micha von zu Hause fortkonnte, würde er sie anrufen. So war es ausgemacht. Oder wenn er schon vor ihrer Haustür stand? Sie wählte seine Nummer.
    „Ja?“ Micha war dran.
    „Micha, wann kommst du? Kannst du schon weg?“ Stille. „Micha! Bist du da?“
    Michas Stimme zischte leise: „Wir haben doch ausgemacht, dass ich dich anrufe. Es geht noch nicht. Meine Eltern hätten längst weg sein müssen, sie trödeln nur herum.“
    „Micha, bei mir hat jemand irgendwas Ekliges ans Fenster geworfen. Ich glaub, er ist noch da draußen. Ich hab Angst!“
    „Ein dummer Halloween-Scherz. Mach einfach nicht auf. Ich versuch, meine Alten loszuwerden, und bin gleich bei dir. Bis dann.“
    Issi starrte auf das Handy. Auch das noch, das konnte eine halbe Ewigkeit dauern. Sie wollte nicht im Zimmer bleiben. Fernsehen war die
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