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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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oder doch die Wahrheit. Steckte ein Verbrechen dahinter? Benji kannte sich mit Gaunergeschichten aus. Vielleicht hatte eine internationale Verbrecherorganisation im Pavillon etwas vergraben, und die Gemeinde steckte mit den Bösen unter einer Decke. Der alte Hofer, der Gemeindearbeiter, wusste sicher mehr darüber. Warum vertrieb er sie hartnäckig von ihrem liebsten Treffpunkt, hatte er den Auftrag dazu? Vielleicht kündigte sich gerade jetzt etwas an! Wenn in nächster Zeit wildfremde Leute ins Dorf kamen und sich nach dem Pavillon erkundigten, war das möglicherweise ein erster Hinweis. Jeder, der sich für das alte Lusthaus interessierte, war automatisch verdächtig. Benji würde die Augen und Ohren offen halten.

Die Geschichte von Halloween
    Moritz saß beim Frühstück und biss mit Genuss in eine Marmeladesemmel. In einer Woche war Allerheiligen, am Vorabend wollte er mit seinen Freunden als Halloween-Gespenst von Haus zu Haus gehen. Was für ein Kostüm sollte er auswählen? „Du gehst als fetter Kürbis, Morz, da brauchst du dich nicht zu verkleiden!“, hatte Benji gespottet. Alle sagten Morz zu ihm, und das gefiel ihm. Weniger angenehm waren die Hänseleien wegen seines Übergewichts. Damit zog ihn vor allem Benji auf. Moritz wollte es allen zeigen. Er würde als etwas besonders Gruseliges gehen. Die sollten sich vor ihm fürchten! Er wollte Benji beweisen, dass er nicht nur dick war, sondern auch was draufhatte. Er dachte an den fetten Kürbis. Überall höhlten sie jetzt Kürbisse aus, schnitzten ihnen ein doofes Gesicht und stellten Kerzen hinein. Das war fad. Aber ein Totenkopf … Moritz schluckte den Rest der Marmeladesemmel hastig hinunter. Was er brauchte, waren ein Luftballon, alte Zeitungen, Seidenpapier und Kleister. Bei seinem Kostüm half ihm seine Mutter sicher, auch wenn sie schon mehrmals geseufzt hatte:
    „Der Halloween-Brauch gehört ja gar nicht in unsere Gegend.
    Das haben uns die Amerikaner eingebrockt.“
    Die meisten Erwachsenen hatten mit Halloween keine Freude.
    Der Religionslehrer aber erklärte ihnen den Ursprung dieses Festes. Auf seine Frage, was sie zum 31.10. wüssten, schrieen ein paar heraus: „Halloween! Halloween!“
    Der Lehrer fragte ruhig: „Und was heißt das?“
    „Geisterstunde!“
    „Hexennacht!“
    „Gruselkürbis!“
    „Süßes oder Saures!“
    Der Lehrer grinste, dann schrieb er ein Wort an die Tafel: ALL HALLOW’S EVEN. „Und was heißt das?“ Stille in der Klasse. „Das Wort Halloween ist aus All Hallow’s Even entstanden und heißt nichts anderes als Aller-Heiligen-Abend, der Vorabend zu Allerheiligen. Die Geschichte mit den Geistern stammt von dem keltischen Fest Samhain, ausgesprochen Sauun, das ebenfalls am 31.10. gefeiert wird. Die alten Kelten glaubten, dass zu diesem Fest die Geister der Toten aus der Anderwelt zu den Lebenden kommen konnten.“
    „Anderwelt? Ist das der Himmel?“, fragte Katja schüchtern.
    „Oder die Hölle?“, schrie Kevin dazwischen.
    Ein paar lachten. Ungerührt fuhr der Lehrer fort: „Die alten Kelten glaubten, dass die Anderwelt, also das Jenseits, unmittelbar bei uns, neben uns zu finden ist. Die Grenze zur Anderwelt ist überall, aber man kann die Anderwelt nicht sehen. Durchlässig ist diese Grenze nur zu Samhain. An diesem Abend wagte sich niemand aus dem Haus, um nicht den Geistern der Toten zu begegnen. Irische Auswanderer brachten den Brauch später nach Amerika. Dort ziehen die Kinder, zumeist als Geister, Skelette, Hexen und Kürbisse verkleidet, von Haus zu Haus und betteln mit dem Spruch ‚trick or treat‘, also ‚Süßes oder Saures‘, um Süßigkeiten. Bekommen sie nichts, spielen sie dem Hausbesitzer einen Streich. Der Brauch ist von Amerika über Deutschland zu uns gekommen. Ob er bei uns vor langer Zeit einmal heimisch war, eben durch die Kelten, ist nicht genau bekannt.“ Der Lehrer lachte. „Wäre aber gut möglich. In unserer Gegend waren die Kelten auch für einige Zeit zu Hause. Denkt an die Tonöfen auf dem Lampelfeld, die sind keltischen Ursprungs. Vielleicht haben sie bei uns schon vor 2.000 Jahren Halloween gefeiert. Möglicherweise stammen ein paar von euch von den Kelten ab, wer weiß?“
    „Was ist mit dem Kürbis? Ist das ein keltischer Heiliger?“ Kevin war nicht zu bremsen.
    Wieder kicherten einige, aber der Lehrer antwortete kühl: „Der Kürbis war eigentlich eine Rübe. Es gibt die Geschichte von einem irischen Schmied, Jack O’Lantern war sein Name. Der hatte den
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