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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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an, wartete offensichtlich auf eine Erklärung, warum ich die Schule schwänzte, doch als sie keine bekam, runzelte sie die Stirn und wandte sich wieder dem zu, was immer jemand wie sie auch tun mochte.
    Einige Minuten später kam Detective Worthy den Gang entlang. Er trug dieselbe Krawatte wie an dem Tag, als er mir erklärt hatte, dass wegen Colby Morris nichts zu machen sei. Er blieb abrupt stehen und sah mich an. »Ms Holly« - er nickte - »folgen Sie mir.«

    Also lief ich hinter ihm her, während er sich durch ein Großraumbüro schlängelte und schließlich vor einer Tür mit seinem Namen stehen blieb. Er öffnete die Tür, bedeutete mir einzutreten, dann stampfte er an mir vorbei und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Ich setzte mich auf einen der beiden Stühle ihm gegenüber. Der Ausdruck in seinen Augen verriet mir, dass er nicht allzu viel für mich übrig hatte. Er mochte mich nicht, und ich konnte es ihm nicht einmal verübeln, aber ich wusste auch, dass eine Entschuldigung von mir nichts daran geändert hätte. Detective Worthy war genau wie Mom. Taten sagen mehr als Worte.
    Er beugte sich vor und legte die Fingerspitzen aneinander. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich bin wegen Colby Morris hier.«
    Seine Miene versteinerte. »Ms Holly, ich habe Ihnen bereits gesagt …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das habe ich verstanden, Detective. Und ich bin auch nicht hier, um mit Ihnen zu diskutieren.«
    »Was wollen Sie dann?«
    Ich holte das Überwachungsprotokoll von Colby und Velveeta hervor, woraus eindeutig hervorging, dass sie sich beide zur selben Zeit auf der Jungentoilette aufgehalten hatten, und legte es auf seinen Schreibtisch. »Diese Daten beweisen, dass sich Colby Morris zusammen mit der halben Football-Mannschaft im Jungsklo aufgehalten hat, als Velveeta dort zusammengeschlagen wurde.«
    Er warf nicht einmal einen Blick darauf. »Ich kenne diese Protokolle, Ms Holly, und ich habe sie mir genau angesehen. Aber leider beweisen die Daten nur, dass seine Ausweiskarte
dort war. Nicht er. Und selbst wenn er sich dort aufgehalten hat, kann ich trotzdem nicht beweisen, dass er der Täter war.«
    »Ich weiß. Und ich weiß noch etwas: Wenn Velveeta stattdessen Colby halb tot geschlagen hätte, würden die Leute in dieser Stadt, insbesondere Colbys Dad, diese Unterlagen garantiert anders sehen.«
    Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Gesetz ist Gesetz, Ms Holly.«
    Ich dachte an meinen Dad. Ich versuch’s ja. Ich versuch’s wirklich! Ich schluckte meine Wut herunter, nahm mir einen Moment Zeit und dachte an Theos Dad, der das Spiel einfach mitspielte. Endlich ging mir ein Licht auf. Ich musste herausfinden, wo dieser Mann stand. Oder in wessen Gunst. Dann musste ich dahinterkommen, was ihn antrieb. »Was wäre, wenn Sie handfeste Beweise hätten? Würde Colbys Dad Ihnen dann auch vorschreiben, darüber Stillschweigen zu bewahren?«
    Er funkelte mich an und biss die Zähne zusammen. »Colbys Vater hat mir überhaupt nichts vorzuschreiben. Und auch sonst niemand. Ich bin keine Marionette.«
    Schon hatte ich meine Antwort, denn das Funkeln in seinen Augen sprach Bände. Und ich hätte meine Südamerika liebende Mutter verwettet, dass es nicht nur mit meinen Zweifeln an seiner Integrität zu tun hatte. Dieser Mann konnte Colbys Dad nicht ausstehen. Also änderte ich meine Strategie. »Ich weiß. Und ich geb Ihnen ja auch gar keine Schuld. Es ist nur so frustrierend.« Ich hielt inne. »Mal abgesehen davon, dass Velveeta Ihnen sagen könnte, wer es getan hat, was würde sonst noch funktionieren?«

    Er lächelte. »Wenn Colby Morris hier hereinspazieren und ein Geständnis ablegen würde, hätte der Bezirksstaatsanwalt sicher große Mühe, das zu ignorieren.«
    »Aber das wird wohl kaum passieren, oder?«
    Er lachte leise. »Das kann dauern.«
    »Colby ist wieder hinter ihm her.«
    »Die Gerüchte sind mir bekannt.«
    Das überraschte mich. Er war richtig scharfsinnig. »Sie wissen sicher, was Menschen tun, wenn sie meinen, man könne ihnen nichts anhaben, oder, Detective?«
    Er ließ sich einen Moment Zeit mit der Antwort. »Ja, Poe, das weiß ich.«
    Ich nickte. »Ich auch.«
    Er holte eine Visitenkarte hervor. »Hören Sie, Poe. Ich weiß, wie diese Dinge normalerweise laufen. Wenn Sie irgendetwas hören, rufen Sie mich an.« Er hielt mir seine Karte hin.
    Ich nahm sie entgegen und stand auf. »Okay.« Ich steckte die Karte in meine Tasche, und als ich das Gebäude
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