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Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
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drei, vier, fünf, zählte
Nik im stillen. Da stimmt doch was nicht, dachte er, blieb stehen und sah sich
um. Der Eisenhaken schaukelte einen halben Meter über dem Fußboden. Leise
knirschte das Stahlseil, an dem er befestigt war. „Guckt euch das an!“ rief
Nik.
    Norbert und Uli wandten sich um. Mit
weit aufgerissenen Augen betrachteten sie den dicken Eisenhaken, der plötzlich
wieder nach oben schwebte. Er pendelte noch ein bißchen und hing dann ganz
ruhig, als ob er sich niemals bewegt hätte.
    „Und nun haut ab!“ heulte der Geist
mit so schauriger Stimme, daß den Jungen eine Gänsehaut über den Rücken lief.
„Verschwindet! Verduftet! Aber schnell! Waaas? Ihr steht noch immer da? Na
wartet, ich werde euch Beine machen.“
    In einer Ecke des Laderaums erhob sich
ein Wind, eine dicke feuerrot leuchtende Wolke formte sich und fegte auf die
Kinder zu. Gleichzeitig geriet ringsumher alles in Bewegung: Fässer rollten an,
Kisten schoben sich knirschend näher, Leitern staksten herbei. Höhnisches
Gelächter erscholl von überall her. Da eilten Norbert, Nik und Uli hinaus. Mit
einem Knall flog die Tür hinter ihnen zu.
    „Bäääh!“ machte Uli und streckte die
Zunge heraus.
    „Von dem haben wir uns ja ganz schön
verulken lassen“, sagte Norbert.
    „So was Dummes! Und gesehen haben wir
ihn auch nicht“, sagte Nik.
    Die Jungen waren ärgerlich. Brummelnd
stolperten sie die Treppe hinauf. Es war ziemlich dunkel.
    Plötzlich taumelten die drei
erschrocken zurück, denn kaum einen halben Meter vor ihnen trat eine
durchsichtige Gestalt aus der Wand. Ihre Beine endeten in einem Nebel, der ein
Stück über einer Stufe schwebte. Das Gesicht mit den schlaffen, faltigen
Hängebacken wurde umrahmt von farblosen Haarsträhnen. Rötliche Glotzaugen
starrten die Kinder an. Klauen mit dünnen Fingern streckten sich ihnen
entgegen. Die grünen Lippen spitzten sich. „Huuuhuuu!“ heulte der Geist los.
    „Was machst du da?“ erkundigte sich
Norbert, und seine Stimme zitterte nur ein ganz klein bißchen.
    Das Geheul brach ab. Erstaunt
klapperte der Geist mit den Augen. „Ich spuke“, gurgelte er dann und flatterte
wie ein Vogel. „Das sieht doch wohl jeder Esel.“
    „Wir fürchten uns aber nicht!“ rief
Nik.
    „Haha! Und im übrigen ist mir das auch
piepegal“, erklärte der Geist, verdrehte die Augen ganz fürchterlich und
streckte eine unendlich lange Zunge heraus. Ein seltsames, grünliches Licht
zuckte plötzlich um seine Gestalt. „Bubububuuu!“ winselte er.
    „Wer bist du?“ fragte Norbert.
    „Ein Geist natürlich!“ fauchte die
Erscheinung. „Was dachtest du denn? Der Milchmann? Zum Kuckuck, sind diese
Kinder blöd! Es macht überhaupt keinen Spaß, einen richtigen Spuk für euch zu
machen.“
    „Wir wollten doch nur wissen, ob du
der Geist des Seeräubers Ottokar bist“, sagte Nik. „Wir haben dich ja bis jetzt
noch nicht zu sehen gekriegt.“
    „Selbstverständlich bin ich das“,
antwortete der Geist verdrießlich. „Glaubt ihr vielleicht, ich ließe es zu, daß
sich hier noch andere Geister herumtreiben? Also, ich verdünnisiere mich jetzt.
Habe keine Lust, mich schwarz zu ärgern über euch alberne Gören.“
    „Ach, bleib doch noch ein bißchen!“ —
„Du bist so ein schöner Geist!“ — „Und du kannst ganz toll spuken!“
schmeichelten die Jungen.
    „Findet ihr?“ schnurrte der Geist da
und wand sich vor Entzücken wie eine Schlange. „Hmm! Ihr seid doch nicht so
dumm, wie ich dachte. Tja, ich komme allmählich wieder in Form. Muß mich
tüchtig trimmen, damit ich bald ganz fit bin. War total aus der Übung, denn ich
habe viele, viele Jahre lang nicht gespukt. Aber nun muß ich wirklich gehen.
Ich will mich noch ein bißchen aufs Ohr legen. Bald ist die nächste Führung,
und da muß ich frisch sein. Schließlich kommen die Leute ja nur meinetwegen.
Ich bin nämlich berühmt.“ Der Geist plusterte sich auf. „Ich habe dieses Schiff
gerettet. Es sollte verschrottet werden. Wenn ich nicht wäre, hätte Kapitän
Zippel die ,Mina’ verkaufen müssen.“
    „Tatsächlich?“ — „Das ist ja
großartig!“ — „Du bist einfach klasse!“ Die Jungen grinsten breit.
    „Da staunt ihr, nicht wahr?“ jaulte
der Geist erfreut. „Oooh, bei den Führungen sind die Leute schon reihenweise in
Ohnmacht gefallen“, prahlte er dann. „Und der Professor — er ist ein bißchen
verrückt...“
    „Wir kennen ihn“, riefen die Kinder.
„Was ist mit ihm?“
    „Der rennt mir dauernd
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