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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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schwarzen Punkte starrten sie an. Wie tote Augen. Issi wich zurück.
    „Das möchte ich auch gerne wissen!“ Issis Mutter sah zum Fenster hinaus und lächelte. „Ich glaube, da wartet jemand auf dich. Geh nur, ich bin auch ganz lieb zu deinen Käfern.“
    Issi sah die Mutter zweifelnd an. Dann lief sie hinaus. „Das sind nicht meine Käfer“, dachte sie. „Die haben Augen wie Maaru. Wollen sie mich warnen? Wovor?“
    Micha stand am Gartenzaun. „Wissen deine Eltern, was wir vorhaben?“
    Issi blickte zum Haus zurück. „Nicht so genau.“
    Micha nickte zufrieden und flüsterte: „Ich hab schon zwei Leintücher.“

Zwischenspiel
    Der Buchhändler Eugen Hotter sah kurz auf, als die Tür klingelte. Zwei Männer betraten das Geschäft. Der eine war klein und gedrungen, der andere ein zwei Meter großer Riese, breit wie ein Schrank. Sie sahen sich unbehaglich um. Bevor die Männer noch richtig im Raum standen, war der Buchhändler schon an der Tür und schob sie unauffällig ins Freie. „Ich habe euch gesagt, nicht zu mir ins Geschäft zu kommen. Wenn euch was auffällt, ruft mich an. War ja ganz eindeutig, oder?“
    Der Kleinere der beiden zuckte mit den Achseln. „Was ist schon dabei, Eugen? Ist ja nichts Schlimmes, wenn wir in eine Buchhandlung gehen. Lesen ist in!“ Er grinste.
    Höhnisch schüttelte der Buchhändler den Kopf. „Erzähl mir nichts von lesen! Ihr schaut nicht aus, als ob ihr je im Leben auch nur ein Buch gelesen hättet! Es fällt dem Dümmsten auf, dass ihr euch im Geschäft geirrt habt!“
    Der kleine Mann verzog den Mund zu einer hässlichen Grimasse. „Blöd sind wir nicht, ist das klar? Ich bin mir nicht sicher, ob du so viel von Büchern verstehst. Du warst ja vorher auch was anderes. Hast du das vergessen? Außerdem tun wir das Ganze nur für dich, und du weißt das!“
    „Nur für mich? Ihr steckt da auch drin oder täusche ich mich?“ Der Buchhändler sah sich um, dann legte er seinem Gegenüber die Hand auf den Arm und senkte die Stimme. „Streiten bringt nichts. Wir gehen ins Sportcafé. Dort sind wir ungestört.“
    Wenig später saßen sie im Hinterzimmer von Theos Sportcafé.
    Der Buchhändler wandte sich an den kleinen Mann: „Was gibt’s, Otto?“
    „Die Kinder werden lästig, deswegen sind wir zu dir gekommen. Sie umschwirren den Pavillon wie Wespen einen vollen Bierkrug. Irgendjemand hat die alte Geschichte wieder ausgegraben, du weißt schon, mit dem Spinner, dem …, na ja, der im Pavillon umgekommen sein soll. Wegen der Blutspuren. Dass ich nicht lache. Die Kleinen fahren ab auf so eine Geistergeschichte. Und die lieben Eltern haben nichts anderes zu tun, als bei der Gemeinde den Abbruch zu fordern, wegen Einsturzgefahr. Die Sprösslinge könnten sich wehtun. Das kann unangenehm für uns werden. Wenn der Pavillon von der Gemeinde abgerissen wird und nur einer von den Arbeitern neugierig ist, dann gute Nacht! Und an allem sind diese Kinder schuld!“
    Otto warf seinem schweigsamen Partner einen kurzen Blick zu. Der nickte nur und knetete seine Finger: „Mit den kleinen Monstern muss man hart verfahren, damit sie wissen, was Sache ist. Du brauchst sie nur einmal anzupacken, ein paar Ohrfeigen, und schon haben sie die Hosen gestrichen voll und bleiben zu Hause bei Mami und Papi.“
    Otto winkte ab. „Nein, Joe, so geht das nicht. Die brutale Art ist hier nicht gefragt. Das wirbelt zu viel Staub auf. Dann entsteht erst recht Interesse an der Sache, die längst begraben sein müsste. Oder willst du wirklich Kindern was antun? Joe, ich frage dich: Bist du wirklich so brutal?“
    Joe holte tief Luft, sagte aber nichts.
    Der Buchhändler schüttelte scheinheilig den Kopf. „Du hast ganz recht, Otto. Also, was machen wir? Was schlägst du vor?“ „Ich kenne die Kinder, jedes einzelne. Drei Jungs und eine Göre. Ich weiß auch, wo sie wohnen, der Hofer hat’s mir gezeigt. Ein guter Mann. Er hat sie ein paar Mal vom Pavillon verjagt. Bei dem sitzt die alte Geschichte ja auch tief, er mag die kleinen Schnüffler überhaupt nicht. Beim Hofer muss man nur aufpassen, der kann ganz schön durchdrehen.“
    „Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben, verstanden?“, entgegnete der Buchhändler gereizt. „Der Hofer ist ein echtes Sicherheitsrisiko.“
    Otto blieb ruhig. „Ich habe eine Idee: Man kann die Kleinen ohne großen Aufwand, ohne Gewalt warnen, so dass sie gerne zu Hause bleiben. Man muss nur ihrer Fantasie ein bisschen nachhelfen. Ich habe da meine Vorbilder.
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