Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schabernack mit zwei Gespenstern

Schabernack mit zwei Gespenstern

Titel: Schabernack mit zwei Gespenstern
Autoren: M. Potthoff
Vom Netzwerk:
folgen.
    Die „Gestalt“ entpuppte sich als
schmales, braunes Holztor. Nik rüttelte an der Klinke. Nichts! Da warf er sich
verdrießlich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Tor, das nun ächzend nach
innen aufschwang. Nik fiel der Länge nach auf einen Steinfußboden. Er rappelte
sich jedoch rasch wieder auf, schlenkerte mit Armen und Beinen und verkündete
dann triumphierend: „Alles heil — und wir sind drin!“
    „Aber deine Knie bluten, und dein
schönes neues Hemd ist ganz schmutzig“, jammerte Uli. „Laß uns doch lieber
gehen.“
    „Bei dir piept’s wohl! Jetzt, wo wir
es endlich geschafft haben.“ Nik zog die Augenbrauen ganz hoch.
    „Und wenn sie uns was antun?“
fragte Uli schaudernd.
    „Wer? Die Gespenster? Du glaubst also
doch daran.“ Nik grinste. „Na ja, du bist eben noch ein Baby. Lauf nur zu Mami!
Ich untersuche die Geistervilla allein.“
    „Nein!“ erwiderte Uli nach kurzem
Zögern. „Ich geh mit.“
    „Kleine Brüder sind ja wohl das
Schlimmste!“ stöhnte Nik. „Also komm!“
    Drinnen war es dämmrig und so kühl,
daß die Jungen fröstelten. Hohe Bäume und Sträucher umgaben das Haus wie eine
Mauer. Die Fensterscheiben waren blind vor Schmutz. Nur hier und da brach ein
fahler Sonnenstrahl hindurch.
    Nik und Uli durchstöberten ein Zimmer
nach dem anderen. Leise knackten die Dielenbretter unter ihren Füßen.
Spinnweben wischten über ihre Gesichter und Staubwolken wirbelten auf. „Hier
wohnt wohl schon lange niemand mehr“, flüsterte Uli.
    „Es riecht auch so komisch.“ Nik
schnupperte. Ein süßlicher, modriger Geruch hing in der Luft. „Das kommt sicher
von den alten Möbeln“, meinte er, denn in fast allen Zimmern standen einzelne
wuchtige Möbelstücke, mit Schnitzereien verziert, das Holz wirkte fast schwarz.
„Ich möchte zu gern wissen, ob da noch was drin ist.“ Nik zog an einer
Schranktür, die sich knarrend öffnete. Heraus schoß ein dunkler Schatten, der
fiepend irgendwo verschwand.
    Uli kreischte, und Nik lachte
schallend. „Das arme Mäuschen“, sagte er. „Hat sich so erschreckt.“
    „Spinnen, Mäuse und wer weiß, was
sonst noch. Also, wenn hier keine Gespenster sind, dann gibt’s wirklich keine“,
dachte Uli, und ein Kribbeln lief ihm den Rücken hinunter.
    „Laß uns gehen, Nik“ bat er. „Wir
haben doch alles gesehen.“
    „Stimmt nicht.“ Nik zeigte auf eine
schmale Wendeltreppe.
    „Wir waren noch nicht auf dem
Dachboden. Komm! Vielleicht finden wir da oben einen Schatz.“
    „Pah!“ Uli schürzte die Lippen. „Einen
Schatz!“
    „Oder wenigstens Fledermäuse“, meinte
Nik kichernd.
    „Brrr!“ Uli schüttelte sich, folgte
seinem Bruder jedoch mit zusammengebissenen Zähnen die Treppe hinauf, da er auf
keinen Fall allein bleiben wollte.
    Als Nik die Tür zum Dachboden
aufstieß, flatterten tatsächlich einige Fledermäuse hoch. Aufschreiend
klammerte sich Uli an Nik, der im ersten Augenblick auch mächtig erschrocken
war. Er faßte sich aber rasch wieder und schob Uli fort.
    „Sei still! Die tun uns nichts.“ Dann
blickte er neugierig umher.

    Truhen aus Korbgeflecht standen da,
riesige Koffer, ausgestopfte Tiere, zerbrochene Stühle und ein Plüschsofa mit
dicken Troddeln.
    „Toll!“ rief Nik. „Ach, wenn Papi doch
dieses Haus mieten würde! Dann könnten wir uns alles mal in Ruhe ansehen.“ Er
lief auf eine Truhe zu, deren Deckel weit aufgeklappt war. „Guck mal, Uli! Da
sind alte Kleider und Anzüge drin, aus Samt und Seide und mit Spitzen.“
Begeistert wühlte Nik mit beiden Händen in der Truhe herum.
    „Iiihhh!“ quiekte er plötzlich und
fuhr zurück. „Da hat mich was gezwickt.“
    „Vielleicht eine Maus?“ meinte Uli.
    Nik antwortete nicht. Mit weit
aufgerissenen Augen starrte er auf die Truhe, als ob er dort etwas ganz und gar
Unglaubliches erblickte.
    „Was ist los?“ Uli stupste den Bruder
an.
    „Zwei... zwei... Gespenster“, raunte
Nik. „Sie steigen aus der Truhe. Siehst du sie denn nicht?“
    „Kalla-Kibit-Kokobom!“ brummte da eine
Stimme. „Er ist einer von denen.“
    „Wie bitte?“ rief Nik.
    „Wer rotes Haar ond grüne Augen hat
ond an einem neunondzwanzigsten Febroar om neun Minoten nach neun, während
eines heftigen Schneestorms geboren ist, kann ons sehen.“
    „Und die anderen Menschen nicht?“
erkundigte sich Nik. „Doch, aber nor, wenn wir es wollen!“
    „Wer... wer spricht da?“ flüsterte
Uli.
    Sekunden später erblickte er die
Gespenster. Die beiden schienen aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher