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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf
Autoren: Tommie Goerz
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Vermächtnis seines Vaters« gehabt. »So hat er sich ausgedrückt«, erzählte Behütuns dem Psychologen. Einmal nämlich habe am Morgen ein Schafskopf über der Haustüre daheim gehangen, ein ekliges, blutiges Teil. Da hätte sein Vater gesagt: »Die könnte ich alle in die Luft sprengen!«, immer und immer wieder habe er das geäußert, bis zu seinem Tod.
    »In dieser Zeit hat der Alte wohl auch die Kiste mit den Minen mitgehen lassen«, meinte Behütuns.
    Diese aber habe Hans Natzel erst gefunden, als er aus den Staaten zurückgekehrt sei und sein Elternhaus verkaufen wollte. Auf dem Dachboden, unter lauter Gerümpel. Mit einem handschriftlichen Schreiben seines Vaters darin, so etwas wie ein Abschiedsbrief.
    In diesem, so habe Natzel berichtet, habe sein Vater von der Schmach geschrieben, von seiner Angst vor einer Entdeckung des Diebstahls, von seiner Hilfs- und Ausweglosigkeit, warum er die Kiste gestohlen habe und dass es nun nicht mehr weiterginge. Er sähe einfach keinen Ausweg.
    »So weit ist die Geschichte ja schon klar«, warf Hartung ein. »Doch wie erklärt sich das dann mit Savitas?«
    »Das wollte ich eigentlich Sie noch fragen«, gab Behütuns zurück. »Natzel-Grongel sprach nur von Mission. Von Dingen, die sich fügten, einander verstärkten. Wirres Zeug.«
    »Er wird ja sicher psychiatrisch untersucht, oder?«
    »Klar, keine Frage. Und trotzdem – Ihre Theorie?«
    Hartung überlegte, trank, bestellte noch zwei.
    »Na ja, Grongel – ich bleib mal bei dem Namen, er ist mir geläufiger – war ja erklärter Atomgegner. Hatte ich Ihnen ja erzählt. Verbissen fast. So wie in eigentlich allem. Freudlos, humorlos, manchmal böse. Und manchmal auch brutal. Ganz jäh. Vielleicht hat sich der Zusammenhang bei ihm, so könnte ich mir das erklären, erst zufällig während seiner Recherchen nach Schrader, Pitsch und Co. ergeben? Und vielleicht hat er diesen Zusammenhang bei seiner Mission, seinen Vater irgendwie zu rächen oder sich zu rächen, was weiß ich, als Zeichen angesehen? Dass alle irgendwie im Kontext zu Savitas standen? Und ihn dieses in seinem Tun und Denken noch bestätigt, ja, verstärkt hat? Ach, was weiß ich. Doch so wär's logisch irgendwie …«
    »Okay, vielleicht. Ist auch nicht wirklich meine Sorge. Ich hab meinen Job getan.« Behütuns merkte, dass ihm die Zunge nicht mehr so gehorchte, wie er wollte.
    »Aber warum dann Club? Warum … uups, ich bin schon beschwipst.«
    Hartung lachte. »Ja, ich auch.«
    Und fügte an:
    »Ach wissen Sie, Gehirne gehen manchmal Wege …«
    Stunden später sah man zwei betrunkene Männer in der Dunkelheit. Sie eierten den langen Weg den Ort hinaus zum Bus, ihre Autos ließen sie stehen. Wahrscheinlich waren sie die ersten überhaupt, die den Spannerhof per Bus verließen. Sonst fuhr man hier Q7, X5 oder Taxi.
    Sie pinkelten sogar an einen Gartenzaun.

 
    Wichtig.
Mein Dank geht allein an meine Frau Christine.
    Unwichtig.
Ursprünglich war für dieses Buch ein anderer Titel geplant – der aber stieß nicht auf die Liebe des Verlages: »Brunzkaddler«.
    Richtig.
Alle Handlungen, Namen, Personen und Charaktere in diesem Roman sind frei erfunden. Zufällige Übereinstimmungen mit lebenden Personen sind nicht beabsichtigt, lassen sich aber beim Erfinden von Geschichten schwerlich ganz vermeiden. Das Leben – und da trifft man »secherde und secherde« –, genauso wie das Schreiben, schöpft nun einmal überwiegend aus sich selbst: aus der Erfahrung.
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