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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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bedeutet? Es bedeutet, dass die Welt in deinen Augen niemals perfekt sein wird, und wenn du meinst, dass du diese Perfektion erzwingen könntest, bist auch du im Unrecht.«
    »Dann sollte ich mich wohl am besten aus allem raushalten, was?«
    »Klar, wenn dir das besser gefällt …« Er lachte. »Weißt du, was mein Dad noch mehr hasst als Hackbraten?«

    »Was?«
    »Politiker.«
    »Und warum ist er dann einer geworden?«
    Er nickte. »Was meinst du wohl?«

SECHSUNDZWANZIG
    Auf dem Nachhauseweg ging mir eine Frage wieder und wieder durch den Kopf, doch mir wollte partout keine Antwort einfallen. Was sollte ich tun? Ich wünschte, ich hätte alles, was in meinem Leben vorging, voneinander trennen können, aber das war unmöglich. Meine Mom und ihre Art, immer eine Spur der Zerstörung hinter sich zurückzulassen, wenn die Welt nicht so war, wie sie es für richtig hielt; mein Dad, der entweder weglief oder möglichst unauffällig mit dem Strom schwamm.
    Dann war da noch Velveeta, sein zerschlagenes Gesicht und die Frage, wie weit Colby wohl gehen würde. Diese beschissene Schule und ihre Regeln, dachte ich. Wie konnte mein Dad nur Teil von etwas sein, das so unglaublich falsch war? Und wieso lief alles so dermaßen schief, obwohl ich doch nur versuchte, das Richtige zu tun?
    Wie eine Heuschreckenplage fielen all diese Fragen über mich her, fraßen mich bei lebendigem Leib, an tausend Stellen gleichzeitig. Am liebsten wäre ich einfach abgehauen. Ich wollte verschwinden, aber ich wusste nicht wohin. Und ich konnte ja leider nicht aus meiner Haut kriechen und schlagartig jemand anderer sein …
    Wenn das zum Erwachsenwerden dazugehörte, dann konnte ich gut darauf verzichten. Sollten sie doch diese beschissene Welt nehmen und damit machen, was sie wollten -
die konnten mich alle mal. Dann dachte ich an Theos Dad. Den Politiker. Den Mann, der im Grunde hasste, was er war. Den Kerl, der das Spiel mitspielte, um das Spiel zu verändern. Ich wollte glauben, dass mein Dad auch so sei, aber das war er nicht. Nicht wirklich. Er zeigte nicht besonders viel Einsatz. Hatte er noch nie.
    Als ich nach Hause kam, brannte nur die Lampe an der Haustür, ansonsten war alles dunkel. Ich tappte zu Dads Arbeitszimmer, sah einen schwachen Lichtschein unter der Tür und klopfte an. »Komm rein.«
    Er saß hinter seinem Computer, und der Schein des Bildschirms tauchte sein Gesicht in kühles Licht. Er nickte, und ich trat ein. »Hi.«
    »Hi.«
    »Beschäftigt?«
    »Nein. Was hast du auf dem Herzen?«
    Einen Moment lang musterte ich sein Gesicht. »Sie hat dich angerufen, oder?«
    Er nickte.
    »War sie sauer?«
    »Nein. Wir haben geredet.«
    Die dann folgende Stille im Zimmer wurde erst unterbrochen, als die Lüftung seines Computers ansprang. Mit meiner Mom konnte man nicht »reden«. Und ich kannte meinen Dad gut genug, um zu wissen, dass er einfach nur dagesessen und sich angehört hatte, wie der Masterplan aussah. Die Lampe und die Diktatorin. Es machte mich ganz krank. Und ich wusste auch genau, sobald meine Mom wieder zu Hause war, würde er mich einfach so ziehen lassen, genau wie alles andere in seinem Leben. Man sieht sich, Poe.
    Was für ein Gespann … Ich betrachtete ihn in dem fahlen Licht, und Velveeta kam mir in den Sinn. Mein Dad und seine Schule taten Vel das Gleiche an, was er mir angetan hatte. Immer schön vor dem Problem davonlaufen. Sich mit hübschen, besänftigenden Worten, die einen Scheißdreck bedeuten, einfach darüber hinwegsetzen. Ich hatte ihm nichts zu sagen. Als ich mich abwandte, räusperte er sich. »Bist du okay, Poe?«
    Ich drehte mich wieder um. »Nein.«

SIEBENUNDZWANZIG
    »Ich muss mit Detective Worthy sprechen, bitte.«
    Die Frau hinter dem Schalter sah mich an, musterte meinen Iro, zog die Brauen hoch und nickte. »Einen Augenblick. Ich sehe mal nach, ob er im Hause ist.«
    Ich holte tief Luft, schaute mich im Empfangsbereich des Schulbezirksamtes um, in dem der Detective sein Büro hatte, und setzte mich dann auf einen Wartestuhl neben der Kaffeemaschine. Die Frau griff nach dem Telefonhörer, drückte eine Taste, sprach ein paar Worte und legte wieder auf. Sie sah mich an. »Er kommt gleich zu Ihnen.« Sie sah mich immer noch an. »Sollten Sie nicht in der Schule sein?«
    »Ja«, sagte ich. Die Ironie dabei, im Bezirksamt zu sitzen, während ich die Schule schwänzte, war mir nicht entgangen. Es war fast so, als würde ein gesuchter Verbrecher auf dem Polizeirevier rumlungern.
    Sie schaute mich
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