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Schafkopf

Schafkopf

Titel: Schafkopf
Autoren: Tommie Goerz
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Natzel. Der Sohn Hans Natzel. Dr. Hans Natzel. Die Mechanik der Psyche eines Waisenkindes. Ein Musterschüler macht Karriere … nichts machte einen Sinn. Leer starrte Behütuns auf die Abflugzeiten.
    »Etz misch dochermoll endlich gschaid!«
    Am Nebentisch hatte sich eine Kartelrunde niedergelassen und drosch die üblichen Sprüche.
    »Brunzkaddler, nah!«
    »No wergli, edds mischermoll gschaid!«
    »Etz mischermoll gschaid!!«, hallte es in Behütuns' Kopf wider. Und noch einmal »Etz mischermoll gschaid!!!«
    Und wieder und wieder »Etz mischermoll gschaid!!!!«
    »Etz mischermoll gschaid!!!!!«
    »ETZ MISCHERMOLL GSCHAID!!!«
    Die Worte tanzten.
    Die Buchstaben tanzten mit.
    Doktor, Doktor, Doktor!
    Natzel, Grongel, Legenz! Georg! Torga! Atze! Hans!
    Doktor, Doktor, Doktor!
    Ja, scheiße! Plötzlich ergab sich ein Sinn! Behütuns sah auf die Uhr. Er hatte die Zeit vergessen! Fünf vor sieben! Jetzt komm ich auch noch zu spät!
    Er griff einen Schein, klemmte ihn unters Glas auf dem Tisch und hastete zu seinem Auto.
    Ein Alter am Tisch machte »Hmmbff.«
    Mit Blaulicht raste er zum Flughafen. Doch gut, dass man so ein Ding dabei hat.
    »Jaczek?«
    »Ja?«
    »Kann man in den Staaten seinen Namen wechseln?«
    »Nicht einfach, aber leichter als hier. Man muss dazu …«
    Aus dem Auto hatte er Jaczek angerufen. Solche Sachen wusste der.
    »Aber Scheff, wo sind Sie?«
    Behütuns hatte schon aufgelegt.
    Beim Burger King zog er rechts an den wartenden Linksabbiegern vorbei und dann nach links, die Reifen quietschten. Tut auch mal wieder gut, dachte er. So'n bisschen rowdymäßig.
    Um 19.02
    Uhr war er am Flughafen. Das Auto ins Halteverbot, das Blaulicht packte er weg. Beherrscht eilte er durch die Ankunftshalle. Auf der Arrival-Tafel blinkte schon das »Landed«.
    Am Bierausschank stand Dr. Hartung. Kam auf ihn zu, als er ihn sah. Hartung schaute ernst. Behütuns nickte, lief weiter. Was macht der denn hier? Hab ich was übersehen?
    Der Doc schloss sich ihm an.
    Als er auf gleicher Höhe war, fragte er:
    »Sie denken das Gleiche wie ich?«
    »Möglicherweise.«
    Der war ein schlauer Kopf!
    Gemeinsam erreichten sie die Ankunftshalle. Die milchverglaste Schiebetür öffnete und schloss sich, wenn Passagiere kamen, gab für Momente Einblicke frei.
    »Können Sie da nicht rein?«, fragte Hartung.
    »Leider«, Behütuns schüttelte den Kopf. »Bin nicht offiziell unterwegs.«
    »Wie das?«
    »Ist nicht mehr mein Fall. Schon seit gestern nicht.«
    Der Doktor schwieg einen Moment. Dann sagte er:
    »Ich kenne ihn, ich werde ihn ansprechen. Dann schöpft er keinen Verdacht.«
    »Guter Plan. Danke.«
    Wollte der ihm vielleicht etwas stecken? Hing der da irgendwie drin? Ein wilder Gedanke fuhr Behütuns durch den Kopf.
    Der ist doch am See aufgetaucht. Und am Hetzles. Wo war der denn bei den anderen Morden? Sch … – das hatte er nicht recherchiert.
    Behütuns wandte sich ab, rief übers Handy Mälzer an.
    »Könnt ihr die Eingänge sperren, nur zur Vorsicht. Geht das?«
    »Zwei Minuten.«
    »Danke!«
    Keine Minute später bemerkte er, wie sich die Wachmänner, die vorher überall in der Halle waren, unauffällig Richtung Ausgänge bewegten und sich dort postierten. Professionell, dachte Behütuns.
    »Da kommt er!«, raunte Dr. Hartung.
    Ein kleiner, drahtiger Mittvierziger oder -fünfziger zog mit der Linken einen Rollkoffer hinter sich her, die rechte Hand verbunden. Er sah nicht auf, er erschien abwesend und in Eile.
    Dr. Hartung sprach ihn an.
    »Herr Dr. Grongel, entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe. Ich muss Sie einen Moment sprechen. Es wäre wichtig.«
    Grongel blickte auf.
    »Dr. Hartung? Grüß Sie Gott! Was gibt's?«
    »Ganz kurz nur, Dr. Grongel, danke.« Fast unterwürfig klang das, dachte sich Behütuns. Ob Hartung sich wohl so verstellt – oder ob das der Umgangston ist bei den Ärzten an der Klinik?
    Hartung nahm Grongel etwas zur Seite.
    »Ich brauche Ihren Rat.«
    Dr. Grongel schaute fragend. Behütuns war an sie herangetreten.
    »Um ehrlich zu sein: Ein Freund von mir braucht einen Rat.«
    Er drehte sich zu Behütuns, deutete auf ihn.
    Dr. Grongel wirkte jetzt unwirsch.
    »Was ist los? Bitte machen Sie es kurz. Ich hab wenig Zeit!«
    Behütuns hielt ihm die Hand hin.
    Grongel reichte Behütuns die Linke.
    »Verzeihen Sie, eine Verletzung.«
    Behütuns nahm die Linke.
    »Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Nein, nur eine kleine Fleischwunde. Leider ein wenig entzündet.«
    »Gartenarbeit?« Behütuns hielt die
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