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Killing Game

Killing Game

Titel: Killing Game
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Der Winter hatte in Vegas Valley Einzug gehalten. Es wurde kalt – gemessen an den üblichen Temperaturen von Sin City. Für den kommenden Nachmittag waren höchstens zehn Grad Celsius vorhergesagt worden. Noch zu Weihnachten war das Thermometer in die Höhe geschnellt, und das Wetter hatte sich bis Silvester gehalten. Aber nun, eine Woche später, fegte ein kräftiger Wind von den Bergen herab und verwandelte die herumliegenden Abfälle auf den Straßen in gefährliche Geschosse und die Röcke der Frauen in wogende Zelte.
    Erst letzte Nacht waren dreizehn Millimeter Regen auf die Region niedergegangen. Die Stadt war in ein kaltes, feuchtes Tuch gehüllt – eine Demütigung für eine Wüstenstadt, die außerdem die Hauptstadt des Vergnügens war. Aber der Himmel drohte mit noch mehr dunkeln Wolken. Außer den Fußgängern, die ununterbrochen über den Strip patrouillierten – es waren Urlauber, deren Ferienzeit keine Rücksicht auf das Wetter nehmen konnte –, wartete der Rest der Stadt darauf dass der arktische Wind nach Osten weiterzog und es endlich wieder Frühling wurde.
    Die Kälte hielt Touristen jedoch nicht davon ab, in die Kasinos zu stürmen. Die Einheimischen hingegen behielten lieber die Zeitungen und das Fernsehen im Auge, denn Washington D.C hatte anstelle von Vegas die Chance erhalten, sich die Major-League-Rechte zu sichern, die Montreal zum Ende der Saison verloren hatte. Auf dem Nährboden allgemeiner Zustimmung hatte die Hauptstadt der Nation den Traum von einem Vegas-Baseball-Club in der Major League ein weiteres Mal platzen lassen. Aber noch war eine Erweiterung der Liga im Bereich des Möglichen, und das gab Anlass zur Hoffnung.
    Das war wohl die einzige Sache, an der es in Sin City niemals mangelte: die Hoffnung. Beispielsweise konnte der Grundwasserspiegel eines Baulandes noch so hoch steigen – die Bewohner von Vegas ignorierten das und hofften stattdessen auf üppige Gewinne aus einem über Jahre hinweg unbrauchbaren Gelände.
    Solange der Besucherstrom nicht abriss – und das tat er nicht, derzeit kamen täglich an die hunderttausend Besucher in die Stadt und der McCarran-Airport verzeichnete soeben einen Rekord von 41,4 Millionen Reisenden – konnten die Dinge immer noch größer und schöner werden.
    Vegas hatte schließlich gerade erst die zweitgrößte Silvesterfeier der Vereinigten Staaten ausgerichtet. Platz zwei hinter der Feier am Times Square in New York. Mehr als eine Viertelmillion hatten die letzten zehn Sekunden des Jahres dieses Mal in Vegas heruntergezählt, und im nächsten Jahr würden es noch mehr sein, wenn der Trend anhielt.
    Politiker wie Rory Atwater vergeudeten keine Zeit damit, den Erfolg des LVPD, das immerhin eine Festnahmequote von etwa fünfundneunzig Prozent vorweisen konnte, zu feiern. Aber er informierte die Reporter darüber, dass – auch wenn die Verbrechensquote im Vorjahr zugegebenermaßen um neun Prozent zugelegt hatte – sein Department einen beachtlichen Rückgang der Gewaltverbrechen aufweisen konnte. In den vergangenen zwölf Monaten passierten weniger Morde, Vergewaltigungen, Raubüberfälle und Diebstähle, und auch in diesem Jahr würde das LVPD diesen Weg fortsetzen. Gewaltverbrechen auf einem niedrigen Niveau zu halten, machte die Stadtväter glücklich – Statistiken dieser Art wurden in überregionalen Zeitungen gedruckt und von unzähligen Touristen gelesen.
    Und das war nicht die einzige gute Neuigkeit: Allein im letzten Jahr hatte die Rekordzahl von 37,4 Millionen Touristen die Stadt um 32 Milliarden Dollar reicher gemacht. Solange das Geld in solchen Strömen floss, war es egal, dass das Wasser knapp war. Schließlich konnte man immer auf stärkere Getränke ausweichen.
    Der hypnotische Reiz, den diese Stadt auf das amerikanische Volk ausübte, hatte sich seit den sechziger Jahren, in denen Benjamin »Bugsy« Siegel das Flamingo erbaut hatte, verändert, war aber trotzdem immer noch spürbar. Als die coolen Sechziger des Rat Packs vorüber waren, und Vietnam das Land in zwei Lager spaltete, hatten die Kasinos einen Rückgang der Besucherzahlen hinnehmen müssen und ihre Strategie verändert. In Vegas hatte man immer etwas in der Hinterhand. Und so verwandelte sich Sin City nach und nach in ein Disneyland mit Spielkasinos.
    Die Touristenströme stiegen wieder an. Als dann die familienfreundliche Atmosphäre nicht mehr im Trend lag, mutierte die Stadt zu einem riesigen Spielplatz mit einer großen Portion Hollywoodglamour. Eine
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