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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf
Autoren: Tommie Goerz
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waren, war verschwindend gering. Zu sehr wurden sie von Wünschen oder bestimmten Motiven überlagert.
    Es half also nichts: Er brauchte Beweise.
    Behütuns stand auf.
    »Sie haben einen Termin, die Stunde ist um.«
    »Ja, ja.«
    Hartung war ganz weit weg. Nur ganz langsam kehrte er wieder. Durch den schmalen Containergang begleitete er Behütuns hinaus.
    »Ein spannender Job, den Sie haben.«
    »Spannende Gedanken, die Sie haben.«
    Die Tür klemmte wieder.
    Die Behindertenrampe war immer noch schief.
    »Wie hieß ihr Kollege gleich nochmal?«, fragte Behütuns draußen vor der Tür. Er wusste, dass er nicht bis übermorgen würde warten können, um ihn zu befragen. Er wollte viel eher etwas erfahren, vielleicht über ihn Kontakte bekommen zu Klinikpersonal oder Verwaltung. Der konnte ihm sicher helfen.
    »Dr. Atze Grongel.«
    »Und er ist übermorgen wieder hier?«
    »Richtig, da hat er Dienst.«
    »Dann wird er morgen zurückkommen. Oder vielleicht heute schon?«
    »Durchaus möglich.«
    »Aus Madrid, sagten Sie, richtig?«
    »Right.«
    Behütuns drehte sich um und ging.
    »Ich werde ihn sobald wie möglich fragen«, rief Dr. Hartung ihm hinterher. Behütuns saß schon im Auto und winkte.

I pass the houses of the dead
They're calling me to join their group
But I stagger on instead
Dear God, sweet God
Protect me from the truth, hey
Randy Newman
28. Kapitel
    Airport Nürnberg. Behütuns zeigte seinen Dienstausweis vor und wurde eingelassen. Zwei Minuten später saß er bei Berto Mälzer, dem Pressesprecher des Flughafens, im Büro. Sie kannten sich. Von dem Büro aus konnte man auf das Flugfeld sehen. Im Moment war noch nicht viel los. Erst gegen 17 Uhr, wenn die ganzen Inlandflüge an die Reihe kamen, würde sich die Zahl der Starts und Landungen wieder erhöhen. Dann war es auch wieder Zeit für die vielen Charterflüge nach Palma, auf die Kanaren, in die Türkei und so weiter. Im Moment waren die noch alle in der Luft. Trotzdem standen unten fünf Maschinen von Air Berlin sauber aufgereiht nebeneinander. Nürnberg war ein Drehkreuz für diese Gesellschaft.
    »Ich brauche die Ankunftszeit einer Person«, sagte Behütuns. »Kommt aus Madrid, noch heute oder morgen. Ich müsste ihn unbedingt sprechen, am liebsten noch bevor er nach Hause fährt. Kann sein, dass er mir wichtige Informationen geben kann.«
    »Na, das ist ja nun kein echtes Problem«, lachte Mälzer. »Gib mir den Namen, und in fünf Minuten wissen wir Bescheid.«
    Schön, wie einfach manchmal die Dinge gehen, wenn man die richtigen Leute kennt, dachte Behütuns. Dass er nicht bevollmächtigt war, hier tätig zu werden, verschwieg er. Aber er wollte diesen Dr. Grongel unbedingt sprechen, auch wenn die Chance verschwindend gering war. Trotzdem. Irgendwie würde der ihm vielleicht doch weiterhelfen können.
    »Atze Grongel«, sagte Behütuns. »Dr. Atze Grongel.«
    Er schrieb ihm den Namen auf.
    »Kann sein, dass er sich anders schreibt. Vielleicht Krongel, Kronnel, Gronnel, Grondel oder irgendetwas phonetisch Ähnliches. Ich meine aber schon Grongel. Die sollen das halt mal überprüfen. Oder ist das sehr aufwändig?«
    »Nein nein, mach dir mal keine Sorgen.«
    Berto Mälzer hackte etwas in seinen Rechner.
    Telefonierte.
    Legte wieder auf.
    »Wird ein paar Minuten dauern«, sagte er dann.
    Unten vor dem Gebäude stieg ein Mann in einen Transporter. Er hielt einen Greifvogel auf einem langschaftigen Lederhandschuh, der Vogel trug eine Lederhaube.
    »Den haben wir uns für ein paar Tage gemietet«, erklärte ihm Mälzer. »Er hilft uns, die Krähen zu verjagen. Die werden langsam zur Plage hier, und das ist nicht ungefährlich. Wenn da beim Start einmal drei, vier in ein Triebwerk geraten, kann sich das schnell zu einer Katastrophe entwickeln.«
    Behütuns nickte.
    »Das ist ein gutes Geschäft für die Falkner. Können die aber auch gut gebrauchen. Dieser hier kommt von der Burg Rabenstein, hinten bei Pottenstein in der Fränkischen. Die Falknerei geht nicht mehr so gut, sagt er. Außerdem müssen sie die langen Wintermonate irgendwie überstehen, da haben sie nicht so viele Besucher.«
    »Die Falknerei kenn ich«, sagte Behütuns. »Hab ich mir mal angeschaut. Und ‘ne Adlerfeder mitgebracht.«
    »Verbotenerweise«, fügte er hinzu. »Aber die lag da so am Zaun, musste ich nur reinfassen. Eigentlich darf man so was ja gar nicht besitzen. Braucht man ein Papier zu.«
    Der Marketingchef des Flughafens grinste. »Ich hab mir von ihm auch eine
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