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Schandtat

Titel: Schandtat
Autoren: PeP eBooks
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war im Recht. Sie waren im Unrecht. Aber mir wurde klar, dass mein Dad nicht von der Benders Highschool gesprochen hatte. Sondern von uns. Von vor Jahren, als ich noch ein Baby war. »Im Grunde sagst du also, dass du damals weggelaufen bist, weil Mom die
Sachen so angeht wie ich. Sie verbockt immer alles.« Ich verzog das Gesicht. »Aber zumindest war sie da. Und was hast du zu deiner Entschuldigung vorzubringen?«
    Die Sprinkleranlage auf der anderen Straßenseite fing plötzlich an zu sprühen und überzog den saftig grünen Rasen mit einem feinen Nebel, der in der Sonne glitzerte. Dad räusperte sich. »Nichts.«
    Bei seinem Tonfall blieb für mich die Welt stehen. Ich sah zu ihm hinüber, und er saß einfach nur da und starrte auf diese Sprinkler, wie ein dickfelliger Lügner, in dem die Wahrheit so tief begraben lag, dass nichts und niemand sie herausholen konnte. Ich stand auf. »Ich muss los.«
    »Wohin gehst du?«
    »Keine Ahnung. Weg. Ich muss nachdenken.«

FÜNFUNDZWANZIG
    Ich lief einfach erst mal los und schlängelte mich schließlich zielstrebig durch die Straßen der Stadt, wie magisch angezogen von Theos Haus. Als ich anklopfte, öffnete Mr Dorr die Tür. Lächelnd schüttelte er mir die Hand. »Poe. Ich nehme an, du bist hier, um dich für meine nächste Wiederwahlkampagne zu verpflichten, nicht wahr? Freiwillige sind uns immer willkommen, und wenn ich die Opposition zerschmettern will, brauchen wir echte Kämpfernaturen auf unserer Seite.«
    »Ähm, nein.«
    »Oh. Na, dann willst du also zu meinem Sohn?«
    »Ja.«
    Er trat beiseite und winkte mich mit einer geradezu theatralischen Armbewegung ins Haus. »Immer hereinspaziert!« Er drehte sich um. »THEO!«, brüllte er so laut, dass mir fast die Trommelfelle geplatzt wären. »POE IST HIER!« Er drehte sich wieder zu mir um, und ihm war überhaupt nicht anzusehen, dass er soeben laut genug geschrien hatte, um die Fenster erzittern zu lassen. »Wie Theo mir erzählt hat, machst du allen die Hölle heiß.«
    Ich schaute mich um, dann sah ich ihm in die Augen. »Ja.«
    Seine Augen funkelten. »Ich habe noch nie jemanden mit einem Iro kennengelernt.« Er klopfte auf sein dichtes, schwarzes Haar. »Meinst du, ich käme damit durch?«

    Ich lächelte. »Nicht wirklich.«
    »Verdammt. Hier sind alle so spießig.« Er lächelte zurück. »Vor allem diese Chorleute.«
    Ich lachte. »Theo hat also mit Ihnen gesprochen, stimmt’s?«
    Er nickte. »Wenn der eigene Sohn ständig in Metaphern spricht, ist es mitunter schwierig herauszufiltern, was tatsächlich geschehen ist, aber ja, ich habe eine gewisse Vorstellung bekommen.«
    In diesem Moment kam Theo die Kellertreppe herauf. »Dad, lass sie in Ruhe.«
    Mr Dorr sah Theo an. »Der Prinz ist erschienen. Viel Glück, Poe!« Dann schlenderte er den Flur hinunter. Theo lächelte und gab mir einen flüchtigen Kuss auf den Mund. »Was treibt dich hierher?«
    »Ich geh spazieren.«
    »Also hattest du Streit mit deinem Dad?« Er lächelte.
    Ich verdrehte die Augen. »Ja. Nein. Es war komisch. Darf ich mal dein Telefon benutzen?«
    Er nickte. »Na klar. Ich war grade unten. Komm mit.«
    Sobald wir im Proberaum waren, griff Theo nach seinem Handy, reichte es mir und setzte sich an sein Schlagzeug. »Okay, was ist los?«
    »Ich muss jemanden anrufen.«
    Er betrachtete das Telefon, dann sah er mich schief an. »So etwas Ähnliches hatte ich mir schon irgendwie gedacht, als du nach meinem Telefon gefragt hast.«
    »Ich bezahl das Gespräch.«
    Er zuckte die Achseln. »Hier wächst das Geld auf den Bäumen. Keine Panik.«

    »Südamerika?«
    Er lachte. »Ein Kuss für jede Minute. Abgemacht?«
    Ich lächelte. »Unbedingt.«
    »Soll ich so lange rausgehen?«
    »Bitte.«
    Er stand auf und berührte mich im Vorbeigehen sanft an der Schulter. »Ich werde draußen vor der Tür stehen und versuchen, dich zu belauschen. Komm einfach raus, wenn du fertig bist.«
    Ich rollte mit den Augen. »Blödmann.« »Ich lieb dich auch, Süße. Viel Glück!« Dann war er draußen und zog die Tür hinter sich zu.
    Ich wählte. Nach dem vierten Klingeln ging sie ran. »Dr. Holly am Apparat.«
    »Warum ist Dad gegangen?«
    »Wie bitte? Poe? Was ist los? Geht es dir gut?«
    »Warum ist Dad gegangen?«, wiederholte ich.
    »Poe, hör zu, das ist jetzt ganz bestimmt nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu …«
    »Sag mir die Wahrheit! Warum ist er gegangen?«
    Sie sprach etwas leiser weiter, aber ihr Ärger war nicht zu überhören. »Was hat
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