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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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abgestimmten Taschen voller Teller, Gabeln und Servietten. Ich lächelte Mr Dorr an, als er mir im Vorbeigehen einen beschämten Blick zuwarf, während Mrs Dorr hinter ihm her rief, dass er die Tabletts nur ja auf den richtigen Tisch stellen solle. Ihr allgegenwärtiges Lächeln wurde breiter, als sie an mir vorbeirauschte. »Entzückende Frisur, Poe, ganz entzückend!«
    Ich blinzelte, und Theo lachte, während wir beobachteten,
wie sie zu Mr Dorr hinüberwuselte. »Es ist für sie das wichtigste Ereignis des Jahres. Komm ihr bloß nicht in die Quere.«
    Lachend beäugte ich sein mit Frischhaltefolie bespanntes Tablett. »Sieht gut aus.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Lachspastete mit Rucola? Du nimmst mich doch auf den Arm, oder?«
    »Ich liebe Lachs.«
    »Fischmörderin«, sagte er, als wir zu dem Tisch gingen, wo Mrs Dorr sorgfältig bunte Regenschirmzahnstocher in sämtliche Mini-Gourmetfleischbällchen spießte. Sie nahm ihm das Tablett ab und machte sich sofort wieder ans Werk, wobei sie irgendwas über das fürchterliche Fliegenproblem in Benders Hollow murmelte und dass dagegen unbedingt etwas unternommen werden sollte. Mr Dorr sagte, er würde sofort jemanden darauf ansetzen. Theo nahm meine Hand. »Lass uns schnell von hier verschwinden, bevor sie uns zum Fliegenklatschdienst verdonnert.«
    Ich sah wieder auf die Uhr. »Wir müssen reden.«
    Er musterte mich, während ich ihn zu einem Baum führte. Wir setzten uns, und Theo pflückte einen Grashalm. »Klingt ernst.«
    »Ist es auch.«
    »Waren die Regenschirme doch zu viel? Die Debatte darüber hat den ganzen Morgen getobt.«
    »Nein.«
    »Oh. Dann ist es also ernst -ernst.«
    Ich nickte. »Ich brauch deine Hilfe.«
    »Wobei?«
    Ich erzählte es ihm, und seine Augen wurden immer größer.

DREISSIG
    »Du wirst entweder so eine Art Heldin der schwarzen Schafe oder sterben. Das ist dir aber schon klar, oder?«
    Wir hockten in den Büschen des brachliegenden Baulandes, wo Velveeta von Colby und Ron gezwungen worden war, Annas Brief zu schlucken. »Genau darum bist du hier. Um mich zu beschützen. Und ihn.«
    »Die Sache könnte TOOOTAL schiefgehen, Poe. Und zwar auf ausgesprochen schlimme Art und Weise.«
    »Sonst unternimmt doch keiner was.«
    »Und was ist, wenn Wieheißternoch nicht auftaucht?«
    »Er wird auftauchen.«
    »Und du glaubst ernsthaft, dass ich irgendetwas tun könnte, falls er doch nicht kommt? Ich bräuchte eine Waffe. Oder zwanzig Jahre Kampfsporttraining.«
    Ich öffnete den Rucksack und kramte darin herum. »Nein. Du brauchst nur das hier.«

EINUNDDREISSIG
    Sieben Uhr. Das war die Zeit, die auf dem Zettel an Colbys Windschutzscheibe gestanden hatte. Wenn er kein Loser sein wollte, würde er da sein. Ich wusste, was auf dem Zettel stand, weil ich ihn geschrieben und unter seinen Scheibenwischer geklemmt hatte. Der Inhalt war kurz und knapp, und ich hatte versucht, Velveetas krakelige Handschrift zu kopieren.
     
    He Arschgesicht,
treffen wir uns da, wo du mich gezwungen hast,
den Brief zu fressen, und dann werd ich dich zwingen,
diesen hier zu fressen. Heute Abend um sieben.
P.S. Es hat Spaß gemacht, deine Scheiben einzuschlagen.
Velveeta
     
    Ich war mir absolut sicher, dass Colby auftauchen würde. Nie im Leben ließ er sich eine so günstige Gelegenheit entgehen. Und ich war mir mindestens genauso sicher, dass Velveeta kommen würde, denn ich hatte auch ihm eine Notiz hinterlassen, allerdings in meiner eigenen Handschrift.

     
    Velveeta,
ich werde morgen abreisen. Können wir reden?
Um sieben auf dem verlassenen Baugelände.
Danke,
Poe
     
    Ich kam mir vor wie eine sadistische Kupplerin aus der Hölle, aber diese Aktion musste einfach gelingen. Ich musste das Spiel mitspielen. Ich musste dem Ganzen unbedingt ein Ende bereiten und Benders Hollow und der Benders Highschool zeigen, dass sich Unrecht nicht einfach in Luft auflöst, indem man es ignoriert. Ich würde es ihnen um die Ohren hauen, wie meine Mom es getan hätte, aber ich würde mich innerhalb der Regeln bewegen, die mein Dad so sehr schätzte. Nur, dass es gefährlich war. Sogar sehr gefährlich.
    Die Kirchenglocke hatte gerade angefangen zu läuten, als ich von meinem Versteck aus - auf der anderen Seite der Lichtung, gegenüber von Theo - hörte, dass sich Zweige bewegten und Blätter raschelten. Jemand lief den Pfad entlang. Mir stockte der Atem. Ja. Da kam jemand. Im nächsten Augenblick tauchte Velveeta auf, blieb am Rand der kleinen Freifläche stehen, sah sich
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