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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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beste Ablenkung. Vielleicht war der dort draußen auch schon weg. Issi lauschte an der Haustür. Nichts. Lautlos huschte sie ins Wohnzimmer und stellte den Fernseher an, aber leise. Von draußen konnte man das Licht des Fernsehers nur sehen, wenn man hinterm Haus im Garten stand und zur Terrassentür hereinblickte.
    Dort wartete vielleicht jemand. Auf sie. Darauf, dass sie die Nerven wegwarf und hinausging, um nachzusehen. „Halloween“, dachte sie, „es ist nur Halloween, du machst dich selbst fertig.“
    Da klopfte es ganz sacht an der Terrassentür.

Jack O’Lanterns Nacht
    Benji stapfte wütend die Hauptstraße entlang. Seine Mutter und sein „Onkel“ saßen zu Hause und stritten sich. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass er gegangen war. Eigentlich war er nicht wütend, sondern traurig. „Bin gespannt, ob ich irgendeinen Halloween-Deppen sehe.“ Moritz’ Kostüm kannte er schon. Sah echt gut aus. Auf Issi und Micha war er gespannt. Vor allem auf Issi.
    Es waren kaum Leute auf der Straße. Benji sah ein paar undeutliche Schatten, die in Häusern verschwanden. Jeder schien es eilig zu haben, nach Hause zu kommen. Vor manchen Haustüren standen ausgehöhlte Kürbisse mit einer Kerze im Inneren. Kürbisfratzen grinsten Benji an, und die Geschichte von Jack O’Lantern aus der Religionsstunde fiel ihm wieder ein. Heute drehte der untote Hufschmied wieder seine Runden, für ewig ausgesperrt aus Himmel und Hölle. Für Jack O’Lantern war immer Halloween. Vielleicht schlich er heute Nacht zufällig über die Straßen ihres Dorfes, mit seiner leuchtenden Rübe in der Hand … Es war ein ungutes Gefühl, die Blicke der Kürbisse im Rücken zu spüren. Möglicherweise schwebte ihm einer nach – ein Bote von Jack O’Lantern. Benji dachte an den Fledermausmann. War er wirklich noch im Ort, wo trieb er sich herum? Was war mit seiner Bekannten, der Katzenfrau? „Benji Illek, du bist ein Feigling!“, schimpfte er halblaut. Er wollte die anderen beobachten, wie sie vor die Haustüren schlichen und „Süßes oder Saures“ schrieen. Bei Gelegenheit würde er diesen Möchtegerngeistern selbst einen gewaltigen Schrecken einjagen.
    Plötzlich stand er vor dem Haus, in dem Issi wohnte. Im ersten Stock war noch Licht. Micha und Issi hatten sich wahrscheinlich schon ihre blöden Kostüme übergezogen und machten sich startbereit. Er hätte mit ihnen von Haus zu Haus gehen können. Irgendeinen Fetzen, ein Leintuch hätte er sich schon organisiert.
    Benji fand, dass Issis Eltern zur „besseren Gesellschaft“ im Ort gehörten, so wie die von Micha. Issis Mama und Benjis Mutter waren zwar Freundinnen aus alten Zeiten, aber das war Issi sicher egal. Benji starrte sehnsüchtig auf die Haustür. „Ich bin ein Trottel“, dachte er. „Issi bemerkt mich nicht einmal. Außerdem: Halloween ist für kleine Kinder. Ich hab etwas Besseres zu tun.“ Da sah er einen Schatten vor der Tür, wie aus dem Nichts aufgetaucht. „Ah, da ist schon so ein kindisches Gespenst“, dachte er. Wer war es, Moritz? Wer anderer? „Süßes oder Saures!“, schrie Benji, weil ihm nichts Besseres einfiel. Dann rannte er blitzschnell in die nächste Seitengasse.
    Micha starrte auf sein Bett, unter dem das Maaru-Kostüm versteckt war. Was für ein Glück, dass seine Eltern heute in ein Konzert gingen. Brrr, Konzert! Stillsitzen und uralte Musik hören. Was die Erwachsenen wohl daran fanden? Und warum waren sie noch nicht unterwegs? Sein Vater kämpfte mit einer Krawatte, seine Mutter schimpfte aus dem Bad, weil sie irgendeine Creme nicht fand. Klassik, Krawatten und Cremen. Alles undenkbar für Micha. Issi wartete sicher ungeduldig auf ihn, während irgendwelche „Halloweenies“ um ihr Haus geisterten. Die konnten sich auf etwas gefasst machen, wenn er endlich erschien. Diese Typen würden die ersten Opfer von Maaru, dem Polargespenst, sein. Er hörte und sah schon, wie sie schreiend vor ihm davonliefen. Er musste noch das Heulen proben: „Kommt! Kommt zu Maaru! Huuuuh!“
    „Was hast du gesagt?“ Seine Mutter kam aus dem Bad. „Und mach niemandem auf, verstehst du? Zu Halloween gehen nicht nur Kinder um. Da sind manchmal auch Erwachsene unterwegs, die schlechte Absichten haben.“ Sie sah Micha besorgt an. „Um 10 Uhr sind wir zurück.“
    „Komm, wir müssen gehen. Gute Nacht, Micha.“ Sein Vater war schon an der Tür.
    Seine Mutter drückte Micha einen Kuss auf den Scheitel. „Und schau dir bitte keine Horrorfilme an, ja?“
    Endlich waren
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